Kreisrat Bischoff contra Stadtrat Träger
07.07.2012, 13:00 Uhr
Herr Bischoff, ist das der Rückzug vom Rückzug?
Michael Bischoff: Ich hatte nur zwei meiner Funktionen abgegeben. Als Kreis- und Gemeinderat, Sprecher des Jobcenter-Beirats, Landkreis-Vertreter im Verkehrs-Zweckverband sowie stellvertretender Bezirksvorsitzender der SPD bin ich neben meinem Beruf noch recht gut ausgelastet.
Als Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Marlene Rupprecht haben Sie sicherlich gewusst, dass die Tuchenbacherin aus Altersgründen nicht mehr für den Bundestag antreten will.
Bischoff: Ich habe es nur wenige Tage, bevor sie es bekanntgab, von ihr erfahren.
Wurde nicht schon lange gemunkelt, dass Marlene Rupprecht nicht mehr für eine Kandidatur 2013 zur Verfügung steht?
Bischoff: Ich habe gelernt, dass man Entscheidungen erst dann zu treffen hat, wenn sie tatsächlich anstehen und nicht aufgrund von Gerüchten. Für mich stand die Entscheidung nach dem offiziellen Rückzug Marlene Rupprechts an.
Eine Kampfkandidatur um so eine wichtige Position ist in der Politik eher eine Seltenheit.
Bischoff: Mehrfachbewerbungen haben in der SPD eine gute Tradition. Es ist ein Wettstreit der Themen und Köpfe. Ich denke, als Partei haben wir eine Vorbildfunktion für einen transparenten und demokratischen Auswahlprozess.
Ihr Mitbewerber Carsten Träger steht für die Stadt Fürth, Sie für den Landkreis. Außerdem gehört zum Bundestags-Wahlkreis noch der Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim. Müssen die Delegierten eine Entscheidung zwischen Stadt und Land treffen?
Bischoff: Ich hoffe sehr, dass das inhaltliche und persönliche Profil den Ausschlag gibt. Ich bin ja quasi im ganzen Wahlkreis daheim. Als gebürtiger Fürther, der dort zur Schule gegangen ist und gearbeitet hat, bin ich der Stadt sehr verbunden. Im Landkreis lebe ich seit 40 Jahren und habe auch viele Bezüge zum Nachbarlandkreis Neustadt-Aisch. Aus Wahlkämpfen kenne ich den Bundestagswahlkreis von Poppenreuth bis Gollachostheim wirklich gut.
Es soll um Themen gehen, sagen Sie. Mit welchen Themen wollen Sie bei Ihren Genossen punkten?
Bischoff: Da bin ich traditionsbewusster Sozialdemokrat. Arbeit, die die Existenz sichert und mit der sich eine Zukunft aufbauen lässt, ist mein zentrales Thema. Wir müssen die Erwerbsarbeit besser schützen und prekäre Arbeitsverhältnisse zurückdrängen. Genauso wichtig ist der Erhalt unserer Infrastruktur. Nur weil wir sie haben, ist Deutschland erfolgreich. Bildung, Gesundheit, Kultur, Verkehrswesen — all das muss öffentlich ausreichend finanziert werden. Mein drittes Thema: Wenn die Energiewende gelingen soll, darf sie nicht den großen Energieversorgern überlassen werden. Nicht zuletzt möchte ich dafür sorgen, dass Politik wieder verständlich wird. Ich will am Wahlkampf-Info-Stand nicht nur um Kreuzchen werben, sondern mit Themen überzeugen, die die Menschen bewegen. Die SPD wird sich dabei auch an die eigene Nase fassen müssen. Einiges, das während ihrer Regierung gemacht worden ist, muss korrigiert werden.
Das klang jetzt beinahe wie die Antrittsrede des Kandidaten. Was entgegnen Sie Ihren Kritikern, die sich an die verlorene Landtagswahl von 2008 erinnern?
Bischoff: Mit meinem Ergebnis muss ich mich nicht verstecken: Im Landkreis habe ich damals 65 Prozent mehr Erststimmen bekommen als die SPD Zweitstimmen erhielt. Auf diese Unterstützung, die sich auch in Gesprächen, Mails und Anrufen zeigt, baue ich auch zukünftig.
Um abgesichert zu sein, braucht der Kandidat, wer auch immer es am 21. Juli wird, einen guten Platz auf der Landesliste, schätzungsweise mindestens Platz 16 auf der bayerischen SPD-Liste. Wie schätzen Sie Ihre Aussichten parteiintern ein?
Bischoff: Bei der Platzierung zählen auch Dinge wie vorherige Kandidaturen und Gremienarbeiten. Deshalb denke ich, dass meine Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz ganz gut sind.
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