Jagdverein lobt Wild-Taktik der Stadt
23.10.2015, 19:59 UhrSeit 2004 wird der Fürther Stadtwald in Eigenregie bejagt. Vorausgegangen waren Diskussionen und ein Beschluss im Stadtrat, den der Laudator bei der Preisverleihung, Forstdirektor Peter Pröbstle, „wirklich wegweisend“ nannte. Statt die Reviere auf Jahre an Privatjäger zu verpachten, gehen seither Stadtförster Martin Straußberger und seine Mitarbeiter wieder selbst auf die Pirsch.
„Nur erfüllt“
„Wir haben den Abschussplan nicht erhöht, sondern nur erfüllt“, betonte Straußberger bei einer kurzen Exkursion durch den Stadtwald. Dies sei ohnehin schwierig genug in einem Revier, das an schönen Tagen über 4000 Menschen als Naherholungsraum aufsuchen. Jedoch bedeute „Wald vor Wild“ keineswegs „Wald ohne Wild“, wie Pröbstle klarstellte – „sondern es heißt, dass versucht wird, den Hauptlebensraum des Wilds zu erhalten, zu verjüngen und fit für den Klimawandel zu machen.“
In unseren Breiten könne dies nur gelingen, wenn die alten, reinen Kiefernbestände in gemischte Laub-Nadelholzwälder mit vielen Baumarten umgewandelt werden. Dass der Fürther Stadtwald schon ein gutes Stück des Weges zu diesem Ziel zurückgelegt hat, kann jeder Besucher dort mit eigenen Augen erkennen: Buche, Eiche, Ahorn und andere Laubbäume haben sich vielerorts wieder ausgebreitet — häufig sogar ohne die direkte Einflussnahme der Fürther Stadtförsterei.
„Die meisten Jungbäume hier sind von selbst nachgewachsen“, sagt Straußberger – nicht ohne augenzwinkernd auf einen seiner besten „Mitarbeiter“, den Eichelhäher, zu verweisen: „Der pflanzt in seiner Lebenszeit durchschnittlich Eichen im Wert von 7000 Euro.“
Fitter als früher
Doch nicht nur die Flora profitiert, auch die Fauna. Die Gesundheit des Wilds werde leider viel zu oft ausgeblendet, wenn es um den Themenkomplex Wälder und Jagen geht, meint Forstdirektor Pröbstle. Seiner Ansicht nach sind die Rehe im Stadtwald heute erheblich fitter als früher – zieht man das Lebendgewicht als Bemessungsgröße heran.
„Früher wogen einjährige Rehe hier zehn bis elf Kilogramm, heute bringen sie bis zu 15 Kilogramm auf die Waage“, so Pröbstle. Die Begründung: Der Territorialstress für das einzelne Reh sei geringer, und den Tieren stehen mehr Äsungsflächen zur Verfügung als früher.
Der ÖJV-Vorsitzende Wolfgang Kornder hob deshalb nicht nur den Einsatz von Oberbürgermeister Thomas Jung und Umweltreferent Christoph Maier hervor, die sich ab 2002 als Entscheidungsträger dafür stark gemacht hätten, den Stadtwald wieder selbst zu bejagen. Kornder lobte vor allem die Arbeit von Förster Martin Straußberger.
Mit dessen Dienstantritt 1997 habe die Entwicklung ihren Anfang genommen, die nun ausgezeichnet wurde. die Naturverjüngung der wichtigsten Edellaubholzarten und das Gedeihen der wieder eingebrachten Tanne.
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