Grillplatz und Co.: Fürth kündigt Lockerungen an

20.6.2018, 15:20 Uhr
Diskussion unter freiem Himmel: Vertreter der Stadtspitze standen den Vertretern der "Aktion Protestgarten" Rede und Antwort.

© Hans-Joachim Winckler Diskussion unter freiem Himmel: Vertreter der Stadtspitze standen den Vertretern der "Aktion Protestgarten" Rede und Antwort.

Bemerkenswert sachlich und konstruktiv haben die Vertreter der "Aktion Protestgarten" im Garten des Jugendhauses Catch Up vor rund 300 Zuhörern die Stadtspitze mit ihren Wünschen konfrontiert. Sowohl Jens Schmidt (28), der in der Diskussionsrunde für die jungen Menschen sprach, als auch Moderator Franz Walser (29) war daran gelegen, die Anliegen souverän zu vertreten - es war ein Austausch mit den Vertretern des Rathauses auf Augenhöhe, bestimmt, aber nie unhöflich.

Von Anfang an hatte die Stadtspitze deutlich gemacht, dass sie die "Aktion Protestgarten" ernst nimmt und Verständnis für die Kritik jungen Fürther hat. Entsprechend standen gleich mehrere Verantwortliche als Gesprächspartner zur Verfügung: Neben Oberbürgermeister Thomas Jung nahmen Bürgermeister Markus Braun, Ordnungsreferent Mathias Kreitinger, Jugendamtsleiter Hermann Schnitzer und Jutta Küppers, die Leiterin der Abteilung Jugendarbeit, auf dem Podium Platz. Ergänzt wurde die Runde von Christjan Böncker vom Fürther Fanprojekt.

Was die Jugendlichen in Fürth vermissen, sind Freiräume: zum Treffen, Sporteln, Musikmachen, Feiern. Wie sie klar machten, geht es ihnen ausdrücklich nicht um den Lärmstreit in der Gustavstraße. Einige konkrete Verbesserungen kündigten Jung, Braun und Kreitinger während der Diskussion bereits an.

So soll künftig - vorausgesetzt der Stadtrat stimmt zu - der Grillplatz länger genutzt werden können. 21.30 Uhr schwebt der Stadtspitze als Ende vor - damit würde Fürth zwischen Nürnberg (21 Uhr) und Würzburg (22 Uhr) liegen. Bisher darf man sich ab 20 Uhr nicht mehr auf dem Areal aufhalten. Auch das Alkoholverbot auf dem Areal wird wohl gekippt werden. Lebensfremd erscheint es selbst dem OB. Die Benutzungszeiten der Skate-Anlage und der Basketballplätze will man ebenfalls ausdehnen.

Flussdreieck, Proberäume, Ordnungsdienst

In einem Probejahr will die Stadt zudem testen, ob das Areal am Flussdreieck ein Treffpunkt sein könnte, an dem Jugendliche noch deutlich länger zusammen sitzen können. Anders als am Grillplatz sind hier keine Anwohner in der Nähe.

Proberäume für Musiker will die Stadt in einem leerstehenden Haus an der Würzburger Straße, neben der Bahnbrücke, schaffen. Und auch Sportnächte in Turnhallen will sie den Jugendlichen ermöglichen.

Allerdings machten die Vertreter der Stadt auch deutlich, dass sie die Aufgabe haben, verschiedene Interessen zu berücksichtigen - eben auch die von Anwohnern, die sich in ihrer Ruhe gestört sehen. Unbegrenzte Freiräume könne man daher nicht versprechen. Zudem seien manche der Regeln eben auch deshalb nötig geworden, weil es in der Vergangenheit oft zu Problemen mit Müll, zu Sachbeschädigungen und Graffiti kam.

Kritik von den jungen Menschen musste einmal mehr der Ordnungsdienst einstecken. Man wünsche sich ein anderes, deeskalierendes Auftreten, sagte ein junger Mann im Publikum. Ordnungsrererent Kreitinger verteidigte sein Team, will aber im Gespräch darüber mit den Jugendlichen bleiben.

Nur die "Grundbedürfnisse" wären abgedeckt

Als sehr konstruktiv habe man den Austausch erlebt, schreibt die "Aktion Protestgarten" in einer Pressemitteilung. Man danke den Vertreterinnen und Vertretern der Stadt dafür, dass sie sich "unserer Kritik, Fragen und unseren Forderungen gestellt" haben. Nun aber müssten auch Taten folgen, betont die Aktion: Es müsse "klar sein, dass wir nun konkrete Lösungen erarbeiten müssen um die jetzige Situation schnellstmöglich zu ändern". Vereinbart wurde bereits, dass ein Runder Tisch dabei helfen soll. "Sind unserer Forderungen erreicht, sind gerade einmal unsere Grundbedürfnisse abgedeckt. Eine Grundlage, auf der noch weiter Schritte folgen müssen."

Die bereits angekündigten Änderungen deckten bislang außerdem noch nicht "in jedem Bereich unsere Wünsche ab", heißt es weiter. "Wir werden aktiv an der Lösung dieser Probleme arbeiten und die Stadt in ihrer Arbeit stets kontrollieren und halten uns damit auch die Option offen, den Protest auszuweiten, wenn es in den nächsten Wochen und Monaten zu keinen guten Ergebnissen kommt."

Die Stadtspitze ihrerseits hatte sich am Dienstagabend beeindruckt von dem großen Zusammenschluss junger Menschen gezeigt, der seine Wünsche konkret und kooperativ artikuliere. Die Podiumsdiskussion gehörte zu einer ganzen Aktionswoche, die mit einer Demo am Freitagabend begann. Er könne sich nicht daran erinnern, so OB Jung, dass Fürth in den vergangenen Jahren etwas Vergleichbares erlebt hätte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17 Kommentare