Fürth trauert um Uwe Lichtenberg
12.5.2011, 10:10 UhrOberbürgermeister Thomas Jung zeigte sich tief betroffen. „Die Stadt Fürth trauert um ihn“, so Jung, der an die Verdienste seines Parteifreunds erinnerte. Mit Lichtenberg verliere Fürth „eine wichtige Persönlichkeit, die unsere Stadt geprägt und positiv beeinflusst hat“.
Wichtige Projekte wurden unter Lichtenbergs Ägide angeschoben. Dazu gehören der Neubau und die Sanierung des Klinikums, die Generalsanierung des Rathauses, der Ausbau des Busnetzes und die Verlängerung der U-Bahn. Er forcierte zudem die Ansiedlung von Firmen, darunter innovative Unternehmen wie solid und Euromed. Durch regelmäßige Einladungen ehemaliger jüdischer Bürgerinnen und Bürger trug er zu einer erheblichen Verbesserung der deutsch-jüdischen Beziehungen in Fürth bei.
Wenig begeistert
Dass er vor heiklen Entscheidungen nicht zurückschreckte, zeigte Lichtenberg, als er die Schließung der Kraftwerke in den Fürther US-Kasernen veranlasste und damit die Luftqualität verbesserte. Durchhaltevermögen erforderte auch sein Einsatz für die Friedenspolitik: Gegen den erklärten Widerstand der bayerischen Staatsregierung wurde die Stadt Mitglied im weltweiten Bündnis „Gemeinden für den Frieden“.
Dabei war Lichtenberg von Fürth anfangs wenig begeistert, wie er vor zwei Jahren anlässlich seines 75. Geburtstags bekannte. „Grau und trist“ sei ihm die Stadt vorgekommen, doch im Lauf der Zeit habe er sie lieben gelernt. Erste Fürther Station war für ihn 1958 das städtische Jugendamt, in dem er als frisch diplomierter Sozialpädagoge zu arbeiten begann.
Zuvor hatte Lichtenberg, der in Ahrensburg bei Hamburg zur Welt kam und in Oberbayern aufwuchs, eine Lehre als Einzelhandelskaufmann absolviert und danach auf Diakon umgesattelt. Gedacht habe er damals eher konservativ, verriet er unserer Zeitung im Kommunalwahlkampf 1996. Doch bei all dem sozialen Elend, das er in den Quartieren am Gänsberg hautnah erlebte, sei nur die SPD für ihn in Frage gekommen, in der er sich 1959 zu engagieren begann.
1966 zog er in den Fürther Stadtrat ein, wurde Chef der Fürther Jusos und war von 1972 bis 1975 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rathaus, bevor ihn der Stadtrat zum Sozial- und Krankenhausreferenten wählte. 1984 schließlich kandidierte der damals 49-Jährige für das Oberbürgermeisteramt, das der legendäre Kurt Scherzer (FDP) aus freien Stücken geräumt hatte.
54 Prozent der Wählerinnen und Wähler votierten für Lichtenberg; sechs Jahre später wurde das überaus populäre Stadtoberhaupt mit 57 Prozent in seinem Amt bestätigt. Das für ihn unerwartete Aus folgte bei der nächsten Kommunalwahl 1996: Sein CSU-Herausforderer Wilhelm Wenning schlug den SPD-Mann in der Stichwahl mit hauchdünner Mehrheit.
Völliger Rückzug
Wie kalt ihn diese Niederlage, die er später vor allem auf strittige Großprojekte wie die U-Bahn und die Müll-Schwelbrennanlage am Hafen zurückführte, erwischte, zeigte sich an Lichtenbergs Reaktion: Er zog sich vollkommen aus dem politischen Betrieb zurück; lediglich jährliche Radtouren und Wanderungen mit seinen ebenfalls ausgeschiedenen OB-Kollegen und Parteifreunden aus Nürnberg und Erlangen, Peter Schönlein und Dietmar Hahlweg, blieben als Relikt.
Stattdessen verwendete Lichtenberg viel Energie darauf, seinen Enkel Guido großzuziehen, um den sich die Eltern aus persönlichen Gründen nicht kümmern konnten. In seinem Poppenreuther Haus durfte sich Lichtenberg, selbst Vater von zwei Söhnen und einer Tochter, auf diese Weise im fortgeschrittenen Alter noch einmal mit Windelwechseln und Füttern statt mit städtischem Haushalt und politischen Debatten beschäftigen. Der Ex-OB, Fan des satirischen Dichters Eugen Roth, nahm es mit Humor: Er bezeichnete sich augenzwinkernd als „alleinerziehenden Großvater“.
Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, 16. Mai, um 12 Uhr auf dem Fürther Friedhof an der Erlanger Straße statt.
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