Käsekuchen-Likör entstand aus Versehen

22.2.2016, 06:00 Uhr
Käsekuchen-Likör entstand aus Versehen

© Foto: Felix Balandat

Eine etwas größere Garage am Rand von Rehdorf. Nur ein kleines Schild am Zaun weist zur Produktionsstätte. Drinnen stapeln sich Kartons auf 100 Quadratmetern. Auf dem Boden steht ein 150-Liter-Topf, in ihm mischen Markus Lozar und seine Frau Daniela Mendoza pro Woche zwischen 500 und 1000 Liter „Laumer’s Käsekuchen“. Ein zwölfprozentiger Likör, der nach Käsekuchen schmeckt und mittlerweile in zahlreichen Supermärkten und Gastronomiebetrieben in der Region erhältlich ist.

Begonnen hat alles aus Versehen. Markus Lozar betreibt in Schwabach das Bar-Café Laumer. Im April 2014 wollte er dort einen neuen Cocktail kreieren. Der 46-Jährige nahm ein Glas, mischte mehr oder weniger wahllos verschiedene Zutaten zusammen, probierte, verwarf die Idee. Nach mehreren Versuchen hat es dann Klick gemacht. „Das gibt‘s doch gar nicht, das schmeckt nach Käsekuchen!“, habe er gedacht, erinnert sich Lozar.

Um sich zu vergewissern, musste die ganze Belegschaft anrücken und den Mix probieren. Der Drink kam auf die Karte und wurde schnell zum Hit. Lozar holte sich zunächst Bügelflaschen aus der Ikea-Filiale und produzierte literweise „Käsekuchen“. „Ich dachte mir, dass die Menge vielleicht etwas gewagt ist. Aber das Zeug war nach drei Stunden weg“, erinnert er sich.

Seit April 2015 auf dem Markt

Bald wollten Kunden den Likör in der Flasche mitnehmen und verschenken. Lozar und seine Frau Daniela, seit 18 Jahren Wirtin des Oberasbacher Lokals „Rüffelmacher“, sind zwar gestandene Gastronomen, von professioneller Getränkeproduktion, Vermarktung und Vertrieb hatten sie jedoch zu Beginn wenig Ahnung.

„Wir hatten kein Etikett, wussten nicht, wie viel Alkohol drin ist. Hätten wir das verkauft, wären wir mit einem halben Bein im Knast gestanden“, sagt Lozar. Der Lebensmittelkontrolleur der Stadt Schwabach informierte über nötige chemische Gutachten, Vorgaben für die Etikettierung und Hygienevorschriften. Im April 2015 kam „Käsekuchen“ offiziell auf den Markt. Ursprünglich sollte ein Lohnabfüller den Likör produzieren. „Der wollte aber Kosten sparen und billigere Zutaten verwenden. Das hat aber einfach nicht geschmeckt“, moniert Daniela Mendoza.

10,99 Euro kostet jetzt eine 0,5-Liter-Flasche, einen Liter gibt‘s für 18,99 Euro. „Wir verwenden nur hochwertige Zutaten“, betont Lozar. Was genau drin ist, verrät er natürlich nicht. Nur der Allergikerhinweis „Enthält Haselnussextrakt“ steht auf dem Etikett. „Wir werden oft nach dem Rezept gefragt. Wir erzählen manchmal, dass wir Käsekuchen backen und dann auspressen. Manche glauben uns das sogar“, sagt Mendoza lachend.

„Käsekuchen“ trinkt man laut Etikett am besten mit Zitrone und braunem Zucker. „Man schmeckt sogar den Mürbeteig“, meinte daraufhin ein Freund des Ehepaares. Laut Lozar ist der Likör jedoch nicht unbedingt nur ein Party-Getränk. Auch in alteingesessenen Cafés sei „Käsekuchen“ etwa bei Rentnern sehr beliebt.

Aus Platzgründen hat das Ehepaar die Produktion mittlerweile von Schwabach nach Rehdorf verlagert. Knapp 2000 Liter lagern aktuell in der Halle, Lozar ist fast jeden Tag am Mischen. In seinen Betrieb nach Schwabach kommt er seltener. Seine Frau hat für ihre Wirtschaft eine Mitarbeiterin eingestellt, um sich stärker dem „Käsekuchen“ widmen zu können.

Riesige Nachfrage

Auch wenn das Paar nicht mehr mithilfe einer Digitalwaage die Flaschen händisch abfüllt: Mit den jetzigen Produktionsmitteln kommt es der Nachfrage fast nicht mehr hinterher. „Entweder wir finden jemanden, der die Abfüllung zu einem vernünftigen Preis übernimmt, oder wir holen uns 5000-Liter-Tanks“, verkündet Lozar. Über den Online-Shop bestellen Kunden aus ganz Deutschland. Sogar aus den USA kam schon eine Order.

Mit dieser Reichweite haben die Wirtsleute jedoch nicht gerechnet. Sie hatten im Internet Versandkosten in Höhe von 4,99 Euro angegeben. „Aber zu dem Preis Pakete in die USA zu schicken, wäre ein ganz schönes Verlustgeschäft“, rechnet Lozar vor. Der Gastronom ist gelernter Elektriker, hat aber auch schon als Künstler gearbeitet. „Was ich gerade mache, ist wie eine neue Ausbildung. Ich lerne immer etwas dazu“, sagt er.

Im Jahr 2007 kam er, der Liebe zu Daniela wegen, aus Frankfurt am Main ins beschauliche Rehdorf. 2010 eröffnete er das „Laumer“ in Schwabach. Zurzeit steht er in Kontakt mit Großhändlern und bereitet die Markteinführung in Österreich vor. Außerdem hat er sich bei der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ beworben. Dort treten Erfinder und Unternehmensgründer mit innovativen Geschäftskonzepten an, die auf der Suche nach Risikokapital zum Wachstum ihrer Firma sind. Auch an einer neuen Geschmacksrichtung arbeitet das Ehepaar gerade. Welche, will es aber noch nicht verraten.

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