Mobile Impfkonzepte in Arbeit

Fürther Impfzentrum reduziert Öffnungszeiten

Birgit Heidingsfelder

E-Mail zur Autorenseite

9.9.2021, 06:00 Uhr
Fürther Impfzentrum reduziert Öffnungszeiten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Virologe Christian Drosten hat soeben beklagt, dass die bundesweite Impfquote – knapp 62 Prozent der Gesamtbevölkerung gelten aktuell als vollständig immunisiert – zu niedrig ist, um eine neue Welle mit vollen Intensivstationen zu verhindern. 85 Prozent wären dafür laut Robert-Koch-Institut nötig. Im Fürther Impfzentrum ist man trotzdem stolz auf den Verlauf der Kampagne.

Man habe "sehr viel erreicht", befand nun der Ärztliche Leiter der Einrichtung, Dr. Michael Hubmann. Dass jetzt, zum Ende der Sommerferien, fast 70 Prozent derer, die überhaupt geimpft werden dürfen, also alle Menschen ab zwölf Jahren, vollständig geimpft sind, ist nach Hubmanns Überzeugung eine "wahnsinnige Leistung". Es sei an der Zeit, den Menschen danke zu sagen – "toll, dass ihr mitgemacht habt".

Erst Mitte August hat die Ständige Impfkommission Stiko eine generelle Impfempfehlung ab zwölf Jahren ausgesprochen. Im August erhielten laut Landratsamtssprecher Christian Ell in der Stadt und im Landkreis 1080 Zwölf- bis 19-Jährige eine Erst- und 1864 eine Zweitimpfung.

Bundesweit steige die Impfquote in dieser Altersgruppe nun kontinuierlich, so Hubmann. Aktuell liegt sie bei 34,9 Prozent. Der Mediziner rechnet mit einer weiteren Zunahme – auch, weil die Staatsregierung kurz vor Schuljahresbeginn angekündigt hat, dass geimpfte Kinder und Jugendliche keinen negativen Corona-Test mehr vorweisen müssen und dass sie in der Regel von Quarantäne-Maßnahmen verschont bleiben, wenn sie Kontakt zu infizierten Mitschülern oder -schülerinnen hatten.

Eine gesamtgesellschaftliche Impfquote von 85 Prozent und mehr hält Hubmann für utopisch und er betont: "Wir können und wollen die Leute nicht mit dem Lasso einfangen." Im Kampf gegen das Coronavirus aber arbeitet das Fürther Zentrum wie andere Impfteams und Mediziner im Land weiterhin daran, den Kreis der Geimpften zu vergrößern.

Zunächst allerdings werden erst einmal Kapazitäten abgebaut. Hintergrund: Weil einerseits Kinder- und Jugendimpfungen und andererseits Auffrischungs- oder Boosterimpfungen anstehen, will Bayern zwar ein staatliches Angebot aufrechterhalten, das aber an den aktuellen Bedarf anpassen.

Weniger Impfteams, mehr Mobilität

Konkret heißt das: Die dezentralen Impfstationen im Landkreis Fürth werden jetzt aufgelöst. So ist heute Nachmittag in der Veitsbronner Zenngrundhalle Schluss, am Sonntag machen auch die Stationen in Langenzenn und Oberasbach dicht. Erhalten bleibt die Zentrale in der Fürther Rosenstraße. Ihr Fortbestand ist vorerst bis Ende April 2022 gesichert.

Nach den Worten von Klaus Meyer von der AGNF, die das Impfzentrum betreibt, soll die Zahl der Impfteams Anfang Oktober von zwölf auf sechs halbiert werden, geöffnet ist dann voraussichtlich nicht mehr an sieben, sondern an maximal fünf Tagen pro Woche. "Wir planen mit rund 350 Impfungen pro Tag", sagt Meyer. Die bisherigen Kapazitäten erlauben bis zu 1200, wobei zuletzt faktisch nur noch zwischen 300 und 600 Spritzen am Tag verabreicht wurden.

Mit weniger Leuten wollen die Fürther Verantwortlichen trotzdem noch möglichst viele Unentschlossene zum Impfen bewegen. An kreativen Strategien im Detail feile man noch, heißt es. Doch werde man das Prinzip "Impfen to go", also die "aufsuchende Impfarbeit", wie es sie schon jetzt mit dem Impfbus oder dem Impfrettungswagen vor Supermärkten oder auf belebten Plätzen gibt, weiterentwickeln und gezielt auf die Menschen zugehen. Skeptiker mit finanziellen Anreizen zu ködern – in der aktuellen Debatte ist die Rede von Prämien bis zu 500 Euro – halten Meyer und Hubmann nichts – Motto: "Warum sollte man die Zögerer und Zauderer belohnen?"

Verwandte Themen