Grillplatz und Co.: Ist der Ordnungsdienst zu streng?

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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24.5.2018, 06:00 Uhr
Grillplatz und Co.: Ist der Ordnungsdienst zu streng?

© Foto: Horst Linke

25 Euro Verwarnungsgeld fürs nächtliche Sitzen auf einer Bank? Er könne das nicht nachvollziehen, sagt ein Vater, der sich an die FN wandte. Sein Sohn sei an jenem Abend gegen 22 Uhr mit zwei Freunden einfach auf einer Bank am Mehrgenerationenspielplatz im Wiesengrund gesessen. Sie hätten nichts beschädigt, keinen Alkohol getrunken, keine Drogen genommen, keinen Lärm gemacht, keine Spielgeräte genutzt. "Sie haben sich nur unterhalten."

Dass "normale Jugendliche" gleich eine Geldbuße aufgedrückt bekommen, lässt den Mann daran zweifeln, dass der Ordnungsdienst tatsächlich mit Fingerspitzengefühl unterwegs ist – wie es der Oberbürgermeister anfangs doch versprochen hatte. Neun Monate ist das jetzt her: Ende August schickte die Stadtspitze das fünfköpfige Team erstmals auf die Straße, um Fürth noch ein wenig sicherer, sauberer, friedlicher zu machen.

Der Ordnungsdienst soll sich, als Unterstützung der Polizei, um Probleme und Ärgernisse kümmern, über die sich Bürger oft beschweren. Vor allem soll er den Grillplatz an der Siebenbogenbrücke und dessen Umgebung im Auge haben. Seit Jahren klagten Anwohner über Jugendliche, die hier spätabends feiern und die Nachtruhe stören.

Inzwischen ist von jungen Fürthern zu hören, dass die Siebenbogenbrücke als Treffpunkt stirbt, vom Ordnungsdienst "kaputtgemacht" wird. Und dass dieser auch schon recht ruppig aufgetreten sei.

Rechtsreferent Mathias Kreitinger dagegen hat ein anderes Bild von der Truppe gewonnen, die seinem Referat unterstellt ist: "Es sind fünf Personen, die den Eindruck vermitteln, mit Augenmaß vorzugehen." Ihm sei das wichtig, deshalb sehe er sich auch jede Beschwerde über den Ordnungsdienst persönlich an. Es sollen keine skrupellosen Sheriffs durch Fürth ziehen.

Jeder Einsatz wird protokolliert

In den neun Monaten habe man "sehr, sehr viele positive Reaktionen" von Anwohnern und Bürgern bekommen und "eine Handvoll Beschwerden", erzählt Kreitinger. Er habe sich die Fälle, in denen das Vorgehen als zu hart kritisiert wurde, angeschaut; jeder Einsatz werde protokolliert. Das Ergebnis: In keinem der Fälle sei der Ordnungsdienst von der vorgegebenen Vorgangsweise abgewichen.

Auch die Episode mit den Jugendlichen auf der Bank kennt Kreitinger. Der Ordnungsdienst sei angehalten, die Grünanlagensatzung durchzusetzen, auch am Mehrgenerationenspielplatz. Demnach darf man sich dort nach 20 Uhr nicht mehr aufhalten – das Verbotsschild ist allerdings leicht zu übersehen. Jugendliche, die auf einer Bank sitzen, sind, so Kreitinger, "natürlich unser geringstes Problem". Doch man wisse eben nicht, was sich daraus entwickelt: Wie viele Freunde kommen noch hinzu? Konsumieren sie später Alkohol oder Drogen?

Verwarnungsgeld bei "Uneinsichtigkeit"

Weil sie also nach 20 Uhr auf der Bank saßen, hat der Ordnungsdienst die Jugendlichen aufgefordert, zu gehen, sagt der Rechtsreferent. "Belehrung und Aufklärung" seien der erste Schritt bei geringfügigen Verstößen; eventuell werden die Personalien aufgenommen. Die drei Freunde seien der Aufforderung jedoch nicht nachgekommen. Bei "Uneinsichtigkeit" werde dann – wie bei schwereren oder wiederholten Verstößen – das Verwarnungsgeld verhängt.

Der Ordnungsdienst darf auch Platzverweise aussprechen, erklärt Kreitinger – aber er darf keinen "unmittelbaren Zwang" ausüben, also Regeln nicht mit körperlicher Gewalt oder Waffen durchsetzen. Schlagstock und Spray haben die Mitarbeiter nur zur eigenen Verteidigung im Notfall dabei.

"Wir wollen das subjektive Sicherheitsgefühl stärken"

Vor allem Probleme mit Lärm, Müll, Alkohol und Drogen will die Stadt mit Hilfe des Ordnungsdienstes reduzieren. All das, so Kreitinger, findet man an der Siebenbogenbrücke, deshalb ist sie ein Einsatz-Schwerpunkt.

Zu den Aufgaben des Teams gehört aber auch, rücksichtslose Radler und Hundehalter anzusprechen, in der Fußgängerzone Bettler zu kontrollieren und in der Gustavstraße darauf zu achten, dass Raucher nicht zu laut sind und Wirte ihre Pflichten einhalten. Und manchmal soll der Ordnungsdienst in der Innenstadt einfach nur Präsenz zeigen: "Uns ist es wichtig, das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken", sagt Kreitinger.

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