Helfer sind immer noch gerne gesehen
4.8.2018, 21:00 UhrObermichelbachs Bürgermeister Herbert Jäger und Roland Aechtner, Leiter der örtlichen Flüchtlingshilfe, sind froh, dass das Spendengeld der Bürger nun sachgemäß verwendet wird. Es war auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise zusammengekommen, um die in Obermichelbach gestrandeten Menschen zu unterstützen. "Wir glauben, dass das Geld hier genau der ursprünglichen Zielsetzung unserer Spender entspricht", sagte Jäger bei der Scheckübergabe.
Im Oktober 2015 war die Flüchtlingshilfe Obermichelbach unter großer Beteiligung vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer gegründet worden, nachdem die Regierung von Mittelfranken ein zusätzliches Notlager für ankommende Flüchtlinge in einer Lagerhalle in Untermichelbach eröffnet hatte. Doch schon wenige Monate später kamen weniger Menschen, berichtet Aechtner. Bereits Ende Juni 2016 wurde das Notaufnahmelager wieder geschlossen.
Bis zur Erschöpfung engagiert
Auf ähnlich große Hilfsbereitschaft in der Bürgerschaft war man während dieser Zeit auch in Veitsbronn gestoßen, erinnert sich Bürgermeister Marco Kistner. Für die Außenstelle der Zentralen Aufnahmeeinrichtung Zirndorf im früheren Altenheim hatten sich spontan über 200 Freiwillige gemeldet, die sich teilweise "bis zur Erschöpfungsgrenze" engagierten.
Seit November 2017 fungiert das Erstaufnahmelager in Veitsbronn als Übergangswohnheim für Spätaussiedler, also Zuwanderer mit deutschen Wurzeln, und Kontingentflüchtlinge – so war es ursprünglich auch von der Regierung konzipiert. Das bedeutet, dass die Bewohner sich hier nicht nur wenige Wochen, sondern mehrere Monate aufhalten, bis sie eine geeignete Unterkunft und Beschäftigung finden, erklärt Igor Ninic. In Diensten der Gemeinde Veitsbronn unterstützt und koordiniert er die Ehrenamtlichen des rührigen Helferkreises.
Derzeit kommen hauptsächlich Familien aus der Ukraine und Russland, die legal nach Deutschland ausreisen konnten. Die andere Gruppe sind Kontingentflüchtlinge aus Syrien oder dem Irak. Sie müssen kein Asylanerkennungsverfahren durchlaufen, sondern erhalten mit ihrer Ankunft sofort eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen. Allerdings können sie ihren Wohnsitz nicht frei wählen.
Kontingentflüchtlinge haben Anspruch auf einen Integrations- und Sprachkurs und erhalten im Gegensatz zu Asylbewerbern von vornherein eine Arbeitserlaubnis. Sobald sie eine Arbeit finden, steigt auch die Miete für das Wohnheim deutlich an, erklärt Claudia Lux, die ehrenamtliche Koordinatorin der Flüchtlingshilfe.
"Die Leute werden von den staatlichen Stellen komplett alleine gelassen, wenn sie hier ankommen", bedauert sie. Deshalb brauche es nach wie vor ehrenamtliche Helfer zum Dolmetschen, für den Deutschunterricht, zur Kinderbetreuung oder als Begleiter zu Ämtern, zu Ärzten und kulturellen Veranstaltungen.
Kreative Kinderbetreuung
Gerade die Begegnung mit Kultur sei wichtig für eine umfassende Integration der Aussiedler und Flüchtlinge, meint Lux. 58 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer führt Igor Ninic derzeit in seiner Freiwilligenliste. Die Kinderbetreuung beispielsweise ist sehr kreativ und immer noch dringend notwendig, sagt er. Die von der Regierung zugewiesenen Personen kämen zwar nicht mehr so ärmlich wie früher – nur mit Flip-Flops an den Füßen und mit einer Plastiktüte voller Habseligkeiten – hier an, aber die Kleiderkammer im Haus werde immer noch gut besucht.
Nicht mehr benötigt werden dagegen der Wachdienst und der Caterer, der in der ersten Zeit die eintreffenden Flüchtlinge mit Essen versorgt hat. Die derzeit 70 Bewohner haben inzwischen einen Hausschlüssel, einen eigenen Briefkasten und können selbst ihr Essen zubereiten.
Praktischer Nebeneffekt: Wegen der früheren Nutzung als Alten- und Pflegeheim sind ausreichend Bäder und Toiletten vorhanden. Dies unterscheide das Übergangsheim von vielen anderen Einrichtungen. Das mag auch ein Grund sein, wieso es bislang zu keinerlei heftigen Auseinandersetzungen in und um die Einrichtung gekommen sei, mutmaßt Lux.
Der Mietvertrag mit der Regierung wurde 2015 für einen Zeitraum von zehn Jahren abgeschlossen. Deswegen sei ein langer Atem bei allen Helfern notwendig und neue Unterstützer seien immer willkommen – darin sind sich Kistner, Ninic und Lux einig.
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