Fürth rückt ins Visier der Plagiat-Fahnder
11.2.2006, 00:00 UhrDickie erhielt zwar keinen der drei «Negativpreise“, aber ebenso wie sechs andere Firmen eine «Anerkennung“. Vergeben wird der so genannte «Plagiarius“, ein schwarzer Gnom mit goldener Nase, von einer Fachjury, der unter anderem Vertreter aus den Bereichen Design, Rechtsschutz, Wirtschaft und Medien angehören. Dass es sich nicht etwa um einen Scherz handelt, zeigt das Selbstverständnis von «Plagiarius“, eines Vereins, der «die Skrupellosigkeit und Ideenarmut von Nachahmern ins öffentliche Bewusstsein rückt“. Die Produkt- und Markenpiraterie habe «ein erschreckendes Ausmaß angenommen“: Weltweit entstehe jährlich ein Schaden von 200 bis 300 Milliarden Euro.
Dass nun Fürth ins Visier der Plagiat-Fahnder gerückt ist, liegt am «Manitou Teleskoplader MLT 633“ — einem Spielzeug, das Paul Heinz Bruder als eine Art Zwitter aus Kran und Bagger beschreibt. Nachdem Bruders Firma den Manitou über die Müller-Kette und Karstadt in den Handel gebracht hatte, habe er feststellen müssen, dass der Lokalrivale Dickie ein annähernd identisches Produkt anbot.
So weit, so korrekt: Denn beide Unternehmen hatten vom französischen Baufahrzeugproduzenten «Manitou“ die Lizenz erworben, dessen Original als Spielzeugversion nachzubauen. Allerdings, so Bruder, hatte seine Firma Konstruktionsdetails abgeändert und die Bereifung in einem speziellen Verfahren hergestellt, auf das ein Patent angemeldet wurde. Diese Details habe er auch in der Dickie-Version wieder entdeckt, weshalb er bei der Konkurrenz vorstellig wurde — und per Unterlassungserklärung dafür sorgte, dass deren Manitou aus dem Handel verschwand. Bruder, schon mehrfach das Opfer von Plagiatoren, hält das für dringend geboten, wie er auf FN-Anfrage sagte. «Es gibt viel zu wenige, die sich gegen so etwas wehren“, sagt er. «Es handelt sich schließlich um geistiges Eigentum, in das man investiert hat und das man schützen muss.“
Uwe Weiler, Geschäftsführer von Dickie, bestätigt den Vorfall mit der Bereifung. Nach seiner Darstellung habe man aber keinesfalls bewusst kopiert. Die Räder stammten von einem chinesischen Zulieferer; dass dieser nach dem Bruder-Verfahren herstellte, habe man nicht geahnt. Von Bruder darauf aufmerksam gemacht, sei prompt die Unterlassungserklärung unterzeichnet und der Manitou zurückgezogen worden — «obwohl es gereicht hätte, die Räder auszutauschen“, so Weiler. Man habe jedoch das «gutnachbarschaftliche Verhältnis nicht gefährden wollen“.
Dass Dickie nun dennoch als Plagiator gebrandmarkt werde, empört Weiler. Sein Unternehmen erwäge rechtliche Schritte dagegen, zumal der Dickie-Manitou sich eben doch vom Bruder-Modell unterschieden habe. «Wir hatten Batterieantrieb und Geräuscheffekte“.
So recht mag Paul Heinz Bruder das nicht nachvollziehen. Ein so erfolgreiches Unternehmen wie Simba-Dickie, einer der Platzhirsche im europäischen Spielwarensektor, «hat doch Produktmanager und weiß auf dem Markt Bescheid“. Das — wenn auch unabsichtliche — Abkupfern von Produktteilen, noch dazu eines örtlichen Mitbewerbers, müsse angesichts dessen eigentlich ausgeschlossen sein.
Dennoch hege er «keinen persönlichen Groll“ gegen Simba-Dickie, versichert Bruder. «Schließlich muss man am Standort zusammenleben.“