Fürther Bahnhof bekommt keine Förderung für Barrierefreiheit
31.5.2020, 16:05 UhrUnd auch aus dem Rathaus dringt mit Blick auf die aufwändige Sanierung der langjährigen Problem-Immobilie Frohlocken. Schon seit einiger Zeit ist an der Rückseite des historischen Ensembles, zu den Gleisen hin, das Gerüst verschwunden, der Blick auf die instandgesetzte Fassade frei. Der gereinigte und reparierte Sandstein strahlt frisch, neue Fugen, neue Fenster, überarbeitete Balustraden und ein neues Dach sorgen für einen schmucken Eindruck.
Bis zum Herbst, sagt Streng, wird die Frontseite, zum Bahnhofplatz hin, ähnlich aufgehübscht, auch den Innenausbau forciert man. Im Frühjahr 2021 soll der komplette Komplex fertig sein. Wie berichtet, will der Investor ihn in enger Absprache mit dem behördlichen Denkmalschutz so herrichten, dass er dem Zustand zur Zeit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert möglichst nahe kommt – inklusive Fliesen nach historischem Vorbild im Zugangsbereich.
In einem der Seitentrakte wird die städtische Tourist-Info untergebracht, im anderen die infra mit ihrem Nahverkehrsservice. Vorgesehen ist zudem ein Bäcker mit Bewirtung, im Untergeschoss zieht Brezen-Kolb dort ein, wo früher Greller eine Filiale betrieb. In der Halle bleiben das Reisezentrum der Bahn und der Buchhandel; ein paar Büroflächen im Gebäude seien noch zu haben.
Vom Gedanken an weitere Gastronomie, die sich viele, inklusive Stadtoberhaupt, so sehr wünschen, hat sich Philipp Streng indes endgültig verabschiedet, wie er sagt. Zum einen wäre es ihm "zu viel Gastro geworden", zum anderen sei "das Betreiberangebot nicht so überzeugend" gewesen.
Nur über Treppen
Davon einmal abgesehen also reichlich Grund zur Freude bei der Stadt – wäre da nicht die Sache mit der Barrierefreiheit, die seit langer Zeit für den Haltepunkt gefordert wird, auf dessen Bahnsteige Kunden nach wie vor nur über Treppen gelangen. Und die doch wieder in weitere Ferne zu rücken scheint.
Denn während das Land Bayern zugesagt hat, für die Planungsfinanzierung geradezustehen, kommen vom Bund Störsignale: Wie man in Fürth dieser Tage erfahren musste, legt Berlin zwar ein Förderprogramm für den barrierefreien Ausbau deutscher Bahnhöfe auf – allerdings gelte dafür eine Obergrenze von 4000 Ein- und Aussteigern am Tag. In Fürth sind es über 10.000.
"Allerhand" sei das, schimpft Fürths SPD-Oberbürgermeister im Gespräch mit den FN. Ebenso wie zuvor die CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger hat Thomas Jung deshalb nun einen Beschwerdebrief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf den Weg gebracht und um anderweitige finanzielle Unterstützung gebeten.
"Erbärmlich und traurig" fände er, gerade angesichts der vielversprechenden privaten Sanierung des Gebäudes, wenn einer der größten bayerischen Bahnhöfe weiter nicht zum Zuge kommt, heißt es in Jungs Schreiben.
Kürzlich, erzählt der OB, sei er privat in Hessen unterwegs gewesen, da komme man "an jedem Dorfbahnhof barrierefrei zum Gleis". Fürth hingegen warte "seit Ewigkeiten darauf". Das, so Jung, sei doch "geradezu abenteuerlich".
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