Fürth: Norma macht Platz für Uvex und 165 Wohneinheiten
23.7.2015, 06:00 UhrDies passiert in Regie des Evangelischen Siedlungswerks und zu einem großen Teil für Menschen mit schmalem Geldbeutel.Gleich von einem „neuen Stadtteil“ zu sprechen, das ist vielleicht doch ein bisschen zu hoch gegriffen. Kaum, dass ihm diese Aussage über die Lippen gekommen ist, relativiert Norma-Vorstand Gerd Köber sie deshalb wieder. Doch alle Beteiligten sind sich beim Pressetermin auf dem 94 Jahre alten Gelände mit der Firmenzentrale von Norma einig: Umwälzungen wie diese gibt es in Fürth nicht alle Tage.
Knapp 40 000 Quadratmeter umfasst das ungeahnt verschachtelte Areal, das nun komplett neu genutzt wird. Rund 6000 davon hat Norma an Uvex, den stetig wachsenden Hersteller von Schutz- und Sicherheitsprodukten für Beruf, Sport und Freizeit, verkauft, der seine Firmenzentrale über die Würzburger Straße hinweg ausdehnen möchte; beide Komplexe soll künftig eine Brücke über die vielbefahrene Hauptverkehrsroute verbinden. „Das ist für uns eine einmalige Gelegenheit, am Standort zu erweitern und ein ganz klares Bekenntnis zu Fürth“, sagt Uvex-Chef Michael Winter.
Büros als Schallschutzriegel
Die Freude im Rathaus ist nicht minder groß. Fürths „internationales Aushängeschild Nummer eins“, so Oberbürgermeister Thomas Jung, könne man damit dauerhaft an die Stadt binden. Frühestens Anfang 2018 wird Uvex mit dem Bau des Büroriegels entlang der Würzburger Straße beginnen, der gleichzeitig als Schallschutzwand für das Wohngebiet dahinter dienen wird.
Dessen Häuser entstehen in Regie des Evangelischen Siedlungswerks Bayern (ESW) schon zuvor – und sie werden den weit größeren Teil des Geländes belegen. Voraussichtlich Mitte 2017, wenn Norma seine alte Heimat endgültig verlassen und die Gebäude abgerissen hat, legt das ESW aus Nürnberg auf den rund 30.000 Quadratmetern los.
Normalerweise, erklärt Geschäftsführer Hannes B. Erhardt, könne ein eher sozial orientiertes Unternehmen wie das seine bei derartigen Grundstücksgeschäften „nicht mitbieten“. Die Firma Norma aber stehe zu ihrem Wort, habe auf mehr Profit verzichtet und sei dem ESW preislich entgegengekommen.
Das auch für die Rathaus-Chefetage durchaus gelegen kommende Resultat: Jenseits der Hansastraße, auf dem an den Kieselbühl angrenzenden Teil des Areals, den freilich nur die wenigsten überhaupt mit Norma verbinden, sind 45 Reihenhäuser der besonderen Art geplant. Sie sollen, so Erhardt, sehr günstig zu haben sein und dennoch „architektonisch anspruchsvoll“. Auf der anderen Seite, im Winkel zwischen Hansastraße und Würzburger Straße, sind – vorerst noch provisorisch abgeschirmt durch einen bepflanzten Schallschutz-Erdwall – Häuserzeilen mit 104 Mietwohnungen vorgesehen. Teils werden sie normal, teils sozial finanziert, auch ein spezieller Trakt für Waisenkinder ist inbegriffen. Im hinteren und abgelegensten Bereich schließen sich 16 Doppel- und Reihenhäuser an.
Insgesamt soll das neue Quartier 15.000 Quadratmeter Wohnfläche umfassen. Damit wird Fürth für den kirchlichen Bauträger einer der besonders bedeutenden Standorte, nachdem das ESW bereits in seinem „Finkenpark“ die früheren WBG-Häuser auf der Schwand mit hohem Millionenaufwand modernisiert hat.
Man glaube, eine Lösung gefunden zu haben, „die allen gerecht wird“, meint Fürths Norma-Niederlassungsleiter Christoph Hegen, von einer „Vierfach-Win-Situation“ spricht der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller: Norma und Uvex können sich wie gewünscht ausdehnen, das ESW kann weiteren erschwinglichen Wohnraum schaffen – und die Stadt profitierte ohnehin von alledem. Oder um es mit den Worten des Oberbürgermeisters auszudrücken: „Besser hätte es für Fürth nicht laufen können.“
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