Millionengrab: Fürths Schwelbrennanlage wird abgerissen
2.7.2018, 17:49 UhrIn der Fassade der Müll-Ruine am Main-Donau-Kanal klaffen bereits beträchtliche Löcher. Der Abbruch hat, unbemerkt von vielen, vor Wochen begonnen. Stück für Stück werden die Spuren eines Desasters ausradiert.
Die 125 Millionen Euro teure SBA sollte eine herausragende Pilotanlage der Firma Siemens werden. Von 1997 an sollte hier Abfall thermisch behandelt werden, die Technik war allerdings von Anfang an umstritten. Das Projekt scheiterte krachend: Auf den Start folgte eine Reihe von Pannen, bereits ein Jahr später wurde die Anlage stillgelegt. Ein Debakel, das die Stadt und den Landkreis Millionen kostete: 4,4 Millionen Euro musste die Stadt Fürth für den Ausstieg aus ihrem Müll-Abenteuer zahlen, 2,5 Millionen Euro der Landkreis Fürth.
Die heutigen Eigentümer, die Firma Max Aicher GmbH, haben die Stadt vor kurzem darüber informiert, dass sie die Anlage abreißen möchten. Aus Sicht des Rathauses spricht nichts dagegen, dort ist man froh darüber, das Millionengrab endlich verschwinden zu sehen.
Vertreter der Eigentümer- und der Abbruchfirma waren vor einigen Tagen in Fürth, um mit der Stadtspitze das Prozedere zu besprechen. Bauunternehmer Günther Karl hatte die Großruine zunächst selbst gekauft, 2008 aber an die Max Aicher GmbH weiterveräußert. Nun wird tatsächlich die Karl-Gruppe den Abbruch stemmen.
Sie ist spezialisiert auf spektakuläre Abbrüche, verantwortete 2004 den Abriss der Nibelungenhalle in Passau und 2000 den der Max-Brücke in Deggendorf. Einem Wikipedia-Eintrag ist zu entnehmen, dass sich in Deggendorf Unvorhersehbares ereignet haben soll: Entgegen Absprachen ließ Karl die Brücke in die Donau stürzen.
"Gigantische Mengen Stahl"
Fest steht: Alltäglich wird auch das Ende der SBA nicht. Wie Wirtschaftsreferent Horst Müller sagt, sind in dem Koloss "absolut gigantische Mengen Stahl verbaut", 15.000 bis 22.000 Tonnen. Die Abbruchfirma werde mit "den größten Baggern, die es gibt", anrücken. Und es werde "mindestens ein Jahr", möglicherweise aber auch bis Ende 2019 dauern, bis die SBA eingeebnet ist.
Sind erst einmal alle Spuren des Fürther Müll-Abenteuers getilgt, tut sich am Main-Donau-Kanal eine neue Gewerbefläche von 21.352 Quadratmetern auf.
"Alles ganz legal"
Ursprünglich hatte die Stadt Fürth damit gerechnet, dass der Abbruch erst im Juli beginnt - so lange hätte sie theoretisch Widerspruch gegen den Abbau einlegen können. "Der Eigentümer wusste aber, dass die Stadt den Abbruch begrüßt, dass also kein Widerspruch zu erwarten ist", sagt Baureferentin Christine Lippert. Aus Sicht der Bauaufsicht seien die Vorgänge auf dem Gelände der SBA somit "ganz legal".
Auch wenn das Unternehmen schon mit dem Kran zugange ist und an der Fassade der SBA knabbert: Maschinen für Groß- und Spezialabbrüche kommen erst dann zum Einsatz, wenn in die Statik und damit in die Substanz des Gebäudes eingegriffen wird.
Spätestens im Herbst wird das Gebäude eingerissen
Wie die Eigentümerfirma mitteilt, laufen im Inneren die Vorbereitungen zum Abbruch bereits an. "Zeitnah oder spätestens im Herbst" wird das Gebäude demnach eingerissen, bis Ende 2019 soll alles über die Bühne sein. Wie Aicher das Grundstück verwertet? Die Antwort: "Neben einem Verkauf sind auch die Verpachtung oder andere Formen noch nicht ausgeschlossen." Kontakte zu ersten Interessenten bestünden schon. Alle Schrott-Bestandteile der SBA würden bei Max Aicher Recycling am Nürnberger Hafen aufbereitet und bei den Lech-Stahlwerken in Meitingen recycelt.
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