Klare Entscheidung

24.9.2013, 16:00 Uhr
Klare Entscheidung

© Hans-Joachim Winckler

Von Triumphgeheul war bei der Bürgerinitiative (BI), die ebenso wie der Bund Naturschutz (BN) oder Bündnis 90/Die Grünen gegen das Straßenbauprojekt gekämpft hatte, keine Spur. „Wir wollen keinen Stillstand, sondern kreativ an der Lösung der Probleme mitarbeiten, sagte BI-Sprecherin Margit Ritter. Die Vorsitzende der Langenzenner BN-Ortsgruppe, Regina Vogt-Heeren, zeigte sich erleichtert, das Ergebnis sei ein „Erfolg für Mensch, Natur und Demokratie“. Der Stadtrat, so ihr Wunsch, könne nun Alternativen suchen. Eine Sperre der Innenstadt für Lkw über 7,5 Tonnen sieht sie als eine Möglichkeit, die „man versuchen kann und die nicht viel Geld kostet“. Dafür könnte sich auch Grünen-Stadtrat Bernhard Heeren erwärmen, in Verbindung mit einer von seiner Partei seit Jahren geforderten Verkehrsleitplanung.

Über 700 Stimmen mehr

Erste Schritte stehen bereits kurz vor der Umsetzung. So soll die Einfahrt in die Friedrich-Ebert-Straße vom Denkmalplatz aus für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen laut Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) bald tabu sein. Nach Ansicht des Stadtoberhaupts hat die Mehrheit der Langenzenner bei der Beantwortung der Stichfrage „deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Nordumgehung zur Lösung der Verkehrsprobleme nicht weiter verfolgt werden soll“. 56,68 Prozent der Wähler lehnten das Vorhaben ab, knapp 740 Stimmen gaben bei der Stichfrage den Ausschlag zugunsten der Straßengegner.

Manfred Durlak ist ein Freund klarer Verhältnisse. Der CSU-Fraktionssprecher hatte mit seiner Partei sowie SPD und FW für die Nordumgehung gefochten. Weniger Schwerlastverkehr in der Innenstadt und die Verbesserung der dortigen Lebensverhältnisse waren die Hauptargumente gewesen. Für die Protestbewegung mit der BI an der Spitze waren die Umweltzerstörung und die Kosten die wichtigsten Punkte für ihre Haltung.

„Einerseits ist das eine Watschn für uns“, sagte Durlak mit Blick auf das Ergebnis, „aber andererseits ist mir das lieber, als wenn es nur 20 oder 30 Stimmen wären.“ Kritisch sah er die Fragestellungen bei Rats- und Bürgerbegehren, die, ein jedes einzeln betrachtet, eine Mehrheit erhalten hatten. Manche Bürger, das hatte er als Wahlhelfer am Sonntagabend festgestellt, seien mit den Formulierungen überfordert gewesen.

Das offizielle amtliche Ergebnis wird heute Abend vom so genannten Abstimmungsausschuss verkündet. Dieses Gremium besteht aus dem Bürgermeister als Vorsitzenden, drei Vertretern des Stadtrates und einem Vertreter der BI. Bei Hans-Peter Krippner wird das keine Gefühlswallungen mehr auslösen. „Ziemlich emotionslos“ hatte der Sprecher der FW im Stadtrat schon am Sonntag den Ausgang registriert. Dank der hohen Wahlbeteiligung von 70,76 Prozent hätten die Langenzenner „eine klare Entscheidung getroffen. Und wenn der Bürger nicht will, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen, in Ordnung. Jetzt braucht mir aber auch keiner mehr mit Klagen über die Verkehrssituation in der Altstadt kommen“. „Das war ein eindeutiges Meinungsbild“, stellte auch Irene Franz fest. Für sich schlussfolgert die SPD-Bürgermeisterkandidatin, dass „wir die Bürger mehr beteiligen müssen“.

Aufmerksam hat man im Landratsamt die Entscheidung der Langenzenner zur Kenntnis genommen. Von einem „deutlichen Nein“ für das Straßenbauprojekt sprach Landrat Matthias Dießl und wies mit Blick auf den östlichen Teil der Nordumgehung darauf hin, dass der Landkreis diesen Abschnitt mit Brückenbau und Eingriff in die Landschaft so nie verwirklicht sehen wollte. Dem Kreis geht es vielmehr um den westlichen Teil von der alten B 8 bis zum Bahnübergang Ziegenberg Hier soll die Kreisstraße FÜ 11 bekanntlich komplett auf die Nordseite der Bahngleise verlegt werden. Dazu wäre aber zunächst das notwendige Baurecht zu schaffen. „Wir werden auf die Stadt zugehen“, kündigte Dießl an, „und anfragen, ob sie dafür einen Bebauungsplan in abgespeckter Form aufstellt.“

Dafür sieht Habel aber kaum Chancen. Laut Bürgerentscheid, der die Bindung eines Stadtratsbeschlusses habe, solle der Bebauungsplan nicht weiter verfolgt werden. Der Planungsauftrag, so der Bürgermeister, falle damit an den Kreis und die Bahn zurück, diese „müssen nun in Eigenregie Baurecht schaffen oder die drei Bahnübergänge ertüchtigen“.


 

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