Fürth: Südstädter kämpfen für alte Bäume
20.7.2016, 12:00 Uhr„Kein Kahlschlag in der Austraße“, lautet die Forderung, die der örtliche BN-Vorsitzende Reinhard Scheuerlein sowie Mitglieder und Anwohner bei einem Ortstermin vorbrachten. Bereits seit Jahren werde durch die intensive Bautätigkeit in Fürth immer wieder wertvoller Baumbestand beseitigt oder beeinträchtigt. Damit sich dies nicht auf dem Grundstück an der Ecke von Au- und Flößaustraße wiederholt, soll der Stadtrat den entsprechenden „Uralt-Bebauungsplan“ ändern.
„Es geht uns nicht darum, jeden einzelnen Baum zu erhalten“, stellt Scheuerlein klar, „sondern um angepasste Bauweisen, die dazu beitragen, auch künftig der Natur in der Stadt eine Chance zu geben.“ Schließlich hätten Stadtbäume gleich mehrere Funktionen, die sich positiv für Natur und Mensch auswirken: Sie bereicherten das Wohnumfeld und das Stadtbild, seien Lebensraum und sorgten für ein gesundes Klima. Ein Baum könne an einem einzigen Tag den täglichen Sauerstoffbedarf von zehn Menschen decken. Zudem leisten Eichen, Ahorn & Co. einen Beitrag zur Filterung von Staub und Schadstoffen aus der Luft.
Stadt bestätigt Gespräche
Über das Areal in der Austraße hat es bereits Verhandlungen zwischen Stadt und möglichen Investoren gegeben. Das bestätigte auf FN-Nachfrage der Leiter des Stadtplanungsamts, Dietmar Most. Man habe sich vor etwa drei Monaten ausgetauscht – doch seither habe sich nichts weiter bewegt. „Natürlich sind wir bemüht, den Baumbestand nicht zu sehr zu beeinträchtigen, wenn Interessenten kommen,“ betont Most. Aktuell gebe es für das Villengrundstück jedoch keine konkreten Überlegungen.
Um die Stadtbäume künftig besser zu schützen, verlangt der BN, die Bebauungspläne zu überarbeiten, die zum Teil noch aus den sechziger und siebziger Jahren stammen. Dies sei möglich — insbesondere wenn die Bebauung mehr als sieben Jahre nach Inkrafttreten des Plans nicht verwirklicht wurde.
Unterstützung erhalten die Naturschützer im Fall Austraße vom stellvertretenden Stadtheimatpfleger Lothar Berthold. Er sei bereits vom Landesamt für Denkmalpflege gebeten worden, im Hinblick auf die Sandsteinvilla und ihr parkähnliches Umfeld aktiv zu werden. „Natürlich braucht Fürth neuen Wohnraum, aber muss man dafür ausgerechnet die wertvollsten Grundstücke opfern?“, fragt Berthold und fordert: Stadtverwaltung und Stadtrat müssten „den Willen haben, den Bebauungsplan auch einmal zu ändern“.
Die Ansicht, es gebe kaum noch Raum zum Bauen, teilt Berthold nicht. Man müsse sich nur einmal das andere Ende der Flößaustraße ansehen. Dort und im weiteren Umfeld seien viele Flächen mit Schuppen und Garagen „minderwertig“ bebaut.
Auch Anwohner machten sich beim Ortstermin für den Erhalt des Umfelds stark. Ohne Bäume werde die Stadt zunehmend gesichtslos: „Und was bezweckt denn die Verwaltung mit einer Umfrage, wo denn neue Bäume gepflanzt werden sollen, wenn sie diese hier gleichzeitig umhauen lassen würde?“, fragen sie.
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