Nach Lärmstreit und Corona
Grafflmarkt und die Rückkehr des Weinfests: Das plant Fürth in der Gustavstraße
5.5.2022, 08:46 UhrDer letzte Grafflmarkt, der in Fürth stattfand, war ein besonderer: Im Herbst 2019 war das, es war der erste Grafflmarkt seit Juni 2014, bei dem das Rathaus keine Klage fürchten musste. Ein Ende des jahrelangen Lärmstreits schien nah. Endlich.
Schon zuvor war es ruhig geworden im Dauerkonflikt. Mit den Klägern aus der Altstadt hatte das Ordnungsamt seit längerem hinter den Kulissen an einer Lösung gearbeitet. Mit Erfolg: Acht Verfahren konnte die Stadt im Jahr 2019 im Einvernehmen mit den beiden Beschwerdeführern beilegen – ohne Urteil.
Darunter war auch der Streit um das Ausschank-Ende am Grafflmarkt-Freitag. Die Kläger akzeptierten die Regelung der Stadt: im Frühjahr bis 24 Uhr, im Herbst bis 23.30 Uhr – sowohl im Freien als auch in den Kneipen. An diesen Schlusszeiten will das Rathaus auch heuer festhalten, wenn die Fürtherinnen und Fürther erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie wieder den Grafflmarkt genießen können.
Zur Erinnerung: Vor den Klagen endete der Ausschank im Freien erst um 1.45 Uhr. Manche Regelung in der Gustavstraße früher sei überzogen gewesen, räumte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung kürzlich beim Pressetermin zu seinem Dienstjubiläum ein. Er sei aber froh, dass die Gustavstraße „im Kernbestand gerettet“ werden konnte.
Lärmsituation hat sich verändert
Da sich die Lärmsituation in der Straße nach den erkämpften Einschnitten verändert hatte, wurde es mit der Zeit schwieriger für die Kläger, neue Einschränkungen zu erstreiten. Anfang 2019 verzichteten sie bereits darauf, weiter gegen die Außensperrzeiten der Kneipen vorzugehen. Sie selbst waren längst weggezogen, besaßen als Hausbesitzer aber noch ein Klagerecht.
Heute ist nur noch ein Gerichtsverfahren anhängig: Dabei geht es um den geänderten Bebauungsplan für die Altstadt, mit dem die Stadt den „besonderen“ Schutz der Anwohner aufs Normalmaß gestutzt hat. Der Verwaltungsgerichtshof habe mit dem Verweis auf dringlichere und ältere Verfahren bisher keinen Termin in Aussicht gestellt, erklärte Rechtsreferent Mathias Kreitinger auf FN-Nachfrage.
Ersatz für den Paisleyplatz
Im Fürther Marktamt laufen momentan die Vorbereitungen für den Grafflmarkt, der am 24. und 25. Juni über die Bühne gehen soll. Aktuell bemühe man sich, noch ein paar Ersatzflächen für „Freigraffler“ im Bereich Löwenplatz und Lilienstraße zu bekommen, sagt André Hollitzer, Leiter des Marktamts. Denn mit dem Bau des neuen Hotels an der Stadthalle fällt der Paisleyplatz als Fläche dauerhaft weg.
Parallel dazu steckt das Marktamt auch in den Planungen für das Weinfest: Es soll vom 28. bis 31. Juli gefeiert werden – zum ersten Mal seit langer Zeit. Auf das Fest hat die Stadt seit 2014 verzichtet, die Anwohner hatten damals erste Einschnitte erreicht, die die Wirte nicht hinnehmen wollten.
Weinfest "in deutlich veränderter Form"
Anfang März 2020 – also kurz, bevor die Pandemie Fürth erreichte – kündigte OB Jung an, dass man die beliebte Veranstaltung wieder aufleben lassen möchte. Im Zwei-Jahres-Rhythmus und „in deutlich veränderter Form“, wie er betonte. Kürzer als in der Vergangenheit – nämlich vier statt sechs Tage – sollte das Fest dauern. Und um 22 Uhr sollte bereits Ruhe auf den Freischankflächen herrschen. 2014 war das für ihn und die Wirte noch undenkbar gewesen. Veranstalter sollte die Stadt sein.
Corona durchkreuzte die Pläne. Ein „Weinfest to go“, mit Wein und Kunstgenuss quasi beim Spazierengehen, wurde erwogen, aber rasch verworfen. Man befürchtete ein Gedränge. Im Juli soll es nun klappen. Die Details müssen noch festgelegt werden, sagt Hollitzer.
Die Kläger hatten die Pläne 2020 irritiert zur Kenntnis genommen. Dass es kein Weinfest mehr gab, hatte zum Kompromiss beigetragen.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen