Innovative Lösungen und 24 Stunden Kultur nonstop
25.7.2011, 09:00 UhrDas Gespräch findet nicht im Rathaus statt, sondern im Jugendkulturcafé Zett9. Für Elisabeth Reichert ein symbolträchtiger Ort. Hier geht was voran. Bis zum Jahr 2012 soll das frühere Stadtwerkegebäude, das einige Jugendeinrichtungen beherbergt, umgebaut werden. Und Aufbruchstimmung möchte Reichert vermitteln, wenn sie von ihrem neuen Job spricht. Zu dem zählt die Jugendarbeit, auch deshalb bietet sich das „Leuchtturmprojekt für die Innenstadt“ an, für schöne Worte über die ersten 140 Tage im Amt. Nicht zuletzt will die Referentin, dass die „junge Großstadt“ sowohl seniorengerecht als auch attraktiv für Familien, Jugendliche und junge Erwachsene ist. „Daran müssen wir arbeiten.“
Was muss geschehen? Die Antwort: „Wir brauchen Treffpunkte, aber nicht Überversorgung hier und Unterversorgung dort.“ Die Innenstadt sei mit ihrem Jugendzentrum rund um Zett9 und Connect bald bestens versorgt, in der Oststadt aber und in einigen Vororten „müssen wir noch eine Lösung finden“.
Reichert betont, dabei sei ein planvolles Vorgehen das A und O. Sie habe nach ihrem Amtsantritt alle Menschen im Sozialrathaus persönlich begrüßt, in den Anfangsmonaten vielen Gesprächen beigewohnt, und drei Leitungskreise gegründet. Viermal im Jahr tagen der LK Jugend, der LK Soziales, der LK Kultur, und dann geht es um Grundsätzliches. Reichert spricht zunächst wolkig von Abstraktem wie der Analyse des Ist-Zustandes, dem Erkennen des Veränderungsbedarfs, der Entwicklung von Handlungsfeldern, wird dann aber doch konkret: Mit dem Großprojekt „Kultur hoch 24“ will sie im Oktober 2012 ein Glanzlicht setzen und Fürths kulturelle Vielfalt sichtbar machen. Alle Kulturschaffenden in der Stadt sind aufgerufen, rund um die Uhr nonstop zu zeigen, was Fürth zu bieten hat.
Auch wegen der Ebbe in der Stadtkasse wird das Theaterbudget unter Reicherts Regie neuerdings regelmäßig kontrolliert, neue Geldquellen werden aufgetan. Jüngstes Beispiel: die Vermietung des Stadttheaters (Rock the Ballet). Bloße Vision ist vorerst eine bessere Vermarktung des Burgfarrnbacher Schlosses „mit seinen wunderschönen Räumen“ etwa als Ziel für Busreisen.
Mit der sozialen Arbeit, so die Referentin, sei es wie mit der Hausarbeit: „Ihr Wert wird erkannt, wenn sie nicht geleistet wird.“ Erfreulich also, dass die ersten drei Langzeitarbeitslosen im Rahmen des Projekts Tandem (Betreuung von Hartz-IV-Familien) nun einen Job hätten. Wichtig, dass Lösungen in der Jugend- und Sozialpolitik „passgenau“ seien und „innovativ“ wie das neue Bündnis für Mobilität. Stadt, infra und Bürgerstiftung wollen Bedürftige beim Kauf von Bus- und Bahnfahrkarten auf Spendenbasis finanziell unterstützen (wir berichteten).
Ein umstrittener Vorstoß. Stephan Stadlbauer vom Sozialforum klagt, Sozialleistungen würden da „mit dem Segen und zum Stolz der Sozialreferentin in einen außerdemokratischen, nichtöffentlichen Raum verschoben“, wo der Stadtrat außen vor sei. Reichert habe ihren Traumberuf gefunden, doch verursache ihre Politik schon mal „Alpträume“.
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