Jung will´s wissen: Fürths SPD feiert ihren Kandidaten
20.9.2019, 19:22 UhrThomas Jung fing gerade an zu sprechen, da ging im Saal die Diskobeleuchtung an. Für ein paar unbeabsichtigte Augenblicke verbreiteten Scheinwerfer mit gelben, blauen und roten Lichtern Partystimmung. Eine Feierlaune, die über den Abend hinweg anhalten sollte.
Auf Bundes- oder Landesebene mag die SPD gerade stetig schrumpfen, im Grünen Baum traten die Genossen mit dem Selbstverständnis einer Volkspartei auf – oder wie Kreischef Matthias Dornhuber unter Applaus ins Mikro sagte: "Wir sind die Fürth-Partei."
Viel von diesem Stolz verdankt die SPD ihrer Galionsfigur, einem Oberbürgermeister, der die beiden letzten Wahlen mit 80 bzw. 73 Prozent der Stimmen überdeutlich gewonnen hat und den die Politik noch nicht ermüden konnte. Thomas Jung, inzwischen 58 Jahre alt, hatte schon vor Monaten bekanntgegeben, für eine vierte Amtszeit zu kandidieren; am Donnerstag durften die Genossen entscheiden, ob sie ihm erneut das Vertrauen schenken wollen.
Ein etwa einminütiger Film stimmte die über 100 wahlberechtigten SPD-Mitglieder im Saal schon mal darauf ein. Die Botschaft: "Viel erreicht, noch viel mehr vor!". Thomas Jung hier, Thomas Jung da, aber immer so, wie ihn viele Fürther kennen – auf dem Fahrradsattel, freundlich grüßend. Von Jungs "unfassbarer Bürgernähe" sollte später der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger schwärmen.
Als "Kurzreferat" kündigte die Tagesordnung Jungs Auftritt an. Tatsächlich sprach der Rathauschef, der Wortbeiträge mit über 20 Minuten Länge eigentlich für problematisch hält, fast eine Stunde; es war seine längste politische Rede, wie er einräumte. "Aber das musste sein."
"Sie hat Recht"
Jung blickte voraus – und sah mit viel Genugtuung zurück. Um zu veranschaulichen, wie sehr sich die Stadt zum Positiven verändert habe, wählte er die Begegnung mit einer Frau, die 20 Jahre weg gewesen sei und nun "staunend" durch die Straßen laufe. Fußgängerzone, Neue Mitte, Hornschuch-Center, Carré, Uferpromenade, Ludwig-Erhard-Zentrum, Fürthermare, Kavierlein, Malzböden, die Innenstadtbibliothek . . . Fürth sei viel, viel schöner und attraktiver geworden, habe die Frau zu ihm gesagt. Jung: "Und sie hat Recht."
In seiner ersten Amtszeit (2002– 2008) habe er hohe Schulden machen müssen, um eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. In der zweiten Periode (2008–2014) stand die Krisenbewältigung im Fokus, als die Quelle-Pleite und die weltweite Finanzkrise der Stadt zusetzten. Seine dritte Amtszeit (2014–2020) jedoch sprenge alle Rekorde: "Wir können nur mit Superlativen aufwarten, denn sie entsprechen der Wahrheit." Zehntausend neue Jobs, eine Arbeitslosenquote von unter fünf Prozent, ein stetiger Schuldenabbau, hunderte neue Betreuungsplätze für Kinder zählte der OB unter anderem auf.
Der "überzeugte Europäer" (Jung über Jung) kündigte an, weiterhin "Wahrheiten" aussprechen zu wollen, auch wenn diese schmerzten. Zur Erinnerung: Mit Äußerungen wie der, man könne "die sozialen Probleme Osteuropas nicht in den deutschen Großstädten lösen", hatte er sich in den letzten Jahren heftigen Populismusvorwürfen ausgesetzt.
Als Kernthemen der Zukunft nannte er den Klima- und Umweltschutz, die Verkehrswende sowie die Digitalisierung von Schulen und Verwaltung. Fürth werde noch grüner und urbaner, sagte Jung. Der Lohn für seine Worte: Die Genossen standen auf, um ausdauernd zu applaudieren. Eine Szene, die sich wiederholen sollte, als das Ergebnis des Votums verlesen wurde. Von 107 Stimmen entfielen 107 auf den amtierenden Oberbürgermeister. Jung wirkte gerührt. "Dass ihr mich wirklich alle gewählt habt . . . ich könnte euch alle umarmen."
Er freue sich auf den Wahlkampf, er sei gerne bei den Menschen, sagte Jung. Dass ihn die Fürther in eine vierte Amtszeit schicken, daran scheint er nicht zu zweifeln. Seinen Genossen versprach er, am 15. März den Wahlsieg im Grünen Baum zu feiern. Sie dankten es ihm – einmal mehr – mit viel Applaus.
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