Kontraproduktive Tarifstruktur?

21.05.2009, 00:00 Uhr

Gemessen an den Preisanpassungen der Tarife «Zirndorf-Privat» und «Zirndorf-Profi», die um 12,2 Prozent anziehen, werde der Tarif für den Ökostrom um 15,8 Prozent hochgeschraubt. Als «sehr bedauerlich» werten es die Grünen, dass das Segment des Zirndorfer Öko-Stroms, der früher unter dem Namen «Bibert-Natur» firmierte und jetzt «Zirndorf-Öko» heißt, «so stiefmütterlich behandelt werde, insbesondere da es sich bei der Verbraucherklientel um besonders umweltbewusste und nachhaltig denkende Bürger handelt».

«Diese Klientel nun überproportional zu strapazieren, stufen wir als bedenklich, wenn nicht sogar als kontraproduktiv ein», so Timo Engemann, der Sprecher der Zirndorfer Grünen. So steige nun die Differenz zum «normalen Strom» von 0,27 Cent auf 1,04 Cent brutto pro Kilowattstunde (KWh), was in einem durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalt mit 2500 KWh-Verbrauch im Jahr immerhin knapp 20 Euro ausmache. Vor diesem Hintergrund äußern die Grünen die Hoffnung, «dass Zirndorfs Ökostromkunden jetzt nicht zu anderen Ökostromlieferanten abwandern».

Eine Befürchtung, die Andreas Neusinger, der Vertriebsleiter der Stadtwerke Zirndorf, nicht teilt, auch wenn jedem Kunden zum Zeitpunkt der Tarifänderung ein Sonderkündigungsrecht zusteht. Im Vergleich der Mitbewerber, sagt Neusinger, sei sein Arbeitgeber nicht nur im Ökostrom-Segment einer der günstigsten Anbieter in der Region und darüber hinaus. Die überproportional höhere Kostensteigerung der Sparte «Öko» begründet er mit ebenfalls höheren Bezugspreisen für die Stadtwerke selbst, «denn als kleiner Energieversorger sind wir letztlich auch nur Stromeinkäufer».

Nur ein Irrglauben

Ein Irrglaube sei es, dass die Zirndorfer Stadtwerke den Strom, den sie im Wasserkraftwerk am Mühlenpark produzieren, direkt vermarkten können. Der fließt in einen zentral verwalteten, bundesweiten Topf der erneuerbaren Energien (EEG). Die Vergütung bzw. die Kosten für regenerative Energien müssen alle Stromverbraucher über den EEG-Zuschlag finanzieren. Und auch dieser Zuschlag zieht - in Korrelation zum stetig steigenden Anteil regenerativer Energie am gesamten Strommix - an und will bezahlt werden. Noch ein Aspekt, den Neusinger für die generellen Strompreiserhöhungen verantwortlich macht.

Als hundertprozentige Tochter der Bibertstadt verstünden sich die Stadtwerke zudem als Bürgereigentum, weshalb die Gesellschaft umso mehr in der Pflicht stehe, wirtschaftlich zu arbeiten und noch weniger Interesse daran habe, «als Abzocker hingestellt zu werden». Die Erhöhung der Strompreise zum 1. Juni hätten die Zirndorfer, anders als etliche andere Versorgungsunternehmen, sogar erst mit fünfmonatiger Verzögerung an die Kunden weitergegeben. Das habe dazu geführt, dass die Stadtwerke Zirndorf im ersten Quartal dieses Jahres einer der günstigsten Anbieter in Deutschland waren.

Dass die Strompreise am Markt derzeit generell nach unten tendieren, schlage sich aufgrund des langen Vorlaufs von bis zu zwei Jahren bei der Strombeschaffung derzeit noch nicht nieder, erklärt Neusinger. «Wenn der Trend so anhält, ist allerdings damit zu rechnen, dass wir das 2010/11 mit dann wieder günstigeren Preisen an unsere Kunden weitergeben können.»