Die "Goldlösung"
Fürther Feuerwache bekommt Graffiti für 38.000 Euro
16.12.2021, 12:40 UhrEr sei "fast vom Stuhl gefallen", gestand Michael Au (CSU) bei den städtischen Beratungen zum Etat 2022, in dem sich auch dieses Vorhaben niederschlägt. Sein Parteikollege Maximilian Ammon zeigte sich ebenfalls skeptisch: Er finde das Projekt grundsätzlich gut, bei der Summe sei ihm gerade angesichts der angespannten finanziellen Lage der Stadt aber "der Kinnladen schon auch runtergefallen". Und Stephan Eichmann (FDP) – "Das Projekt ist gut, ich befürworte es im Grundsatz" – argwöhnte gar, hier seien doch "Fantasiezahlen eingesetzt" worden.
Die Anregung für das Ausnahme-Graffiti kam von den Grünen, verwirklicht werden soll das Ganze zwischen Mai und September 2022 in Kooperation mit dem Fanprojekt der SpVgg Greuther Fürth und dem Kinder- und Jugendhaus Catch Up. Eine fachliche Expertise liegt vor, erstellt wurde sie von der Graffiti-Agentur Style Scouts.
Angegeben sind beispielsweise knapp 12.000 Euro für Gerüstaufbau, Abdeckarbeiten, Grundierung, Schutzlack, 11.000 Euro für Farbe, Werkzeug und anderes Material und 7.300 Euro für Honorare für Workshop-Dienstleister zu Konzeption, Planung und Umsetzung. Baureferentin Christine Lippert verwies als Erklärung auf "einfach gigantische Baupreise".
Dennoch warb sie für das Projekt, das nach den Vorstellungen der Grünen, so Stadtrat Felix Geismann, Jugendpädagogik in Corona-Zeiten mit der Gestaltung einer riesigen Wand verbinden und der Stadt bestenfalls einen hohen Reinigungsaufwand ersparen soll. Eine Argumentation, der sich die Referentin voll und ganz anschloss. Sie verstehe, sagte sie, dass die Stadträte in den Etatberatungen Disziplin wahren müssten, dass sie abzuwägen hätten, was sie bezuschussen und was nicht. Aber: Hier sei das Geld gut eingesetzt. Denn: "Wir werden hier sonst regelmäßig Schmierereien entfernen müssen." Und das für teures Geld.
Erst im Frühjahr hatten Sprayer den Schlauchturm der neuen Wache an der Kapellenstraße besprüht. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, nach einer ersten groben Schätzung wurden die Kosten für die Beseitigung auf rund 30.000 Euro geschätzt.
Ein legales Graffiti an der rückwärtigen Fassade der Wache, die an den Radweg parallel zur Rednitz angrenzt, ist laut Lippert als Präventivmaßnahme zu begreifen, als Schutz vor Vandalismus. Erfahrungsgemäß würden solche Kunstwerke beziehungsweise "legal walls" in der Szene respektiert, argumentieren auch die Grünen. Zu guter Letzt führte die Referentin die Dimension der Wand ins Feld, um die es geht. 260 Quadratmeter ist sie groß. Eine solche Fläche habe es in Fürth und auch in Nürnberg noch nicht gegeben.
Jugendreferent Benedikt Döhla gestand, auch er habe sich über die Kosten zunächst gewundert. Doch sei ihm angesichts der Größe der Wand klar geworden, dass man sich da nicht einmal hinsetze, das Bild müsse in Parzellen aufgeteilt werden, die Arbeit auch mit Jugendlichen aus dem Jugendhaus Hardhöhe sei ein längerer Prozess, das sei nicht mit einem Workshop erledigt.
Maurice Schönleben (SPD) sagte, Jugendarbeit gebe es nun mal nicht zum Nulltarif. Das Graffiti-Projekt sei eine "Goldlösung, und zu der stehen wir auch. Wir vermuten Einsparungseffekte über Jahrzehnte." Und Grünen-Stadtrat Geismanns Kommentar lautete: "Lassen Sie’s uns g’scheit machen, aber so sparsam wie möglich."
Das letzte Wort hatte der Bauausschuss. Dort versicherte Baureferentin Lippert, man werde sparen, wo das möglich ist. Dann gab es grünes Licht von allen Fraktionen.
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