Fürths Kulturgruppen zittern um ihre Bühne
7.3.2012, 09:00 UhrDer Bau am Schießanger ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier hatte einst die hiesigen Rockszene ein neues Kapitel der Fürther Kulturgeschichte aufgeschlagen. Hier witterten die kulturellen Kräfte beim Ausbau der Bühne für das mit Fördermitteln ermöglichte neue Bildungs- und Kulturzentrum (Bikul) der im Lindenhain angesiedelten kommunalen Beschäftigungsgesellschaft Elan Morgenluft. Und hier hatte OB Thomas Jung zuletzt die freie Kulturszene auf die zehnprozentige Budgetkürzung im Rahmen des kommunalen Sparpakets eingeschworen.
Unter dem Spardiktat ist der Spielraum für Kulturschaffende eng geworden. Konnten sie bisher die Halle dank der Zuschüsse quasi umsonst nutzen, müssen nach den Worten von Bürgermeister Markus Braun nun die Einnahmen aus Eintrittsgeldern zur Finanzierung dienen. Veranstaltungen, die keine Massen mobilisieren, werden damit infrage gestellt. Der Vorsitzende der Bühne Erholung 27, Klaus Hoffmann, klagt offen über die hohe Miete der Bikul-Halle.
Ihre neue Produktion präsentiert die Bühne Erholung ab 9. März deshalb auch im Gasthof Grüner Baum, der sich in letzter Zeit zusehends als privates Veranstaltungspodium etabliert hat. Und der Jazz-Club FÜ-Jazz hat im Jugendhaus Ottostraße 27 eine neue Heimat gefunden. Allerdings muss er bald wieder ausziehen, weil das ehemalige Stadtwerke-Gebäude ab Juli für Jugendeinrichtungen im großen Stil umgebaut wird.
Die Fürther Bagaasch und das Theater im Kulturkammergut (TKKG) sehen ebenfalls ungewissen Zeiten entgegen. Die Bagaasch hatte das Bikul bislang im Fahrwasser der Bühne Erholung genutzt. Beide Institutionen hätten den Saal laut Hoffmann ebenso gern in Eigenregie übernommen, wie das TKKG, dessen künstlerischer Leiter, Markus Nondorf, zu bedenken gibt, dass seine Gruppe schließlich auch beim Aufbau der Bühnentechnik wesentlich beteiligt war. Wie es weitergeht, ist auch für Bagaasch-Chef Uwe Weiherer fraglich. Die Stadt jedenfalls hülle sich in Schweigen. Und die Bikul-Homepage im Internet ist zur Überarbeitung abgeschaltet worden.
Saalmanager gefordert
Dabei wurden die Probleme bereits Ende 2011 in einer Krisensitzung mit allen Beteiligten aufgezeigt und die Wünsche schriftlich an die Stadtspitze weitergeleitet. Es geht in dem Papier laut Weiherer im Wesentlichen um die Konditionen der Hallennutzung. Nondorf wiederum sieht die Gefahr, dass der Veranstaltungsort auch mangels konzeptioneller Arbeit verkümmert. Mit einem „Kraut-und Rüben-Programm“ bekomme das Bikul kein eigenes Gesicht. Und eine profillose Einrichtung könne nun mal keine Zugkraft ausüben. Ein Saalmanager muss her, findet Nondorf. Jammerschade wäre es nach Ansicht von Kulturamtsleiterin Claudia Floritz, wenn der für viel Geld für die freie Szene ausgebaute Saal nicht mehr seinen eigentlichen Zweck erfüllen könne, sondern nur noch für lukrative private Feiern und kommerzielle Veranstaltungen ge-nutzt werden würde.
Doch der Ausfall der Fördermittel muss irgendwie kompensiert werden. Das soll nach dem von Elan-Geschäftsführerin Hermine Hauck ausgearbeiteten Konzept mit einer Mischkalkulation erreicht werden: Publikumswirksame Großveranstaltungen sollen elitäre Kleinprojekte mittragen. Im April soll das privatwirtschaftliche Geschäftsmodell starten.
Für Kulturreferentin Elisabeth Reichert steht im Vordergrund, dass der Spielort für die freie Szene erhalten bleibt. Was eine Problemlösung erschwert, sind die verschiedenen Zuständigkeiten im Lindenhain. Die Beschäftigungsgesellschaft Elan gehört nämlich zum Aufgabenbereich von Bürgermeister Markus Braun, der Kulturbetrieb zu dem von Reichert und das ebenfalls hier angesiedelte Jugendzentrum Catch up zur Jugendpflegerin Jutta Küppers.
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