Archäologie

Historische Funde auf der Fürther Höffner-Baustelle

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

E-Mail zur Autorenseite

10.5.2013, 11:00 Uhr
Historische Funde auf der Fürther Höffner-Baustelle

© Roland Fengler

Man muss sich auf der riesigen Baustelle, neben dem Dorf Steinach, nicht lange umsehen, um zu wissen, was den Standort so attraktiv für Möbel Höffner macht: die Nähe zum Frankenschnellweg. Die Firma wird sogar einen eigenen Autobahnanschluss bauen, damit Kunden bequem bis vor die Ladentür fahren können.

Den Experten vom Landesamt für Denkmalpflege ist hingegen etwas anderes aufgefallen: der Fluss, der parallel zur Schnellstraße verläuft; und die Auen, in die er eingebettet ist. Historiker und Archäologen wissen, dass man am Rande solcher Auenlandschaften Spuren vorgeschichtlicher Siedlungen vermuten kann. „Die Lage war für eine Ansiedlung günstig: Sie ist sicher vor Hochwasser, zugleich ist der Fluss ein wichtiger Verkehrsweg“, erklärt auf FN-Nachfrage Dorothee Ott, Sprecherin des Landesamts für Denkmalpflege, das die zuständige Behörde ist, wenn es um Bodendenkmäler geht.

Von einer „Verdachtsfläche“ sprechen die Experten in so einem Fall. Allerdings würde eine solche Verdachtsfläche normalerweise völlig unberührt bleiben: Ausgrabungen nämlich sind – anders als von vielen angenommen – nicht das oberste Ziel, heißt es seitens des Landesamts. An erster Stelle stehe „der unversehrte Erhalt der archäologischen Denkmäler“ – und zwar in der Erde. Das heißt: Gegraben wird nur dann, wenn der Boden nicht unangetastet bleiben kann, etwa weil Baumaßnahmen anstehen.

Dann geht es darum, die im Erdreich enthaltenen Gegenstände herauszuholen und als historische und kulturgeschichtliche Zeugnisse zu sichern. Mitte März haben Archäologen mit den Grabungen auf der Baustelle begonnen – und schnell bestätigte sich ihr Verdacht. Sie stießen auf Spuren einer Siedlung aus der Hallstattzeit, also aus der Zeitspanne zwischen 800 und 500 v. Chr., die auch zur älteren Eisenzeit gerechnet wird.

Das 35-köpfige Team um Grabungsleiterin Linda Borrowdale fand beispielsweise Verfärbungen, die von Holzpfosten zeugen, mit denen hier einst Häuser errichtet worden waren. Dazu eine mit Steinen eingefasste Feuerstelle und sogenannte Siedlungsgruben. Das sind Gruben, erklärt Borrowdale, in die die Menschen damals ihren Müll warfen. Sorgfältig sichern die Archäologen, was davon bis heute erhalten ist. Aus der Erde gefischt haben sie bislang unter anderem Scherben von zerbrochenen Keramikgefäßen, Teile von Gerätschaften zum Weben und Spinnen, einen Mahlstein und eine Fibel – eine Art Brosche, mit der Umhänge oder Mäntel zusammengehalten wurden. Schon mehr als 500 Fundstücke haben die Archäologen zusammengetragen.

Und ihre Grabungen gehen weiter: Derzeit geht man im Landesamt für Denkmalpflege von 30000 Quadratmetern aus, die im Zuge der Bauarbeiten für das Möbelhaus untersucht werden sollen. Ein Viertel davon ist erst bewältigt. Die archäologische Untersuchung einer so großen Fläche steht nicht alle Tage an: „Das ist etwas Besonderes“, bestätigt Dorothee Ott.

Im Raum Nürnberg-Fürth sind ihr zufolge in den vergangenen Jahren nur kleinere eisenzeitliche Siedlungen untersucht worden. Spuren großer Siedlungen hat man im Freistaat in Weißenburg gefunden, bei Berching sowie im Jahr 2000 bei Greding-Großhöbing, als dort der Bau der ICE-Trasse Ingolstadt-Nürnberg vorbereitet wurde.

Für die Firma Höffner freilich sind die Grabungen in Steinach nicht unbedingt ein Grund zur Freude: Sie wirbeln den Zeitplan durcheinander. Richtig losgehen können die Bauarbeiten erst, wenn die Archäologen die Fläche freigeben. Man versuche, das „aufzufangen“, heißt es seitens des Bauunternehmens. Ob der anvisierte Eröffnungstermin Ende des Jahres eingehalten werden kann, kann derzeit wohl niemand voraussagen.

22 Kommentare