Kreativ in der Krise: Was macht Schauspieler Boris Keil?
12.4.2020, 21:00 UhrPremieren, Vorstellungen, Proben, Theatertreffen. Boris Keil startete in dieses Jahr mit einem satt ausgefüllten Terminkalender. Dann am 13. März die Vollbremsung. Im Stadttheater Fürth wurde der Spielbetrieb eingestellt. "Ich komme jetzt langsam in so einem Zustand der Entschleunigung an", sagt er. Ganz wichtig dabei: "Inzwischen lese ich nicht mehr ständig jede neue Meldung zur Pandemie-Lage, so wie ich das am Anfang gemacht habe."
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Der 29-Jährige ist Ensemblemitglied am Stadttheater Fürth, im Januar feierte er in Werner Müllers Inszenierung der "Blechtrommel" als Monodram-Fassung Premiere und erntete Kritiker-Lob. Bei den 37. Bayerischen Theatertagen in Memmingen wäre er demnächst mit Hannah Candolini in "Die Zertrennlichen" (Regie Thomas Stang) aufgetreten. Wäre. Das Treffen wurde inzwischen abgesagt.
Weiter geht es trotzdem. "Mit den Kollegen aus dem Stadttheater haben wir unter anderem in einem tollen Skype-Gespräch Online-Geschichten besprochen." Daran wird gearbeitet. Keil macht sich aber auch Gedanken zu einer kreativen Aktion, zu der drei bekannte Casterinnen aufgerufen haben. Unter dem Motto #Wirspielenzusammen kann man dabei einen persönlichen 30-Sekunden-Beitrag in den sozialen Medien hochladen, in dem es um Mut, Zusammenhalt oder Spaß geht. Für junge Darsteller ist das natürlich auch eine Chance, sich vorzustellen.
Boris Keil, der im russischen Kamyschin an der Wolga zur Welt kam, war sieben Jahre alt, als er mit seiner Familie nach Deutschland zog. Nach dem Abitur in Fürth und ersten Auftritten im Stadttheater, auch mit dem Jugendtheater Club, absolvierte er seine Schauspielausbildung in Hamburg. Entscheidendes tut sich in diesem Jahr in seinem Privatleben und daran ist seine Ensemblekollegin, die Schauspielerin Sunna Hettinger, beteiligt: "Ich habe ihr einen Antrag gemacht, wir sind verlobt und werden heiraten."
Jetzt nutzen sie die Gelegenheit und planen gemeinsam die Hochzeit. Abgesehen davon ist die Zuhause-Zeit, die derzeit angesagt ist, für die beiden eine vertraute Situation: "Wir sind daran gewöhnt, den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Das kennen wir genauso wie die Unterscheidung zwischen Beruf und Privatleben." Und natürlich, sagt Keil, geht es im Moment in vielen ihrer Gespräche um die aktuelle Entwicklung.
Sturm und Drang sind geglättet
Am 8. Mai wird Boris Keil 30 Jahre alt. Ein Geburtstag, der zu Rückblick und Zukunftsschau herausfordert. "Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein", sagt der Schauspieler. "Es ist schön, dass sich Sturm und Drang langsam geglättet haben und ich freue mich sehr auf das, was vor mir liegt." Zufrieden ist er nicht zuletzt, weil er "viel erlebt hat, was spannend war" und weiß: "Ich muss nicht noch irgendwas nachholen."
Und womit beschäftigt er sich im Moment? Oder: Wie bleibt ein Darsteller im Home-Office fit? "Wir gehen joggen und dann gibt es bei YouTube viele Videos, die Fitnessübungen oder Yoga zeigen. Wenn ich das 45 Minuten intensiv gemacht habe, dann habʼ ich mich ganz gut bewegt." Mehr Zeit bleibt gerade auch fürs Lesen. Aufgeschlagen hat er seit kurzem Tolstois Wälzer "Krieg und Frieden". Auf Russisch.
Worauf freut er sich am meisten, wenn die Krise sich legt? Boris Keil denkt nach und sagt: "Da müsste ich mir jetzt was aus den Fingern saugen. Ich lebe im Hier und Jetzt, ich bin glücklich."
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