HLG-Neubau: Ringen um Korrekturen beginnt
28.7.2019, 11:00 UhrWer vergangene Woche vom Stadtpark aus die Jakobinenstraße entlang lief konnte die Zeichen des Protestes nur schwer übersehen. An den Stämmen der stattlichen alten Bäume, die den Straßenrand säumen, hatten Anwohner in Augenhöhe Kärtchen befestigt, auf denen zu lesen stand: "Hilfe, ich soll wegen eines Turnhallen-Monsters gefällt werden!"
Das "Turnhallen-Monster", eine mächtige Sechsfach-Turnhalle, ist Bestandteil der 92 Millionen Euro teuren Neubaupläne für das angrenzende Helene-Lange-Gymnasium (HLG). Der Abriss des alten "Neubaus" aus den 70er Jahren, zwei neue Baukörper und die besagte Halle plus Tiefgarage sollen ab 2021 endlich den Befreiungsschlag für die unter Raumnot und maroder Bausubstanz leidende Schule bringen. Entsprechend groß ist die Begeisterung bei der Schulfamilie und bei der Stadtspitze.
Etliche Anwohner indes laufen Sturm und erhöhen den Druck mit Hilfe einer Petition. Die Größe des Turnhallenbaukörpers empfinden sie als ästhetische Zumutung im Quartier; sie fürchten viel Verkehr und entsprechenden Lärm durch die Vereine, von denen die Halle nachmittags und abends genutzt werden soll; und nicht zuletzt wehren sie sich eben vehement gegen das Abholzen von zehn bis fünfzehn teils prächtigen Robinien und Feldahornen, das die Stadt für weitgehend unausweichlich hält, will man den großen baulichen Wurf realisieren.
Doch muss das wirklich sein? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigte sich der Stadtrat nun – und immerhin der Wille, Korrekturen zu erwägen, stand nach langer Diskussion unter dem Strich. Geprüft werden soll, wie weit die Halle ins Erdreich versenkt werden kann, wie man Fassade und Dach begrünen kann, um ihre optische Dominanz abzumildern; wie man die Nutzungszeiten für den Vereinssport so restriktiv gestalten kann, dass möglichst wenig Verkehrsbelastung entsteht; und nicht zuletzt, ob es nicht doch gelingen kann, das Gros der in Randlage aufragenden Bäume zu erhalten.
"Nägel mit Köpfen"
Grundsätzlich aber gaben die Räte gegen zwei Stimmen der Freien Wähler grünes Licht für die Pläne mit Neubauten und Halle – denn deren pädagogische Notwendigkeit stellt kaum jemand in Frage. HLG-Direktor Martin Pfeifenberger, der eigens in die Ratssitzung gekommen war, bekräftigte noch einmal die Unterstützung von Schulleitung, Lehrerkollegium und Elternschaft. Befürchtungen, der Schulbetrieb werde unter dem Umbau leiden, teilt Pfeifenberger nicht. Durch die vorgesehenen, zeitlich gestaffelten Baubabschnitte halten sich die Einschränkungen seiner Einschätzung nach in Grenzen.
Er hoffe, dass die nun entstandene "Aufbruchstimmung erhalten bleibt und Nägel mit Köpfen gemacht werden", so der Leiter des Gymnasiums mit derzeit 1200 Schülern – Tendenz steigend.
Die Mienen der Anwohner, die auf den Zuschauerbänken im Rathaus Platz genommen hatten, sprachen Bände: In ihren Augen wäre dieser Aufbruch ein Rückschritt, ein eklatanter Verlust von Wohnqualität. Sie verlangen in ihrer Petition mehr Mitspracherecht. Bei einem Treffen mit Vertretern der Stadt hatten rund 70 von ihnen, wie berichtet, ihrem Unmut bereits am vergangenen Montag Luft gemacht.
Es wird, so steht zu vermuten, nicht das letzte Mal gewesen sein.
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