Fürther Stadtbäume ächzen unter der Dürre
16.8.2020, 10:00 UhrWelche Maßnahmen das Grünflächenamt zur Unterstützung der Pflanzen ergreift, erläuterte Baumpfleger Detlef Post bei einem Rundgang durch die Innenstadt.
Bis zu 250 Liter pro Baum wären "wünschenswert", erklärte Post. Je nach Standzeit – also wie lange der Baum schon am Straßenrand wächst – wird wöchentlich, alle zwei oder drei Wochen gegossen. Und irgendwann, in der Regel ab dem sechsten Standjahr, müssen die Bäume dann alleine zurecht kommen.
Aktuell werden rund 2000 Bäume im Stadtgebiet bewässert, jeder einzelne ist digital erfasst. Ihre überlebenswichtige Ration Wasser bekommen sie entweder von städtischen Angestellten mit zwei nach dem Hitzesommer 2018 eigens angeschafften Fahrzeugen mit 3500-Liter-Wassertanks oder von privaten Dienstleistern.
Die gröẞten Sorgenkinder
Die größten Sorgenkinder präsentierte Detlef Post gleich zu Beginn des auf Initiative vom Bund Naturschutz veranstalteten Baumspaziergangs: Entlang der Nürnberger Straße stehen Bäume auf besonders verdichteten Baumscheiben. "Da fließt leider vieles oberflächlich ab, weil es nicht so schnell versickern kann", sagte Post.
Als Alternativen bei Neuanpflanzungen zeigte er Gießringe und Bewässerungssäcke. Letztere hängen am Stamm und geben ihren Inhalt nur nach und nach ab, damit das kostbare Nass besser in den Boden eindringen kann. Die Gießringe wiederum bestehen aus Kunststoff und reichen gut zehn Zentimeter tief im Boden um den Stamm herum.
Als besonders gelungen bewertete Post ausgerechnet jene unlängst fertiggestellte Baustelle, die wegen ihrer weiten Pflasterflächen nicht jedermanns Geschmack trifft: den Hallplatz. Dort seien "die Baumscheiben der Zukunft" installiert worden. Unter den Metallrosten verbirgt sich nämlich ein bis zu 16 Kubikmeter großes Grubensystem, das das Wasser aus den Tanks sehr gut aufnehmen kann. Das koste zwar etwas mehr, dafür stehen die Jungpflanzen trotz der Trockenphase "grün und vital" da.
Vollends zufrieden damit sind Detlef Post und der Leiter des Grünflächenamts Ernst Bergmann aber trotzdem nicht. Bergmann hätte sich die Planung und Ausführung des umgestalteten Platzes nach den Ideen der sogenannten "Stockholmer Methode" gewünscht. Dabei werden Bäume und Baumscheiben unter anderem so angelegt, dass sie leicht tiefer als die umgebenden Flächen liegen und so mehr Regenwasser abkriegen. "Das wäre ein echter Paradigmenwechsel, in Nürnberg beginnen sie gerade damit", so Bergmann.
Auch Detlef Post, seit 25 Jahren beim Grünflächenamt, weiß, dass es bei diesem Thema "dicke Bretter" zu bohren gibt. Sein Wunsch an andere Dienststellen wie Tiefbau- oder Stadtplanungsamt: Lieber drei Bäume weniger einplanen, aber dafür für die anderen bessere Lebensbedingungen schaffen.
Gleichzeitig orientiere sich das Grünflächenamt an den Forschungsergebnissen des Projekts "Stadtgrün 2021" der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, die bislang hierzulande eher das Anpflanzen unbekannter Arten, wie des Eisenholzbaums, empfiehlt.
Denn: "Wir können nicht jeden Baum bewässern, auch Wasser ist endlich", betonte Post. Ziel müsse es daher sein, besser zu wirtschaften und die Verdunstung zu minimieren.
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