Fürths Stadtgrenzen im Griff der Autohäuser
07.05.2015, 19:00 UhrErst kürzlich hat der Bauausschuss zähneknirschend grünes Licht für einen Gebrauchtwagenhandel mit Bürogebäude auf dem ehemaligen Barthelmess-Parkplatz gegeben. Jetzt wird ein noch größeres Bauvorhaben am Autohaus Pillenstein vorbereitet. Auf 7500 Quadratmetern soll hier ein Gebrauchtwagenzentrum mit Werkstatt für Nutzfahrzeuge entstehen.
Das dient nach den Worten von Geschäftsführer Leopold Pillenstein der Standortsicherung und soll auch zur Aufwertung des Erscheinungsbildes beitragen. Drei Millionen Euro investiert das seit 60 Jahren an der Stadtgrenze ansässige Unternehmen in die Erweiterung. Der Bau eines Parkhauses auf dem Grundstück vor dem U-Bahnhof Stadtgrenze soll sich anschließen.
In der Stadtverwaltung sind die Reaktionen auf die Entwicklung zwiespältig. Während Wirtschaftsreferent Horst Müller von einer „absoluten architektonischen Verbesserung“ spricht, könnte sich Stadtplanungsamtschef Dietmar Most im sensiblen Bereich des Stadteingangs durchaus etwas Eindrucksvolleres vorstellen. Er denkt etwa an ein Hotel oder einen Verwaltungsbau, womit der exponierten Lage am U-Bahnhof Rechnung getragen werden könnte.
Auf der Suche
Leopold Pillenstein hält dagegen, dass die täglich hier vorbeirauschenden 35.000 Autos den Standort ohnehin prägen. Auch er will das Eingangstor aufwerten. Der geplante, 8,50 Meter hohe Kubus sei auf dem neuesten Stand der Technik. Im Juli soll mit dem Bau begonnen werden, dessen Fertigstellung im März 2016 geplant ist. Das Grundstück habe man sich schon vor Jahren vom Burgfarrnbacher Wellpappe-Hersteller Emil Stahl gesichert, der nebenan noch sein Außenlager unterhält.
In einer Lagerhalle an der Nürnberger Straße war bis vor kurzem noch das auf Mountainbikes spezialisierte Fahrradgeschäft Adrenalin beheimatet. Man sei längst auf der Suche nach einem neuen Standort in Fürth, sagt dessen Geschäftsführer Ralf Ebert. Noch heuer soll das Ladengeschäft an neuer Stelle weitergeführt werden. Ein erster Anlauf sei kurz vor dem Notartermin gescheitert. Doch inzwischen stehe ein weiteres Objekt zur Beurkundung an.
Jahrelang hat man im Fürther Rathaus erfolglos versucht, das Erscheinungsbild an der Stadtgrenze im Osten zu verbessern. Außer dem Zusatz „Wissenschaftsstadt“ auf der Ortstafel hat sich wenig verändert. Nachdem sich kein Interessent für ein von der Stadt favorisiertes Hotel oder Ärztehaus vor dem U-Bahnhof Stadtgrenze fand, überließ man das Grundstück dem Autohaus Pillenstein.
Verständnis für Autohändler
Wie man den Verkehrsknotenpunkt gefälliger gestalten kann, dazu hat auch Stadtplaner Most kein Patentrezept parat. Die von der Linkspartei ins Gespräch gebrachte Kreisel-Lösung hält er übereinstimmend mit seinen Nürnberger Kollegen wegen der Verkehrsbelastung für ausgeschlossen. Zuständig für den Straßenraum seien ohnehin die Nürnberger. „Wenigstens ein paar vernünftige Baumstandorte“ schweben Dietmar Most vor. Verständnis hat er dabei auch für die Interessen der heimischen Autohändler, die auf Erweiterungsflächen angewiesen sind, um im Existenzkampf bestehen zu können.
Diese Problematik hat sich in der Entwicklung der ehemaligen Johnson Kaserne an der äußeren Schwabacher Straße zum Gewerbepark niedergeschlagen. Schon früh warnten Kritiker im Stadtrat vor dem Entstehen einer eintönigen Automeile. Geholfen hat es nicht.
Im Fahrwasser alteingesessener Fürther Autohändler siedelten sich auch neue Häuser an. Dies konnte die Stadt nicht verhindern. Im Hinblick auf die nun entstandene Situation sei es kaum möglich gewesen, dem Gebrauchtwagenhandel an der Südkreuzung einen Riegel vorzuschieben, sagt Most. Immerhin mildere das Bürogebäude den Gesamteindruck.
7 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen
derUli
"Tor zur Stadt"?
Die Gelegenheit ist ja ungenutzt vorbeigegangen: Autohäuser in die Fußgängerzone und das Einkaufszentrum an die Stadtgrenze - das hätte bestimmt Eindruck gemacht (zum Beispiel den, dass die Stadtplaner spinnen ...)
Gewisse Dinge gehören nun mal an den Stadtrand, und nicht in´s Zentrum - wenn mansie eben nicht "auf der grünen Wiese" haben will, und das sind die Gewerbegebiete. und in Gewerbegebieten findet man (welche Überraschung) eben auch Autohändler - diese "Tore zur Stadt" sind überall ziemlich ähnlich. Aus Gründen.
Warum man sich jetzt beklagen muss, dass im Osten, an der Autobahn, Gewerbe besteht und expandiert, erschließt sich mir eher nicht - und immerhin handelt es sich um recht sauberes, ruhiges Gewerbe, da gibt es ganz andere Sachen.
Bevor man klagt, dass ein Unternehmen an dieser Stelle expandieren will, hätte man über Alternativen nachdenkem müssen - und erkannt, dass es kaum welche gibt (das gemeinsame Stadion der Fußballvereine ... aber das wäre ja vernünftig, da steht die Tradition dagegen)
Wenn es ein "Tor zur Stadt" gibt, anb dem man ernsthaft was verbessern kann (und muss) dann ist es der Weg von den Bahbsteigen zur Innenstadt - damit auch Leute mit Mobilitätseinschränkungen per Bahn hierher gelangen können.
Und der Schildbürgerstreich an den Rampen ("... für Behinderte nicht geeignet") könnte auch korrigiert werden.
Vielleicht sogar mit den Steuereinnahmen der Autohändler?
Be a Lohner
Braucht Fürth ein Tor zur Stadt? Schliesslich vermarktet man sich als Metropolregion, wo die städtischen Übergänge fliessend sind. Wenn der letzte Acker an der B4 mal verkauft ist, wird der Autofahrer auch nicht mehr wissen, ob er schon das Stadtgebiet von Nbg. verlassen hat. Die Situation an der Stadtgrenze ist historisch mit der Ansiedlung von AEG, Grundig, Quelle etc. gewachsen. Warum aus dieser Ecke jetzt zwanghaft eine Grünoase machen? Wenn dem Stadtrat das Ortschild zur Markierung des eigenen Zuständigkeitsbereiches nicht ausreicht, sollte er eine Verordnung erlassen, dass die Gebäude am Stadtrat rot bzw. grün getüncht werden. Dann weiss auch der Letzte wo er sich befindet.
Moep
Also ich versteh das Problem nicht, ein Schotterplatzhändler mit bunten Fähnchen, ok, da könnte man sich dran stoßen, aber die angesprochenen Autohändler haben doch alle ein eher ordentliches, hochwertiges Erscheinungsbild, auch die in der Schwabacher str. (zumindest die zur Straße hin) Wenn man das bspw mit der Witschelstr in N vergleicht...
Und inwiefern ein "eindrucksvolleres Verwaltungs(!)gebäude" oder 0815-Hotel jetzt die mehrspurige Kreuzung mit U Bahn-Koloss daneben auferten soll ist mir schleierhaft...
Das mit der Schwabacher Straße könnte die Stadt ja auch anders handhaben als dauernd nur jammern!!
Man könnte das Gebiet bspw als "Autostadt Fürth" ausrufen (man steht ja eh auf die div Zusatzbezeichnungen auf dem Ortsschild) und bewusst die Ansiedlung von Automobil und sonstigem begleitendem Gewerbe (Werkstätten, Zubehör, etc...) fördern. Ein anfang is ja quasi schon gemacht.
Ich wüsste jetzt nicht direkt, wo so viele verschiedene Autohändler auf einem Fleck sind in der Region, das kann auch positiv sein für den Verbraucher, man müsste es von Seiten der Stadt halt a weng anders aufziehen!
Nennenswerte Wohnbebauung existiert nicht, Anbindung ist gut, Platz wäre noch a bissl... Also auf gehts! Fürth Motor City!
Kleineslatinum
Ist zwar OT, aber:
@Anton: Spielen Sie auf Tempo 80 an? Wenn ja dann stellt sich mir nur die Frage, warum das so schlimm sein soll, wo doch so viele Menschen schön mit 79km/h weiterschlafen wenn auf Höhe Steinach längst wieder 100 ist....scheint ja dann wohl nicht das schlechteste Tempo zu sein.
swordfishtrombone
Sorry, ich meinte: Zum Autokauf und zum Abholen nach der Reparatur mit der U-Bahn - das ist praktisch!