Komödianten-Ehrung sorgt für Polit-Streit

1.5.2007, 00:00 Uhr
Komödianten-Ehrung sorgt für Polit-Streit

© Kögler

Zum Eklat kam es im nicht öffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung, also hinter verschlossenen Türen: Eine Mehrheit der 19 Köpfe starken CSU-Fraktion verließ den Saal, als es über die Ehrung von Heißmann und Rassau abzustimmen galt. Damit, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Birgit Bayer-Tersch auf FN-Anfrage, habe man lediglich die weit peinlichere Situation einer Kampfabstimmung vermeiden und eine - rein formal - einstimmige Entscheidung ermöglichen wollen. Enthaltungen nämlich sind in Kommunalparlamenten nicht vorgesehen.

Das CSU-Vorgehen, betont Bayer-Tersch, sei keineswegs als Ablehnung der Comödien-Chefs zu interpretieren: «Das sind sehr, sehr ehrenwerte Leute, die viel für Fürth getan haben und denen wir die Auszeichnung gönnen» - allerdings, wie sie hinzufügt, erst in einigen Jahren. Noch seien Heißmann (38) und Rassau (40) zu jung für die Bürgermedaille, finden die «Verweigerer» in der CSU.

Deshalb habe man zunächst für die um eine Etage tiefer angesiedelte Ehrung mit dem Goldenen Kleeblatt plädiert. Laut Satzung geht dieses an Persönlichkeiten, «die sich für das Wohl der Stadt und der Bürgerschaft hohe Verdienste erworben haben».

Im Zusammenhang mit der Bürgermedaille ist hingegen von «hervorragenden Leistungen» die Rede, mit denen sich Anwärter «um das Ansehen und um das allgemeine Wohl der Stadt Fürth besondere Verdienste erworben haben». Heißmann und Rassau, sagt Bayer-Tersch, «werden noch so viel für Fürth leisten», dass diese hohe Ehrung warten könne.

Eine Altersgrenze ist zwar nicht vorgesehen, tatsächlich aber ist die Medaille bisher an eher gesetztere Herrschaften verliehen worden: an die Alt-Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg und Wilhelm Wenning beispielsweise, Hans Dedi und Wolfgang Bühler aus der Schickedanz-Familie, die Firmenchefs Rainer Winter (Uvex), Gert Rohrseitz (Ecka) und Heinz Bruder (Bruder-Spielwaren) sowie die langjährige Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm.

Die populären Spaßmacher in diese Reihe zu stellen - damit hatte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung, von dem der Vorschlag stammt, keine Probleme. Heißmann und Rassau hätten die Stadt «bundesweit bekannt gemacht», heißt es in der schriftlichen Begründung. Zudem hätten sie «Mut, Gespür und Weitsicht bewiesen», als sie mit Millionenaufwand das Berolzheimerianum sanierten und die Comödie Fürth binnen zehn Jahren zum etablierten Unternehmen machten.

Pluspunkte, die auch die CSU nicht in Abrede stellt, die ihr aber trotzdem - noch - nicht genügen. Dies habe man dem OB lange vor der Stadtratssitzung zu verstehen gegeben, doch der ließ sich nicht beirren. Vielleicht wolle Jung sich ja den Werbeeffekt der Verleihung im November, wenige Monate vor der Kommunalwahl, nicht nehmen lassen, mutmaßt mancher in der CSU. «Es ist sicherlich sehr publikumswirksam, Heißmann und Rassau zu ehren», meint Bayer-Tersch, die ihrerseits als heiße Anwärterin ihrer Partei für die OB-Kandidatur gilt.

«Es wäre eine Ungezogenheit, das so herabzuwürdigen», kontert Jung. Heißmann und Rassau seien «überragende Repräsentanten der Stadt», untermauerte er gestern noch einmal seine Haltung. Die Auszeichnung mit einem Goldenen Kleeblatt sei ihrer Leistung daher «nicht angemessen».

Gelassen bleibt indes einer der Betroffenen selbst. Er freue sich ganz einfach über die bedeutende Ehrung, sagte Volker Heißmann den FN - um, ganz Komödiant, augenzwinkernd hinzuzufügen: «Und das auch noch im Jubiläumsjahr der Stadt und im Aufstiegsjahr der SpVgg.»