Gymnasien brauchen weitere Millionen
15.11.2013, 11:00 UhrEs ist Wolfgang Meier anzumerken, dass er nicht undankbar erscheinen möchte. Die Stadt habe in der jüngeren Vergangenheit viel für das Hardenberg-Gymnasium getan, betont der Mitarbeiter der Schulleitung. Es erhielt moderne Chemiesäle, neue Fenster im Altbau und im Pausenhof einen Neubau – samt Mensa.
Dennoch gibt es Grund zur Klage: Die Räume für den Physikunterricht sind völlig veraltet. Der Physiksaal 1, sagt Meier, verströme mit seiner antiquierten Bestuhlung den Charme des TV-Klassikers „Feuerzangenbowle“. In einem weiteren Saal musste ihm zufolge längst alles demontiert werden, was mit Übungen zu tun hatte, jetzt sei er „nur noch ein normales Klassenzimmer“. Der neueste Saal, Physik 4, stamme aus den 80er Jahren. Im städtischen Haushalt stehen bereits 300000 Euro bereit, doch weil die Summe offenbar nicht ausreicht, läuft eine neue Kostenschätzung.
Schneller wird das HGF wohl mit dem Umbau der Schulbibliothek in ein Lern- und Medienzentrum zum Ziel kommen – auch weil der rührige Förderverein der Schule mit Sponsorenhilfe 30000 Euro für die Ausstattung – etwa Computer – aufbringen will. Die Stadt muss daher „nur“ noch für den eigentlichen Umbau (40000 Euro) aufkommen: Drei benachbarte Klassenzimmer sollen miteinander verbunden werden und künftig die Bücherei sowie Arbeitsplätze mit PC und Internet beherbergen. „Ein modernes Lernzentrum“, sagt Meier. Der Schulausschuss der Stadt hat bereits Zustimmung signalisiert.
Im Schliemann-Gymnasium ist der Platzmangel das alles beherrschende Thema. Vor 20 Jahren füllten 600 Schüler bereits die Gebäude aus. Heute sind es 750. Gleich mehrere Klassenräume mietet die Stadt deshalb seit geraumer Zeit im City-Center. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Konrektor Norbert Moßburger. Was aber passiert, wenn irgendwann doch einmal ein Investor das City-Center saniert und kein Platz mehr für das Schliemann ist? „Dann haben wir erst recht ein Problem“, sagt Moßburger.
Schon jetzt sei das kleine Lehrerzimmer „ein Witz“ und für Konferenzen völlig ungeeignet. Die drei Sekretärinnen arbeiten nicht in einem gemeinsamen Büro, sondern verteilt auf drei Zimmer, zum Teil sogar auf unterschiedlichen Stockwerken. Moßburger hofft, dass die Schule einmal die benachbarte Feuerwache beziehen kann und auch deren Hof bekommt. Doch dazu muss erst einmal die neue Feuerwache am Schießanger stehen – und das wird Jahre dauern.
So lange muss das Helene-Lange-Gymnasium nicht mehr warten: Wie berichtet, muss die Stadt den sogenannten Neubau aus den 70er Jahren für mehrere Millionen Euro – eine genaue Kalkulation liegt noch nicht vor – generalsanieren. Nach den Worten des städtischen Baureferenten Joachim Krauße weist das Gebäude gravierende Mängel auf: Unter anderem ist die Betonhülle stark angegriffen, eine energetische Sanierung überfällig und die naturwissenschaftlichen Räume befinden sich in einem „völlig desolaten Zustand“.
Der „Neubau“ soll über mehrere Jahre „bei laufendem Betrieb“ saniert werden. Inzwischen hat die Stadt – auf fünf Jahre befristet – einen erfahrenen Architekten und Bausachverständigen angestellt, der zum Jahreswechsel seinen Dienst antreten soll, um sich um das Mammutprojekt zu kümmern. Laut Krauße ist denkbar, zunächst ein kleineres Gebäude auf dem HLG-Gelände zu errichten, das die neuen naturwissenschaftlichen Räume beherbergen könnte. „Das würde uns den nötigen Freiraum schaffen, um die Sanierung angehen zu können“, sagt Krauße. Der Baureferent schätzt, dass die Planungen ein Jahr beanspruchen werden. Vor 2015 wird sich also nicht viel tun
Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun wird nicht müde zu betonen, dass die Stadt in den vergangenen zehn Jahren 100 Millionen Euro für die über 30 Fürther Schulen ausgegeben hat. Er weiß aber auch, dass noch einiges im Argen liegt. „Wir dürfen nicht locker lassen“, sagt er, Jahr für Jahr müsse eine grundlegende Sanierung gestemmt werden. Kein schöner Gedanke: „Wenn wir irgendwann einmal durch sind“, sagt Braun, „können wir mit den ersten vermutlich wieder von vorne anfangen.“
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