Mit Fürther Röntgenblick durch die Musikgeschichte

26.3.2016, 10:00 Uhr
Mit Fürther Röntgenblick durch die Musikgeschichte

© Foto: André De Geare

Ein Rundgang mit Röntgenaugen durch eine Stradivari, der Vergleich mit anderen Violinen: Am PC ist das ein Kinderspiel. Entsprechend animiert drehen, zoomen und wenden die Museumsdirektoren, Kuratoren und Restauratoren aus Paris, Brüssel, Edinburgh, Wien, Berlin und Leipzig die Röntgenbilder an den Touchscreens in Fürth. Das von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderte Projekt eröffnet völlig neue Dimensionen der Untersuchung.

Dem Computertomographen bleibt nichts verborgen. „In einer alten Blockflöte entdeckten wir einen Hohlraum. Der könnte beim Musizieren Feuchtigkeit aufnehmen und einen schweren Schaden verursachen“, berichtet Frank Bär, der Leiter der Musikinstrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums.

Neben der Prüfung der Bespielbarkeit sieht der Physiker Theobald Fuchs im Ermöglichen originalgetreuer Kopien einen weiteren Vorteil der Analysen. Fuchs ist Projektleiter am Röntgenzentrum des Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungen und richtet bereits das zweite Expertentreffen in Fürth aus. Ein weiteres ist zum Abschluss des Projekts im kommenden Jahr geplant.

29 Musikinstrumente unterschiedlichster Art sind bisher durchleuchtet worden. 120 sollen es am Ende werden. Den Fürther Röntgenentwicklern geht es dabei weniger um die Masse als vielmehr um klare Vorgaben der Untersuchung. Schließlich sollen Instrumente zur besseren Vergleichbarkeit künftig einmal überall auf der Welt aus denselben Perspektiven heraus aufgenommen werden. Fuchs: „Im Standardisieren hat es Deutschland mit seiner sprichwörtlichen Gründlichkeit ja bereits weit gebracht.“

In den Atzenhofer Labors werden die Aufnahmeverfahren ständig optimiert. Feinste Holzmaserungen werden beim Durchleuchten eines Streichinstruments ebenso deutlich wie Metallstrukturen von Klappen und Ventilen der untersuchten Blasinstrumente. Maximal einen Tag benötigt ein Techniker, so Fuchs, für die Aufnahmen eines Instruments.

Gespeichert werden die Daten mit immer neuen Technologien. Auch den Klang wollen die Forscher mit Hilfe ihrer Analysen darstellen. Im Internet verfügbar, können Musikinstrumente auf diese Weise einmal zum virtuellen Allgemeingut der Menschheit werden.

Keine Kommentare