Fürth will wohnungslose Menschen besser begleiten
12.6.2020, 06:00 UhrRund 120 Menschen, die keine Wohnung haben, werden zurzeit von der Stadt Fürth mit einem Dach über dem Kopf versorgt. Sie leben überwiegend im sogenannten Übergangswohnheim in der Oststraße, das für viele leider dauerhaft zum Zuhause geworden ist.
Etliche von ihnen haben kaum Chancen, auf dem umkämpften Wohnungsmarkt das Vertrauen von Vermietern zu gewinnen. Andere schaffen es nicht, ihr Leben konstant in den Griff zu bekommen.
Glücklich ist man damit im städtischen Sozialreferat nicht. Seit längerem will man sich beim Thema Wohnungslosigkeit neu aufstellen, bessere Angebote entwickeln. Nun hat die Stadt die Caritas mit ins Boot geholt: Der Wohlfahrtsverband ist dabei, ein Konzept für die Wohnungslosenhilfe zu erarbeiten, wie Thomas Bergsch, im Sozialamt zuständig fürs Thema Wohnen, erklärt.
"Not sehen – und handeln ist dabei unser Motto", betonte der geschäftsführende Vorstand der Fürther Caritas, Michael Bischoff, bei einem gemeinsamen Termin, bei dem er eine Spende in Höhe von 10 000 Euro von der Manfred-Roth-Stiftung entgegennehmen konnte.
Das Projekt "Neukonzeption der Obdachlosen- und Wohnungslosenarbeit" wird zum großen Teil vom bayerischen Sozialministerium gefördert, die Caritas stemmt dabei allerdings einen Eigenanteil von 35.000 Euro. Umso dankbarer zeigte sich die Verbandsspitze für die Unterstützung. Man verfolge das Ziel, so Bischoff, Wohnungslosigkeit zu vermeiden und Betroffene so schnell wie möglich wieder zu reintegrieren. "Wir wollen vor allem Familien aus den Obdachlosen-Unterkünften herausholen", sagt Bergsch.
Fürth möchte dabei einen neuen Ansatz verfolgen, erklärt auf Nachfrage Sozialamtsleiterin Michaela Vogelreuther – mit einer intensiveren Betreuung, als es derzeit möglich sei. Konkret will man im Wohnprojekt Spiegelfabrik – dort besitzt die Stadt eine Wohnung – erproben, ob sich etwa eine Familie aus der Oststraße hier mit externer Begleitung wieder ein selbstständiges Leben aufbaut.
Spiegelfabrik: Ein Zuhause für alle Generationen
Ein Jahr soll sie dabei unterstützt werden, "wir hoffen, dass die Leute dann langfristig wieder eine Wohnung halten können". Sind die Erfahrungen gut, will die Kommune an Bauträger herantreten, um mehr Betroffenen eine Chance zu eröffnen. Für das Gesamtkonzept wird die Caritas Experten der Stadt sowie der Koordination Wohnungslosenhilfe Nordbayern hören und Beispiele aus anderen Kommunen vergleichen.
Problematische Zustände in der Oststraße
Daneben befasst sich das Sozialreferat mit Vorplanungen für eine neue Obdachlosen-Unterkunft. Die Zustände in den drei Häusern in der Oststraße haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Die räumlichen Gegebenheiten trugen dazu bei, dass es zunehmend konfliktreich zuging.
Strafentlassene, Alkoholiker und Drogensüchtige wohnen hier, außerdem Frauen und Männer mit schweren psychischen Problemen. Für viele von ihnen sei die Oststraße nicht der richtige Ort, sagte Vogelreuther schon 2017. Plätze für betreutes Wohnen aber fehlen vielerorts.
Bessere Bedingungen will die Stadt langfristig mit einem Neubau an anderer Stelle schaffen. Das Haus in der Oststraße 112 behält sie voraussichtlich, die Gebäude 108 a und b aber werden sich wohl nicht zufriedenstellend umgestalten lassen. Ein Abriss gilt als wahrscheinlich.
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