Open-Air-Kultur

Fürther Stadthalle: So wird die neue Terrasse zum Event-Schauplatz

9.7.2021, 11:00 Uhr
199 Zuschauer finden auf der Stadthallen-Terrasse Platz. Das Programm steigt nach „Sommer-Freiheit“ und „Kultur-Freiheit“ und soll hiesigen, von Corona gebeutelten Künstlern Auftritte ermöglichen.

© Foto: Hans-Joachim Winckler 199 Zuschauer finden auf der Stadthallen-Terrasse Platz. Das Programm steigt nach „Sommer-Freiheit“ und „Kultur-Freiheit“ und soll hiesigen, von Corona gebeutelten Künstlern Auftritte ermöglichen.

Fakt ist ebenfalls: Hinter den Kulissen des Fürther Politbetriebs hat es kräftig geraucht. Denn eigentlich hätte alles ganz anders kommen sollen. Zu Jahresbeginn noch stand im Kulturausschuss zur Diskussion, wie die Stadt der hiesigen Kreativszene 2021 durch die schwierige Pandemiezeit helfen könnte.

"Wir entschieden uns für ein dezentrales Konzept mit vielen kleinen Bühnen, die im Sommer über die Stadt verteilt werden", sagt Linke-Stadträtin Ruth Brenner. Alle Fraktionen nickten diese Idee ab, Kulturamtschefin Gerti Köhn bekam 130.000 Euro sowie den Auftrag, das Konzept umzusetzen.

Umso erstaunter waren die Ausschussmitglieder, als wenige Wochen später in der Stadt erste Plakate für die "Sommer-Freiheit" auftauchten – ein bekanntermaßen großes, zentrales Event mit Entertainment und Biergarten. Veranstalter: die Comödie Fürth. "Von der ursprünglichen Idee ist fast nichts mehr übrig geblieben", monierte Grünen-Stadtrat Felix Geismann in der eigens, auf Initiative von Grünen, Linken und CSU anberaumten Sondersitzung des Kulturausschusses.

Retter in der Not?

"Ich habe mich im März mit zahlreichen Künstlern aus der regionalen Szene unterhalten", entgegnete Köhn. "Es stellte sich bald heraus, dass es sehr schwer wird, Orte zu finden, an denen unter Corona-Bedingungen Open-Air-Veranstaltungen mit guter Atmosphäre möglich sind." Mit nur 3,5 festen Stellen sei das Kulturamt zudem zu schwach besetzt, um in eigener Regie ein derart herausforderndes Projekt auf die Beine zu stellen.

Die um Ideen selten verlegenen Herren der Comödie erschienen da gewissermaßen als Retter in der Not. Köhn: "Sie haben sehr viel Erfahrung und sind sehr flexibel. Und sie waren auch gern bereit, viele regionale Künstler und Künstlerinnen auftreten zu lassen."

Und so kommt im August unter Köhns Federführung die "Kultur-Freiheit" zur "Sommer-Freiheit". Mit dabei sind an 20 Spieltagen die Kofferfabrik, das Stadttheater, die Tanzzentrale, der neue Verein Filmkunst & Kultur sowie das Babylon-Kino. Bürgermeister Markus Braun stellt sich ebenfalls hinter das Konzept: "Die Comödie ist mutig in Vorleistung gegangen. Wir können gerne noch optimieren, sollten uns aber auch nicht selbst mit zu vielen Veranstaltungen Konkurrenz machen"

Maximal 200 Zuschauer

Mit dieser Meinung steht die SPD allerdings ziemlich alleine da. Bei den anderen Fraktionen herrschte seltene Einigkeit im Willen, das ursprüngliche, kleiner gestrickte Konzept nicht aufzugeben. "Wir haben überhaupt nichts gegen das Angebot der Comödie", äußerte Brenner. "Es braucht aber zusätzlich eine Auftrittsmöglichkeit für regionale Künstler, die maximal 200 Leute anziehen."

Für einen kurzen Moment sah es in dieser Sondersitzung prompt so aus, als würde alles komplett neu geplant und vermutlich vor 2022 gar nichts realisiert werden – als sich ein Zuhörer meldete. Ferdinand Roscher ist Musiker, unter anderem bei den Rockin’ Lafayettes, und hat gemeinsam mit Kofferfabrik-Chef Udo Martin und Marc Vogel ("Kultur vor dem Fenster") bereits ein fertiges Konzept ausgeheckt.

Spielort soll im September die neue, im vergangenen Sommer fertiggestellte Terrasse der Stadthalle sein. Dieser Vorplatz bietet Platz für 199 Zuschauer und ermöglicht Auftritte von Ensembles mit bis zu fünf Personen. Das Programm soll reihum von regionalen Vereinen bespielt werden – vom Verein Grüner Markt, der Szene Fürth, der Rampenschweinerei, Vogel und der Kofferfabrik.

Die Kosten hat der neue Stadthallen-Chef Miguel Ortega – er tritt als Veranstalter in Erscheinung – auch schon ausgerechnet: Etwa 2600 Euro pro Abend, von denen jeweils etwa 1000 über die Einnahmen finanziert werden.

Die Ausschussmitglieder: zufrieden. Sie votierten einstimmig dafür, 25.000 Euro bereitzustellen, um die Bühne auf der Stadthallen-Terrasse zu realisieren. Auch der Finanzausschuss gab inzwischen grünes Licht.

Ein Gutes hat die Sache auf jeden Fall: "Früher haben alle Vereine in der Stadt allein vor sich hin gewurschtelt", meint Roscher. "Jetzt haben wir uns das erste Mal zusammengesetzt, um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. Das tut gut."

Zu Programm und Terminen der Stadthallen-Terrassenbühne ist aktuell noch nichts bekannt. Das Programm der "Kultur-Freiheit" gibt es unter www.sommer-freiheit.de

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