Fürths Rathaus lockte nach Italien
13.10.2018, 10:00 UhrLetztes Jahr erschien Ihr Buch ,Lesereise Florenz‘, in dem Sie die Toskana mal von einer anderen Seite zeigen. Das war Ihnen besonders wichtig. Wieso?
Barbara de Mars: Die Menschen haben sich viele Vorurteile gegen die Italiener angeeignet, was vor allem mit Filmen und den Medien zu tun hat. Ich möchte mit meinem Buch erreichen, dass sie sie richtig kennenlernen, dass sie auch von den Seiten Florenz’ erfahren, die nicht für den Tourismus gemacht sind. Ich möchte Florenz neu erzählen.
Sie sind in die Toskana ausgewandert und leben dort seit fast 20 Jahren. Was hat Sie ursprünglich von Fürth weggebracht?
de Mars: Das frage ich mich heute ehrlich gesagt immer noch (lacht). Ich habe mich als Kind immer schon für andere Kulturen interessiert, hielt Einwohner mit anderen ethnischen Hintergründen und Religionen für eine Bereicherung. Schon als ich 13, 14 war, wurde mein Interesse für Italien geweckt. Für einige Zeit hatte ich mich noch in München niedergelassen, doch dann gab ich der Italien-Sehnsucht nach.
Wie kamen Sie ausgerechnet auf Italien?
de Mars: Ich denke, das ist passiert, als ich mir unser Rathaus angeschaut habe. Immerhin ist das ja dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden. Irgendwann entstand der Drang, das Original zur wunderschönen Fürther Version zu sehen. Und so landete ich in der Toskana.
Und dort sind Sie Schreiberin geworden?
de Mars: Ich habe schon vorher beruflich viel geschrieben. Ich habe sogar einst eine Hospitanz bei der Nürnberger Zeitung gemacht! (lacht) Irgendwie kam ich dann zum Fernsehen und bearbeitete dort italienische Filme und Skripts. Während dieser Zeit habe ich meinen damaligen Mann kennengelernt und schließlich haben wir den Schritt gewagt und sind ausgewandert. Seither verdiene ich mein Geld mit meinen Texten und indem ich Seminare und Gruppenreisen organisiere.
In ,Valdarno – Geheimnisvolle Toskana. Masaccio und der Pfirsich Elberta‘ verpacken Sie einen Reiseführer in einen Liebesroman. Woher kam die Idee?
de Mars: Es gibt so vieles über das Gebiet Valdarno, das die Leute nicht wissen. Zum Beispiel ließ sich Leonardo da Vinci hier für seine Mona Lisa inspirieren – Teile der Landschaft sind im Hintergrund des Gemäldes zu erkennen. Ich möchte einfach die Touristen auch für dieses Gebiet hier begeistern, das leider wegen Florenz immer etwas vergessen wird.
Man nennt Valdarno auch das "Goldene Dreieck", denn es liegt malerisch zwischen Florenz, Siena und Arezzo. Vermissen Sie da dennoch das gute alte Fürth?
de Mars: Ich komme immer wieder gerne hierher, hier liegen meine Wurzeln und mit Fürth verbindet mich vieles. Besonders dieser Geruch nach Kastanien im Morgennebel, den man hier zum Herbstanfang wahrnehmen kann, fehlt mir in Italien.
Was ist denn Ihre erste Anlaufstelle, sobald Sie in der alten Heimat sind, um Seminare zu geben?
de Mars: Also ich suche immer gerne ein Café, das richtigen, italienischen Kaffee anbietet. Das ist heute schon bedeutend einfacher als noch vor einigen Jahren (lacht). Generell bin ich ein Naturmensch und genieße gerne die schöne, fränkische Landschaft, wenn ich hier bin. Aber wieder ganz nach Fürth zurückkommen will ich aktuell nicht.
Woher wussten Sie, dass Sie sich in Italien wohlfühlen würden?
de Mars: Als ich noch in der Schule war, kam einmal pro Woche eine alte Dame, die uns Mythen und Geschichten erzählte. Sie berichtete damals von einem Kloster in Rom, in dem sie in den 20ern bei den Nonnen lebte. Als ich 22 war, hab’ ich meinen Rucksack gepackt und dieses Kloster aufgesucht. Es hat tatsächlich noch existiert und ich durfte den Sommer über bei den Schwestern bleiben. Ich lebte direkt über der Piazza Navona unter den Römern – und merkte dabei: Ich hatte mich in dieses Land verliebt.
Und diese Liebe versuchen Sie nun über Ihre Bücher und Seminare zu vermitteln.
de Mars: Ganz genau, ich möchte die Deutschen und andere Touristen vor allem in die Toskana bringen, die Italiener aber auch nach Franken. Demnächst reise ich mit einer ersten Gruppe nach Nürnberg und Fürth und zeige ihnen die Region. Zum Beispiel wissen nur die wenigsten, welchen großen Einfluss Albrecht Dürer auf die italienische Renaissance hatte. Und außerdem passen die Toskaner und die Fürther ganz gut zusammen: Beide Gruppen sind geradeheraus und ehrlich, aber, wenn man sie etwas besser kennt, auch unglaublich liebenswert.
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