Karriere von Nationalspieler Weinhold begann in Zirndorf
29.1.2015, 11:00 UhrZu Beginn seiner Karriere wandelte Steffen Weinhold auf den Spuren von Vater Klaus. Der stand in den Siebzigerjahren für den ASV Fürth und den FSV Stadeln als Fußballer auf dem Platz. Also zog es auch den Filius auf den grünen Rasen, wo er beim TSV Altenberg erstmals die Schuhe schnürte.
Bis einmal das Training ausfiel und der sportbegeisterte Weinhold seine Schwester Katrin nach Zirndorf zum Handball begleitete. Dort fand er Gefallen daran, die Bälle fortan zu werfen, wollte sich aber auch dem Kicken nicht vollends versagen. Also galt es, zweigleisig zu fahren. Vater Klaus erinnert sich an die Zeit: "Es kam schon manchmal vor, dass der Fußballtrainer gefragt hat, wie lange Steffen noch spielen kann, bis wir in die Halle weiter müssen."
Bereits in jungen Jahren sei sein Sohn sehr zielstrebig und ehrgeizig gewesen, so dass er die Fahrdienste gerne übernommen habe, erzählt der 61-Jährige. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich jedoch heraus, dass das besondere Talent im Handball liegt, "auch wenn er zusätzlich ein hervorragender Fußballer war", wie Norbert Vogel bestätigt, der den heutigen Nationalspieler in der D- und C-Jugend trainiert hat.
Starkes Bonhoeffer-Team
Weinhold sei Teil einer "hochintelligenten Mannschaft vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium" gewesen, in der er freilich schon etwas herausstach. Gemeinsam mit der früheren Zweitliga-Spielerin Antje Seifert (HG Fürth) feilte Vogel in der „entscheidenden Zeit“ weiter am Können des aufstrebenden Handballers.
"Es wird oft gesagt, dass die Phase vom 13. bis zum 16. Lebensjahr die wichtigste ist, um Bewegungsabläufe und das Spielverständnis zu manifestieren", sagt Vogel, der auch bereits Sebastian Preiß vom HC Erlangen zu dessen Zirndorfer Zeiten coachte. Zu vergleichen seien die beiden aber nicht gewesen, sagt er, „Sebastian hat schon mit 14 gesagt, dass er in die Bundesliga will“. Von Weinhold war so etwas nie zu hören, auch wenn sein Weg in diese Richtung wies.
Mit 14 Jahren spielte er für die deutsche Jugend-Auswahl, trainierte aber oft bei den Männern der HG Zirndorf mit, die 2000 aus einer Fusion der Handballer des ASV und TSV hervorging. Vom damaligen Auswahltrainer bekam Weinhold stets „Hausaufgaben“, die der heutige Übungsleiter der Bayernliga-Damen, Ingo Gömmel, als damaliger Herrentrainer überwachte.
Schon damals sei abzusehen gewesen, dass der 1,91 Meter große Jüngling das Talent für höhere Aufgabe hatte, erzählt Gömmel. „Steffen ist nie aus der Halle raus und wollte immer trainieren.“ Eine Einschätzung, die auch Norbert Vogel teilt, der Weinhold bescheinigt, „nie zufrieden gewesen“ zu sein. 2001 folgte der Wechsel zum HC Erlangen, wo der Blondschopf weiter reifte und bereits mit 17 in der zweiten Liga debütierte.
Der bisher größte Erfolg gelang 2006: Mit der U 20-Auswahl wurde er Europameister. Ein Jahr später zog es ihn dann zur HSG Nordhorn in die Bundesliga. Einfach sei es nicht gewesen, sagt Vater Klaus Weinhold, „aber ich habe ihm nahegelegt, es zu versuchen, nicht dass er es in zehn Jahren womöglich bereut“.
Vogel ist stolz
Er wird es nicht getan haben. Über die Stationen Großwallstadt und Flensburg kam Weinhold schließlich im vergangenen Sommer zum deutschen Rekordmeister THW Kiel. Norbert Vogel ist voll des Lobes und überzeugt, dass dieser Schritt seinen ehemaligen Spieler noch besser machte: „Er ist stabiler geworden, kaum mehr verletzt und zu einer wichtigen Stütze der Nationalmannschaft gereift.“
Vogel hat sich für die laufende WM extra ein Abo des Bezahlsenders Sky besorgt, da die Spiele nicht im freiempfangbaren Fernsehen übertragen werden. Klaus Weinhold dagegen lädt sich immer bei den Nachbarn ein, um die Spiele seines Sohnes zu verfolgen. Was beide dabei sehen, gefällt ihnen sehr.
Zwei Mal wurde Steffen Weinhold zum Spieler des Spiels gewählt. „Viele Experten behaupten, dass er der spielfähigste Linkshänder auf seiner Position im rechten Rückraum ist“, sagt Ingo Gömmel. Zugute kommt ihm dabei, dass er „ein sehr intelligenter Junge mit Einser-Abi ist“, der Situationen schnell erkennen und das „Spiel sehr gut lesen“ (Vogel) kann.
Das Highlight für die Verantwortlichen des TSV waren jedoch die Partien, in denen Preiß und Weinhold gemeinsam für Deutschland auf dem Platz standen. Der Freude weicht bis heute aber auch Ärger darüber, dass es für die Vereine - anders als im Fußball - keine Ausbildungsentschädigung des Verbandes gibt. Für Norbert Vogel unverständlich, „denn ohne Basisarbeit, in der die Grundlagen gelegt werden, gäbe es gar keine Talente wie Steffen“.
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