„Gefahren wird immer“

08.10.2012, 09:00 Uhr
„Gefahren wird immer“

© Schulz

Die Paul-Metz-Halle in Zirndorf ist gut gefüllt. Hinten Buffet, dann Stühle, viele Stühle, vorne die dekorierte Bühne. Dort steht ein Mann im schwarzen Anzug und sagt: „Sie haben den schönsten aller Berufe gewählt.“

Der Herr im Anzug ist Karl-Heinz Breitschwert, Obermeister der Kfz-Innung Mittelfranken – der Beruf ist, man kann es erraten, Kfz-Mechatroniker. 52 junge Frauen und Männer haben diesen so wohlklingend umschriebenen Beruf gewählt und wurden in Zirndorf mit Feier und Gesellenbrief freigesprochen.

Andreas Hofmann, Vize-Vorsitzender der IHK Mittelfranken, gratuliert: Nach der bestandenen Gesellenprüfung seien „der Stress und die damit verbundenen Anstrengungen jetzt Vergangenheit“. Auch die jungen Frauen, die ihre Lizenz zum Schrauben und zum Analysieren bekommen, seien zwar „keine Exotinnen mehr“, doch trotzdem fallen sie auf – aus eigener Erfahrung weiß Hofmann zu berichten, wie lange es dauerte, bis die ersten Frauen in diese Männer-Domäne eindringen konnten.

Auf der Bühne überwiegt das männliche Geschlecht noch immer – es wirkt fast, als wolle man untermauern, was Hofmann in seiner Rede gesagt hat. Bevor die Freisprechungsfeier auf dem Programm steht, das Entlassen der jungen Mechatroniker aus der Lehre, plaudert Karl-Heinz Breitschwert aus dem Nähkästchen: Früher, da seien die „Ledigschellen“ das unumgängliche Ritual gewesen. Zum Abschied aus der Lehre durfte jeder der Anwesenden den werdenden Gesellen ein letztes Mal nach Herzen ohrfeigen.

So gut besucht, wie die Veranstaltung ist, spürt man förmlich die Erleichterung der Junghandwerker, dass das Prozedere heute unspektakulärer ist — und weniger schmerzhaft: auf die Bühne, Fotos, dann der Satz „Gott schütze das Handwerk“.

Gute Perspektiven

Die jungen Kfz-Mechatroniker dürften mit oder ohne Gottes Hilfe in Zukunft genug zu arbeiten finden. Auf die Frage von Radio N1-Moderatorin Anna Noé, die durch den Abend führt, ihr Auto Käthe nennt und nach eigenem Bekenntnis auch gern mit ihm redet, auf die Frage jedenfalls, wie denn die Zukunft des Kfz aussehe, entfährt Breitschwert zwar zunächst ein „Pah, gute Frage“. Doch eines sei klar, fügt er hinzu: „Gefahren wird immer.“ Und: „Eine Fahrt ohne Fahrer, die wird es geben – ein Fahrzeug ohne Mechatroniker niemals.“ Zudem gebe es wahrscheinlich „keinen Stammtisch oder Discobesuch, bei dem nicht über uns gesprochen wird.“

Nicht nur Mündliches, auch eine schriftliche Beurkundung gibt es in der Paul-Metz-Halle: den Gesellenbrief. Jeder einzeln, durchnummeriert von 001 bis 052, werden zahlreiche junge Männer und einige junge Frauen auf die Bühne zitiert. „Zum Empfang des Gesellenbriefs bitten wir Sie auf die Bühne“, heißt es in der Power-Point-Präsentation. Darunter: „!! JETZT !!“ Es scheint, als wolle man die jungen Autoexperten schon mal auf den Tonfall mancher Kunden und Vorgesetzten vorbereiten.

Vor dem Eingang der Halle ist der Raucherbereich. Niemand hat ihn ausgewiesen, einvernehmlich okkupiert wurde er trotzdem. Ganz klar, „was Besonderes“ ist dieser Tag schon, sagt einer der rauchenden Gesellen. Die Mechatronik mag er: Obwohl „die Elektrik manchmal nervt“, wäre die pure Schrauberei für ihn zu langweilig. Bei dem Beruf soll es jedoch für ihn nicht bleiben, zu „miserabel“ sei die Bezahlung. Der junge Handwerker will auf der Berufsoberschule sein Abitur nachholen und Student werden. Fach? Maschinenbau – ein Bastler ist er nun mal.

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