Kritik an Tierhaltung zermürbt Landwirte
25.1.2018, 12:11 UhrDer Fürther Kreisobmann des Bauernverbands, Peter Köninger aus Wilhermsdorf, suchte deshalb unlängst die Öffentlichkeit. In einem Stall wollte Köninger zeigen, dass es vor allem die kleineren Betriebe sind, die aufgeben. Doch zunächst handelte er sich allerdings Absagen der eigenen Leute ein.
Ganz an der Landkreis-Grenze, bei Landwirt Stiegler in Erlachskirchen, wurde er schließlich doch noch fündig. Als Gründe für die Absagen sei weniger der Milchpreis angegeben worden, so Köninger, sondern vielmehr der öffentliche Druck und die politische Forderung nach dem Verbot der Anbindehaltung für die Tiere.
Wie Köninger und BBV-Geschäftsführer Helmut Wolf berichten, sehen sich die Landwirte längst nicht mehr nur Kritik aus den Medien und von politischen Organisationen ausgesetzt. Auch die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung gehe die Tierhalter scharf an; diese hätten dann nicht selten "die Nase voll" und lassen ihre Ställe verwaisen, sagt Wolf.
Immer öfter wurden Ställe beschmiert, in denen die Kühe angehängt sind. Den BBV-Kreisvorstandsmitgliedern Karin Ziegler, Günther Engelhardt und Matthias Keil sind sogar Fälle zu Ohren gekommen, in denen Jungen und Mädchen im Kindergarten gemobbt werden, weil ihre Eltern Tierhalter sind. Das sei "unerträglich".
Der letzte Milchbauer
Zu den Landwirten, die in letzter Zeit wegen derartiger Ausgrenzungen die Konsequenzen gezogen haben, gehört Werner Stiegler in Erlachskirchen bei Langenzenn. Als letzter Milchbauer im Dorf trennte er sich jetzt von seinen Kühen, die ihm zufolge im Gegensatz zu Kühen in Roboterställen persönlich betreut worden seien. Im Stall stehen nun nur noch für eine Übergangszeit einige Jungrinder – bis die Futtervorräte aufgebraucht sind. Danach wird Stiegler sich endgültig von der Tierhaltung verabschieden.
Vor einigen Jahren hatte er noch überlegt, einen Laufstall zu bauen, doch inzwischen ist er zu der Erkenntnis gelangt: Es ist besser, aufzuhören. Seine Frau Gertraud arbeitet als Krankenschwester, er selbst verdient neben dem Ackerbau bei Forstarbeiten und im überbetrieblichen Einsatz bei Berufskollegen Geld dazu.
BBV-Geschäftsführer Wolf vermutet, dass sich die Gesellschaft nicht darüber bewusst ist, welche Folgen die Diskussion hat. Auf der einen Seite sei man gegen Großbetriebe in der Landwirtschaft – auf der andere Seite lege man Kleinbetrieben Steine in den Weg.
Kreisobmann Köninger vermutet, dass deshalb nach der Schweinehaltung auch die Rinderhaltung mehr und mehr aus dem Landkreis Fürth verschwinden wird – und sich die Entwicklung weiter auf Großbetriebe konzentriert. Ohne Rinder aber, warnt der Bauernverbandschef, sei eine flächendeckende Grünlandbewirtschaftung nicht möglich.
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