Nach Infos von Rechercheteam

Mietinteressent AfD: Wie sich die Partei in der Region ausbreiten will - Gegner schlagen Alarm

Carolin Heilig

Volontärin

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5.4.2024, 13:39 Uhr
Dieses alte Restaurant ist das Objekt der Begierde der AfD in Cadolzburg.

© Elke Graßer-Reitzner/NN Dieses alte Restaurant ist das Objekt der Begierde der AfD in Cadolzburg.

"Dauerhaft geschlossen" - diese Worte prangen bei Google Maps, wenn man nach dem Café und Restaurant "Gwäxhaus" in Cadolzburg, Landkreis Fürth sucht.

Nach Recherchen eines Teams von den "Nürnberger Nachrichten" (NN) und dem "Bayrischen Rundfunk" (BR) planten der AfD-Kreisverband Fürth/Neustadt an der Aisch und die AfD Bezirksratsfraktion Mittelfranken daraus ein "dauerhaft geöffnet" zu machen. Sie wollten die seit Jahren leerstehende Immobilie anmieten. Laut Mietvertrag, der dem Rechercheteam vorliegt, seien in den Räumlichkeiten "Veranstaltungen mit Öffentlichkeitszutritt" geplant.

Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt Thomas Klaukien, Kreisvorsitzender des AfD-Kreisverbands Fürth/Neustadt an der Aisch und Bezirksrat, dass es Gespräche über eine Anmietung gegeben habe. Zum Abschluss sei man allerdings nicht gekommen. "Wir stehen kurz vor dem Wahlkampf für die Europawahl, da haben wir genug zu tun."

Auf den Hinweis, in Cadolzburg solle ein Schulungszentrum entstehen, reagiert Klaukien mit Verwunderung. Der Aufbau eines Schulungszentrums sei nicht auf Bezirks-, sondern wenn dann auf Landesebene angesiedelt. Im Gespräch sei viel mehr ein Büro gewesen, als Anlaufstelle, Ort für Besprechungen und Materiallager.

Strukturaufbau in der Region: "Immobilien spielen da nur am Rande eine Rolle."

Nach dem gescheiterten Anlauf, sei man nun "nicht zwangsweise auf der Suche", sondern warte vielmehr auf passende und bezahlbare Gelegenheiten, so der Bezirksrat weiter.

Er räumt ein, dass man in der Region gerade einen Strukturaufbau vorantreibe. Dafür seien im Bezirk nun mittlerweile sechs Ortsverbände gegründet worden. "Wir verfolgen einen Strukturaufbau durch Ortsverbände. Immobilien spielen da nur am Rande eine Rolle."

Niklas Haupt vom Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus sagt über das Mietinteresse der AfD, mit dieser Entwicklung habe er schon lange gerechnet. "Mein erster Gedanke war: jetzt machen sie es." Bereits Anfang März habe er von dem Gerücht erfahren, dass die Schließung eines Mietvertrags unter Beteiligung der AfD in Cadolzburg im Raum stehe, erzählt er im Gespräch mit Nordbayern.de. Das Bündnis sei dann vor Ort unterwegs gewesen und habe sich ausgetauscht. Mit Erfolg: Auch in Cadolzburg solle nun ein Bündnis gegen Rechtsextremismus gegründet werden.

Sorge machte Haupt vor allem die etwaige Nutzung des Gebäudes. Es sei völlig unklar gewesen, was die AfD mit dem Gelände vorhabe. "Von der Größe wäre es für größere Treffen, womöglich sogar für Parteitage, geeignet", erklärt Haupt. "Das wäre eine große Belastung für Cadolzburg, wenn sich dort regelmäßig Rechte treffen würden."

Die Gründung der neuen AfD-Ortsverbände betrachtet das Bündnis mit Sorge. Aber es gebe auch ein Gegengewicht. So habe sich beispielsweise in Zirndorf, wo es ebenfalls Gerüchte um die Anmietung einer Bürofläche durch die AfD gebe, gerade ein neues Bündnis gegen Rechtsextremismus gegründet, erzählt Haupt. "Die Leute stehen auf."

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