Lernen in den Ferien mit Maß und Spaß
20.7.2012, 09:00 UhrFür Ingrid Streck, Leiterin der Hans-Sachs-Grundschule in Stadeln, steht fest: Den Anfängern im Schulbetrieb, den Erst- bis Viertklässlern, sollten Eltern „vor allem die Lernfreude lassen“. Auch bei schlechteren Noten und auch dann, wenn es um den Übertritt auf eine weiterführende Schule geht, rät sie von „sturem Pauken“ in den Ferien ab. Allerdings heiße das nicht, betont Streck, dass die Kinder gar nichts tun sollen. Es sei schließlich durchaus „sinnvoll, im Unterrichtsstoff zu bleiben“.
Gerade jüngere Schüler kann man nach Strecks Überzeugung bei Ausflügen, auf Reisen und im Alltag so geschickt herausfordern, dass sich das, was sie tun, für die Kinder gar nicht nach Lernen anfühlt. Oft gehe es darum, dem Nachwuchs ein kleines Stück mehr Selbstständigkeit zuzumuten.
Lesen üben können Kinder demnach, wo sie gehen und stehen. Sobald sie sich mit Freunden und/oder Eltern durch die Stadt bewegen, so Streck, sollten die Erwachsenen die Kinder ermuntern, Straßenschilder zu entziffern oder Busfahrpläne. „Wenn man sie dann noch bittet, auf die Uhr zu schauen und auszurechnen, wie lange man noch auf den Bus warten muss, hat man auch noch ein wenig Mathematik integriert.“
Und Schreibübungen? „Nun“, meint die Pädagogin, „wenn die Oma einen Brief oder eine Postkarte bekommen soll, ist das eine gute Sache.“ Problemen mit der Feinmotorik aber lasse sich auch mit kneten, matschen, schneiden beikommen.
Auch Astrid Lehmeyer, Inhaberin der Nachhilfeschule Fürth und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands inhabergeführter Nachhilfeschulen, plädiert für einen eher „sinnlichen Weg“ des Lernens in den Ferien. Museumsbesuche oder Mathematikspiele zählt sie dazu, die zweisprachigen Jugendbücher des Langenscheidt-Verlags oder Juniors Lieblings-DVD, umgestellt auf Englisch.
Ihre Schule bietet zwar auch im August und in der ersten Septemberhälfte klassischen Nachhilfeunterricht an, allerdings findet Lehmeyer: „Auch Schüler brauchen eine Auszeit, um sich zu erholen und auf andere Gedanken zu kommen, genau wie Arbeitnehmer, schließlich ist die Schule genauso anstrengend wie ein Job.“ Die ausgebildete Realschullehrerin wirbt daher für lernfreie Wochen zu Beginn und für die Wiederholung der Grundlagen gegen Ende der Ferien.
Das hält auch Reinhard Heydenreich, Direktor des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, für den richtigen Weg. Er empfiehlt seinen Schülern, erst einmal vier Wochen Pause vom Unterricht zu machen und auch möglichst keine Schulbücher mit in den Urlaub zu nehmen, sich dann aber für die zwei Wochen ab 1. September selbst einen Wiederholungsplan aufzustellen. Wichtig sei es dabei, den Stoff in „kleine Portionen“ aufzuteilen und sich täglich beispielsweise eine Viertelstunde Englisch und eine Viertelstunde Latein vorzunehmen. Denn während nach Heydenreichs Überzeugung prinzipiell jede Lektüre guter Literatur nebenbei auch wertvolle Vorbereitung für das Fach Deutsch ist, müsse man Vokabeln eben immer wieder auffrischen.
Ihren Fremdsprachenhorizont erweitern können Schüler in den Ferien auch bei gemeinsamen Aktivitäten, ohne Vokabeln zu büffeln oder weit zu reisen. So organisieren kommerzielle Anbieter wie der Fürther Sprachdienstleister English Studio sportlich-kreative Sommercamps in der Metropolregion, die von Muttersprachlern betreut werden. Mitarbeiterin Carolin Spanner sagt: „Dass wir keinen Frontalunterricht machen, kommt bei Eltern und Kindern sehr gut an.“
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