Melodienzauber der eleganten Art

27.10.2012, 15:00 Uhr
Melodienzauber der eleganten Art

© Romir

Ein Hauch von Miles Davis liegt in der Luft, als das Jacek Namyslowski Quintet in der Grünen Halle zu den Instrumenten greift und sanft mit einem Jazz-Walzer loslegt, der ein wenig an „All Blues“ vom legendären „Kind of Blue“-Album erinnert. Was hier durchaus nicht als Kopievorwurf, sondern als Lob gedacht ist: Die Eleganz der Melodien, die Verschränkung verschiedenster Elemente und natürlich den virtuosen Umgang mit seinem Instrument hat der 30-jährige Posaunist erstaunlich gut raus.

Kein Wunder: Immerhin ist er trotz seiner für Jazzverhältnisse jungen Jahre schon ein alter Hase im Musikgeschäft. Seit seiner Jugend spielte er im Quintett seines Vater Zbigniew Namyslowski und verdingte sich nebenbei als vielgefragter Studio- und Livemusiker.

An diesem Abend bringt er mit seinem eigenen Quintett ausschließlich selbst verfasste Stücke auf die Bühne. Dabei teilt sich Namyslowski den Part des zentralen Solisten zu gleichen Teilen mit dem Saxofonisten Lukasz Poprawski. Während die beiden zu ihren Tonreisen abheben, hängt der Rest oft konzentriert über den vor ihnen aufgestellten Notenblättern — besonders Bassist Andrzej Swies scheint oft geradezu mit dem Kopf in der Partitur zu versinken.

Ring frei

Wer deshalb im Glauben ist, man habe es hier lediglich mit pflichtgetreuen Taktgebern zu tun zu, der wird allerdings rasch eines Besseren belehrt: Sobald die beiden Bläser den Ring freigeben, erwacht die Rhythmuskombo zu einem hochinteressantem Eigenleben. Swies, Pianist Lukasz Ojdana und Drummer Pawel Dobrowolski liefern aufregende Soli, die denen des Bandleaders in nichts nachstehen.

Als Zuhörer hat man Zeit, sich in diese langen, melodiösen Kompositionen hineinzuträumen, die trotz ihrer Komplexität stets mit spielerischer Leichtigkeit vorgetragen werden. Was es dagegen nicht gibt, sind Zwischenmoderationen und Plaudereien mit dem Fürther Publikum. Aufgrund der Sprachbarriere muss eine kurze Vorstellung der Musiker zu Beginn reichen; fortan spricht allein die Musik.

Die Worte übernimmt dann Festivalleiterin Annette Wigger vom Kulturamt, die mit Herzblut für die noch ausstehenden Veranstaltungen des Festivals wirbt: „Kommen Sie in die Konzerte! Sagen Sie es weiter: Jazz muss man einfach live erleben! Nur da spürt man den Zauber der Improvisationen hautnah!“ Stimmt. Das Festival, bei dem auch heuer wieder Kulturamt der Stadt, Grüne Halle, Fü-Jazz Club und Musikschule Fürth kooperierten, geht am heutigen Samstag und Sonntag in die Schlussrunde.
 

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