Fürths Hauptbahnhof steht im Internet zum Verkauf
21.6.2017, 16:23 Uhr"Denkmalgeschütztes Bahnhofsgebäude mit Bahnhofsvorplatz im Herzen von Fürth" lautet die Überschrift des Inserats auf der Internetseite https://www.immobilienscout24.de.
Der Leser erfährt dort nicht nur Wissenswertes über die Historie der Immobilie aus dem 19. Jahrhundert, sondern auch jede Menge Details, die man als potenzieller Käufer kennen sollte. Zum Beispiel: „Im Erdgeschoss sind gewerbliche Nutzungen untergebracht und im Obergeschoss befinden sich Wohnungen, die überwiegend leerstehen.“ Weitere Kennzahlen: Wohnfläche zirka 549 Quadratmeter, Nutzfläche 382 Quadratmeter und Grundstücksfläche 5887 Quadratmeter. Außerdem gibt es 49 Zimmer.
Mit dem Bahnhofsgebäude erwirbt der Käufer sowohl das eingeschossige Betonhäuschen an der Ostseite, wo heute ein Friseur untergebracht ist, sowie den Vorplatz; also jene Fläche, die sich vom Hochhaus bis hin zur Post erstreckt. Natürlich fehlt der Hinweis nicht, dass dieser Vorplatz „öffentlich gewidmet“ ist.
Insgesamt seien 557 Quadratmeter im Gebäude vermietet, es bestünden acht Verträge für Gewerbe und einer für Wohnen. Davon, dass die Bahn ihr Kundencenter auch nach einem Verkauf behalten möchte, zeugt dieser Satz des Inserats: „Zwei Mietverträge sind weiterhin für den Konzern der DB AG notwendig.“ Außerdem heißt es, der Mittelteil des Gebäudes – Erdgeschoss und Unterführung – müsse weiterhin für Bahnreisende zugänglich sein.
Schon im Februar hatten die Fürther Nachrichten darüber berichtet, dass sich ein hiesiger Investor dafür interessiert, das Bahnhofsgebäude zu kaufen und zu sanieren. Von der DB kam damals dazu zwar nur eine wenig aussagekräftige Stellungnahme, aber Fürths Oberbürgermeister verriet immerhin so viel: Der Interessent komme nicht aus dem klassischen Wohnungsbau und habe eine „gewisse Denkmalaffinität“. Am Mittwoch sagte ein Bahnsprecher auf FN-Anfrage: „Wir befinden uns mit dem Investor noch im frühen Stadium der Gespräche.“
Allerdings: Der Konzern darf das Gebäude nicht abgeben, ohne den Verkauf vorher öffentlich gemacht zu haben. Im Hauptbahnhof stecke schließlich öffentliches Geld. Laut Inserat dürfen Interessenten noch bis zum 14. Juli ihr Höchstgebot abgeben.
Platz für Künstler?
Im Rathaus herrscht Freude darüber, dass endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. „Der Zustand des Gebäudes schreit ja geradezu danach, dass sich endlich etwas tut“, sagt Oberbürgermeister Jung. In die Vorfreude mischen sich aber auch sorgenvolle Töne. Der Rathauschef verhehlt nicht, dass ihm ein Investor aus der Region deutlich lieber wäre als ein „internationaler Fonds“, der den Bahnhof womöglich nur zu Spekulationszwecken erwirbt und erst mal gar nichts anpackt.
Die Bahn gab den FN allerdings zu verstehen, dass dies auch keinesfalls im Interesse des Konzerns wäre. „Wir wollen ja genauso, dass sich dort etwas Positives entwickelt“, so der DB-Sprecher.
Unklar ist, ob die Stadt Fürth ihre Pläne verwirklichen kann, einen der Seitenflügel zu mieten, um dort Raum für Künstlerateliers zu schaffen. „Das wird wohl davon abhängen“, sagt Thomas Jung, „wer den Bahnhof kauft.“
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