Fürth: Stadtrat will Achs neue Multiplex-Kinopläne stoppen
24.7.2014, 19:00 UhrDie Ratsentscheidung kam überraschend, denn die Stadtspitze war mit einem defensiveren Beschlussvorschlag in die Sitzung gegangen. Man wollte Ach mit einem Nachtrag zum Kaufvertrag über das Grundstück an der Gebhardtstraße lediglich auf rechtlich verbindliche Termine für Baubeginn und Fertigstellung festnageln. Von gestalterischen Fragen war darin nicht die Rede. Doch in den Reihen des Stadtrats hatte sich offensichtlich weit mehr Unmut breitgemacht als erwartet.
Geduld erschöpft
Mehrere Redner , sagte Oberbürgermeister Thomas Jung am Abend im Gespräch mit den Fürther Nachrichten, hätten zum Ausdruck gebracht, dass „ihre Geduld erschöpft ist“, das Stimmungsbild quer durch alle Reihen sei klar gewesen: Man bestehe auf dem Bau des Kinos bis spätestens Ende Oktober 2015, und zwar nach jenem Konzept, das dem – damals ebenfalls einstimmigen – Zuschlag des Stadtrats für Alfred Ach im Juli 2012 zugrunde lag.
Entworfen hatte es der erfahrene Münchner Kino-Architekt Walter Achatz; doch jüngst überraschte Bauherr Ach mit der Nachricht, er habe sich von Achatz getrennt, weil dessen Pläne „unzureichend“ gewesen seien – ein Vorwurf, den der Architekt vehement zurückweist.
Ach präsentierte unterdessen einen neuen Planer, einen Bauingenieur und Kinobetreiber aus Aichach. In einem Facebook-Eintrag Achs ist von einem „jüngeren, aber dennoch erfahreneren Kinoteam“ die Rede. „Unser neues Multiplex-Kino in Fürth wird nun endlich Wirklichkeit“, schrieb Ach – in Großbuchstaben und versehen mit drei Ausrufezeichen, die Optimismus signalisieren sollten.
Doch Fürths Kommunalpolitiker wollten den Schwenk nicht nachvollziehen. In der Sitzung, so ist zu hören, sei das Entsetzen über die modifizierten Pläne, die noch nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren, groß gewesen. Vor allem der Verzicht auf den opulenten Glaskegel, den der ursprüngliche Achatz-Entwurf enthalten hatte, sorgte für Unmut. Von „Schachtelarchitektur“ und der Anmutung einer Feuerwehrhalle sei die Rede gewesen. Hinzu kam der Ärger darüber, dass man seit zwei Jahren vergebens darauf wartet, dass der frühere Betreiber des City-Kinocenters mit seinem neuen Projekt neben den Bahngleisen endlich in die Gänge kommt. Eröffnungstermine waren mehrfach genannt und dann wegen unerwarteter Probleme, wie es stets hieß, wieder verworfen worden – zuletzt Weihnachten 2014.
Ach indes ließ noch am Abend auf Anfrage unserer Redaktion keinen Zweifel daran, dass er den Ratsbeschluss für nicht nachvollziehbar hält: „Ich habe eine Baugenehmigung der Stadt, und da steht nirgends drin, wie ich mein Kino zu gestalten habe.“ Zudem habe er die – im Frühjahr wacklige – Finanzierung und einen Bauzeitenplan, wie vom Wirtschaftsreferenten gewünscht, jetzt glaubwürdig dargelegt. Man werde deshalb im Oktober beginnen und, milde Witterung vorausgesetzt, Pfingsten 2015 mit dem „schönen neuen Kino“ fertig sein.
Sollte Ach auf dieser Haltung beharren, könnte ein Rechtsstreit mit der Stadt die Folge sein, wie Thomas Jung einräumt. „Das kann man auf keinen Fall ausschließen“, formuliert der OB vielsagend. Auch er weiß: Die einst hochfliegenden und von der Stadtspitze vollmundig beworbenen Kinoträume könnten sich dann in einem langwierigen juristischen Hickhack zum Debakel wandeln.
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