Lobpreis mit Swing-Gefühl in Veitsbronn
30.6.2018, 09:00 UhrKein Zweifel, sie brennen für die Sache. Nicht nur die neue Chorleiterin Iris Treml und ihr Vorgänger Walter Schuh. Auch für die Mitglieder des Posaunenchors geht das Chorleben weit über die Freude am gemeinsamen Musizieren hinaus: "Wir sind füreinander da, wenn es mal nicht so gut läuft". Soll heißen, einen Schicksalsschlag muss ein Posaunist in Veitsbronn und Obermichelbach nicht allein bewältigen.
In diesen Tagen steht allerdings der Probeneifer im Vordergrund. Der 60. Geburtstag des Posaunenchores wird an diesem Wochenende gebührend gefeiert. Die samstägliche Serenade gibt Einblick in die große Bandbreite der eingeübten Stücke. "Geistliche Musik, Choräle, Volks- und Filmmusik", so beschreiben Treml und Schuh das Spektrum und schwärmen davon, dass das Swing-Feeling der 70er Jahre viel frischen Wind in die Posaunenchöre gebracht hat. Heute werden auch Lobpreislieder in moderner Form geblasen, aber die alte Musik kommt noch zu Ehren, wenn die Bläser nicht nur die Posaunen, sondern auch Trompete, Flügel- und Tenorhorn oder das Euphonium ansetzen.
"Der bunte Haufen", so meint Treml, sei allerdings keine geschlossene Gesellschaft. In der Nachbarschaft musiziert der katholische Bläserchor. Gemeinsam werde man das Geburtstagswochenende feiern. Voller Freude berichtet sie von einer deutlichen Verjüngung ihres Chores: "Unser jüngstes Mitglied ist neun Jahre alt und gehört zu den drei Jungbläsergruppen, die wir in den letzten fünf Jahren aufbauen konnten."
Die meisten Musiker kommen aus Bläserfamilien oder werden von den Stammspielern angeworben. Schuh, der die Chorleitung von seinem Nachbarn Lorenz Biegel geerbt und über mehrere Jahrzehnte ausgeübt hat, zeigt ein Foto der ersten Bläserformation. Zwölf, mehrheitlich jüngere Herren, haben sich da mit Krawatte und Sakko dem Fotografen gestellt, Posaune, Horn und Trompete in der Hand.
Im Chor des Jahres 2018 dagegen ist die Emanzipation angekommen. Von den rund 40 aktiven Bläsern ist knapp die Hälfte weiblich. Treml schmunzelt und spricht von einer erfüllten Frauenquote.
Zwei Dinge wollen die Veitsbronner Bläser ausdrücklich betonen: Zum einen, dass der Posaunenchor außer Engagement und Zeit nichts kostet. "Wir stellen Noten und Instrumente und unterrichten kostenlos", erklärt Chorleiterin Treml. Es gehört zum sozialen Selbstverständnis des Chores, dass fehlendes Geld kein Hinderungsgrund fürs Musizieren sein darf.
Und dann ist da noch die spirituelle Seite der Posaunenchormusik: "Am Ende strengen wir uns vor allem an, um unserem Herrn zur Ehr’ zu spielen." Das sagt Evi Schindler, die erst mit 43 Jahren zum Chor kam und sich glücklich schätzt, genau zu diesem Hobby gefunden zu haben.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen