Was der Fall von Christian Eriksen zeigt

Herzdruckmassage: Jeder kann im Notfall Leben retten

15.6.2021, 06:00 Uhr
Herzdruckmassage: Jeder kann im Notfall Leben retten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Das war eine besondere Situation während eines sportlichen Großereignisses. Dass ein Mensch einen Herzstillstand erleidet, kann aber überall passieren: bei der Joggingrunde im Wald, im Zug oder auch Zuhause.

Und plötzlich befinden sich Zeugen eines solchen Notfalls in der Rolle des Ersthelfers wieder. Dann ist vor allem eines gefragt: schnelles Handeln. Denn schon nach drei Minuten ohne Sauerstoff sterben die ersten Zellen im Gehirn, unwiederbringlich.

Keine Zeit vergeuden

Erster Schritt: Wer einen Kollabierten vor sich hat, sollte die Atmung kontrollieren. "Wenn keine Atembewegungen feststellbar sind, sollten Laien erst gar keine Zeit mit der Pulssuche vergeuden. Es besteht Lebensgefahr", erläutert der Leiter der BRK-Bereitschaft Stein, Bernd Herrmann. (Röcheln und Schnappatmung sind keine normale Atmung - auch hier muss man sofort reagieren.)

Zweiter Schritt: Man muss so rasch wie möglich unter der europaweit gültigen Nummer 112 einen Notruf absetzen. Dabei müssen die Fragen "wer", "was", "wann" und "wo" beantwortet werden.

Dritter Schritt: Die wichtigste Sofortmaßnahme bei Atemstillstand ist die Herzdruckmassage. Sie ersetzt vorübergehend den Kreislauf des Betroffenen, bringt die Blutzirkulation und damit die Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe wieder in Gang. Beide Handballen werden in der Mitte des Brustkorbs mit gestreckten Armen fest und in kurzen Abständen auf das untere Drittel des Brustbeins gedrückt Die Frequenz sollte 100 bis 120 Stöße pro Minute betragen.

Dafür kann man sich am Rhythmus des Bee-Gees-Songs "Stayin’ alive" orientieren. Oder auch an "Highway to Hell" von AC/DC – ein in diesem Zusammenhang reichlich makaberer Titel. "Aber wenn man sich das Lied besser merken kann, ist das absolut legitim", so Herrmann.

Eigentlich gilt: dreißigmal drücken, zweimal beatmen. "Wer sich aber ekelt oder sich eine Beatmung nicht zutraut, kann auch einfach nur drücken. Das ist das Wichtigste, bis der Notarzt da ist", sagt Christine Zelnhöfer, die beim BRK Fürth für die Organisation der Breitenausbildung zuständig ist.

Herrmann ergänzt: "Niemand muss Angst haben, etwas falsch zu machen. Wenn es kracht und eine Rippe bricht, ist das halt so. Das Überleben des Betroffenen steht an erster Stelle." Ideal sei, wenn ein automatischer externer Defibrillator (AED), wie er in vielen Gebäuden oder Firmen hängt, zur Hand ist. Das Gerät leitet Ersthelfer sicher per Sprachsteuerung durch die Reanimation, bis professionelle Hilfe eintrifft.

"Das kann jeder"

Um die richtigen Handgriffe für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung zu erlernen, brauche man kein Medizinstudium. "Das kann jeder. Ein Erste-Hilfe-Kurs vermittelt Handwerkszeug, mit dem man für den Ernstfall gerüstet ist", sagt Herrmann.

Die Tatsache, dass die Kurse durch immer neue Anforderungen an Räumlichkeiten und Hygienevorschriften deutlich teurer geworden sind, motiviere allerdings nicht gerade dazu, das Wissen regelmäßig aufzufrischen, bedauert er. So bleibt es oft bei dem einen Erste-Hilfe-Kurs, wenn man den Führerschein macht.


Die Erste-Hilfe-Serie der FN befasst sich mit großen und kleinen Notfällen


Das BRK in Fürth verzeichnete im Corona-Jahr 2020 trotzdem immerhin rund 3200 Teilnehmer in 240 Grundkursen. "Da ginge aber durchaus noch mehr", findet Zelnhöfer. Eine Auffrischung alle fünf Jahre für alle Führerscheininhaber – das fände sie "sinnvoll und zumutbar".

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