Kein Urlaub auf dem Bauernhof

18.08.2011, 16:00 Uhr
Kein Urlaub auf dem Bauernhof

© Marion Reinhardt

Den Hof die Ferien über einfach zusperren und sich irgendwo in der Sonne an den Strand legen, geht nicht. Und Landwirt Siegfried Tiefel will auch gar nicht, denn er betont: „Wenn die Arbeit Spaß macht, muss man nicht davonrennen.“ Für ihn hat der Urlaub nicht den ganz großen Stellenwert, doch alle zwei Jahre sind auch für ihn und seine Familie Ferien drin. Mitte September bis November lässt sich das mit der Arbeit auf dem Hof gut einrichten, dann geht es ab auf die Kanaren oder ins südliche Mittelmeer, wo es auch dann noch schön warm ist.

Tiefels Blick geht täglich erst einmal Richtung Himmel, denn wie alle Bauern wartet auch er dringend auf schönes Wetter, das auch einmal ein paar Tage stabil ist. „Mal sehen, vielleicht geht heute noch was, aber ganz trocken ist das Getreide nicht“, meint Tiefel stirnrunzelnd und klagt: „Nach der verregneten Ernte letztes Jahr ist der Druck heuer deutlich gestiegen, dass das Getreide gut hereinkommt.“

Der Sohn ist eben mit dem Mähdrescher aufs Feld gefahren, um mit der Arbeit anzufangen, denn wenn der laufen kann, dann muss er das auch. So eine Riesen-Maschine kostet schließlich einiges. Nur noch fünf Prozent der Bauern leisten sich einen eigenen. Tiefel mäht mit seinem Fahrzeug 350 Hektar für 15 bis 20 Kollegen – jede Menge Arbeit also.

Die haben auch Anita und Hans-Peter Rotter vom Bauernhof gleich in der Nachbarschaft. „Der ganze August ist schon verplant“, so Rotter. Und natürlich muss auch noch das Heu gemacht werden. „Die Ernte ist heuer wegen dem schlechten Wetter so spät, aber heute ist endlich der Lohndrescher gekommen“, freut sich die Bäuerin.

Kein Urlaub auf dem Bauernhof

© Mark Johnston

Die Rotters haben zwar zwei fest Angestellte, doch die haben den August über Urlaub. „Normalerweise sind wir im August längst fertig mit dem Getreide und dem Heu“, sagt Anita Rotter. Ein Freund hilft dann aus, die Rundballen einzufahren. Und dann ist da ja auch noch der 16-jährige Sohn, der den Traktor-Führerschein hat und mit anpacken kann. Seinen Moped-Führerschein hat er frisch in der Tasche und ein nagelneues Moped steht vor der Tür – da muss er die Eltern schon unterstützen als Dankeschön.

Außerdem müssen jetzt noch die Kartoffeln raus und die Biogasanlage, die die Rotters ebenfalls betreiben, muss auch gefüttert werden. Und dann ist da noch die Bullenmast. Wer Vieh im Stall zu versorgen hat, kann nicht einfach so verreisen. Derweil bleibt aber wenigstens der Hofladen zu. „Im August haben wir zu wenig Kunden“, so die Bäuerin.

Kein Urlaub auf dem Bauernhof

© Mark Johnston

Doch zweimal im Jahr gönnen sich die Rotters regelmäßig ihren wohlverdienten Urlaub. In den Herbstferien sagen sie „ade“ und verreisen – mal in die Türkei, auf Mallorca oder nach Südtirol. „Dann brauchen wir aber keine Action, sondern Ruhe“, versichert die Landwirtin. Und fest eingeplant im Jahr ist auch der Skiurlaub im Januar, auf den sie nicht verzichten wollen.

Bei Siegfried Tiefel steht dieser Tage noch eine Mammutarbeit bevor: 60000 Erdbeerpflanzen müssen gesetzt werden. 9000 sind schon gepflanzt und dafür ist das Wetter derzeit ideal. Wenn sie gut anwachsen, kann er im nächsten Mai und Juni saftige Erdbeeren ernten. Im Moment werden sie bewässert und der Bauer muss aufs Feld, denn ein Sprenger hat seinen Geist aufgegeben. Zur Reparatur muss erst einmal das Wasser abgesperrt werden.

Das geht heutzutage so: Tiefel schickt eine SMS „Wasser stopp“ an seine Beregnungsanlage. Die antwortet — ebenfalls per SMS —, dass sie verstanden hat und dann fährt der Wasserdruck runter bis kein Tropfen mehr kommt. Der Landwirt kann jetzt alles in Ordnung bringen.

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