Gustavstraße: Wirte signalisieren Kompromissbereitschaft
12.6.2013, 09:00 UhrDer Ausflug nach Ansbach dürfte Harald Walter, dem Wirt des Pfeifndurla, in Erinnerung bleiben: „Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich bei einer Verhandlung war“, sagt er. Er habe daher im Vorfeld schwer einschätzen können, welchen Ausgang die Klage nehmen würde, und war ein wenig besorgt: „Man sieht doch seine berufliche Zukunft eventuell gefährdet.“
Hinterher, als der Richter die Klage abgewiesen, der Stadt aber Korrekturen bei der Genehmigung von Veranstaltungen nahegelegt hat, war Walter „sehr erleichtert“. Zwar wird es erst im Juli vor dem Verwaltungsgericht um den alltäglichen Kneipenbetrieb gehen, doch Walter nimmt aus der Verhandlung vom Montag die Hoffnung mit, dass in diesem Bereich weitere größere Einschnitte für die Wirte ausbleiben: „Der Richter hat unmissverständlich erklärt, dass die Sperrzeiten üblich sind für eine Großstadt.“ Ein weiteres Verkürzen des Ausschanks im Freien, etwa bis 22 Uhr, würde er finanziell deutlich spüren.
Hingegen lasse es sich wohl verschmerzen, „bei den Festen mehr oder weniger an die Kandare genommen zu werden“, meint Walter – jedenfalls, wenn es mit Maß geschieht. Er könnte damit leben, wenn etwa die Bühne beim Fürth Festival verlegt werden würde oder die Gruppen nicht so laut wie bisher spielen dürfen. Genau hinsehen dürfe die Stadt übrigens gern: Die Sperrzeit im Freien werde akkurat eingehalten, beteuert er.
Monika Barth, Wirtin des Grünen Baums, seufzt: „Es ist traurig, dass das vor Gericht enden musste“, meint sie. „Eigentlich sind das ja alles erwachsene Menschen, da hätte man das doch anders lösen können.“ Sie habe Verständnis für die Anwohner, betont sie – doch sie sehe eben auch die Lage der Wirte: Gravierende Veränderungen, etwa eine radikale Reduzierung der Veranstaltungen oder der Außenbestuhlung, könnten manch einen die Existenz kosten. Sie hofft nun auf eine friedliche Einigung und darauf, dass der Rat des Richters beherzigt wird: „Wenn sich jeder ein Stück bewegt, könnte es klappen.“
Auch Jens Graeser hat den Heimweg aus Ansbach offenbar nicht ohne Hoffnung angetreten: „Vielleicht ist das die Chance, doch noch eine Lösung zu finden. An uns sollte das nicht scheitern“, sagt der Wirt der Kaffeebohne, „wir wären immer noch gesprächsbereit.“ Ihm sei in puncto Veranstaltungen wichtig, dass „das jetzige Konzept in Grundzügen erhalten bleibt“; die Veranstaltungstage zu verringern, lehnt er ab. Aber auf andere Weise könnte man den Anwohnern vielleicht entgegenkommen: „Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass man beim Fürth Festival auf der Bühne nächstes Jahr Liedermacher auftreten lässt“ – statt Bands, die einen Verstärker mitbringen. Einen anderen Standort für die Bühne hätten die Wirte selbst schon mal vorgeschlagen.
Hausaufgaben für beide Seiten
Damit eine Lösung gelingt, müsse aber auch die Anwohnerseite mitspielen. „Entweder man findet einen Kompromiss“, sagt Graeser – oder es müsse eben in einzelnen Verfahren geklärt werden, welche Regeln künftig in der Gustavstraße gelten. Angst vor den Verfahren hat er nicht. Falsch wäre es, „wenn die Stadt jetzt in vorauseilendem Gehorsam alles zusammenstreichen würde.“
Als „umsichtig“ empfand Peter Heßler, Wirt des Gelben Löwen, den Richter: „Er hat beschwichtigend und ruhig eingewirkt und beiden Parteien gehörig Hausaufgaben mitgegeben.“ Immer wieder habe er die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung betont. Nun sind beide Seiten gefragt: Die Stadt müsse sich jetzt Gedanken machen – aber das Gericht habe auch deutlich gemacht, dass „die Umgestaltung“ der Gustavstraße, wie sie sich Marcel Schwalme wünsche, nicht realistisch sei. Das Ergebnis der Verhandlung „ist eines, auf dem man aufbauen kann, in Richtung einer friedlichen Koexistenz“, findet Heßler. „Es wird sich zeigen, wer den weisen Rat des Richters aufnimmt.“
„Relativ zufrieden“ ist Katja Feichtenbeiner-Rudisch vom Alten Rentamt: „Die Klage wurde abgewiesen.“ Zwar sei das Rentamt in den Streit nicht so involviert, „aber wir sitzen mit im Boot, wenn was beschlossen wird“. Auch sie betont, dass die Wirte den bereits getroffenen Kompromiss einhalten. Angesichts der „sensiblen Situation“ vermutet sie, dass der Ausschank beim Grafflmarkt wohl nicht mehr bis 2 Uhr genehmigt werden wird. Sie würde das sehr bedauern, könnte zur Not aber mit 0 Uhr leben. Ein Ende um 23 oder 22 Uhr aber sei unvorstellbar – das wisse jeder, der den Grafflmarkt kennt.
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