Mit Musik auf Märchen-Tour

30.4.2015, 06:00 Uhr
Mit Musik auf Märchen-Tour

© Foto: Anna Hetzner

Der Blumenwalzer von Tschaikowsky schmeichelte in den Ohren. Mit den Klängen aus der Spieluhr stimmte Heide Werner die Gruppe auf die dreistündige Wanderung ein. Während Katharina Michielin am Wegesrand Wissenswertes zu Heilpflanzen, deren Wirkung, aber auch zu deren Mythologie berichtete, machte Heide Werner mit kleinen Märchen und Gedichten von Hermann Hesse oder Theodor Storm den Ausflug zu einem sagenumwobenen, magischen Erlebnis, das auch Kinder in seinen Bann zog.

Dabei sammelten und probierten die Teilnehmer unter anderem Sauerampfer auf der Wiese im Lochergrund oder ertasteten, wie sich Birkenrinde anfühlt. Die Birke trägt, laut Heide Werners Märchen, ihr weißes Gewand, weil sie als einziger Baum zu spät zu einer Baumversammlung kam. Daraufhin wurde ihr auferlegt, ihr weißes Nachthemd nie mehr abzulegen. Katharina Michielin wusste von den Vorzügen und Verwendungsmöglichkeiten der Birke als Heilpflanze zu berichten. So kann ihr Saft in Form einer Frühjahrskur entschlackend und revitalisierend wirken. „Auch in der nordischen Mythologie steht die Birke für die Wiedergeburt oder für Freude“, erklärte die Expertin.

Nur in Maßen genießen

Wiesenkräuter wie wilder Thymian oder Spitzwegerich, die Linderung bei Erkältungskrankheiten verschaffen, sowie Sauerampfer, der durstlöschend, blutreinigend und entschlackend wirkt, wurden für die Brotzeit gesammelt. Doch trotz ihrer heilenden Wirkung sollten Kräuter, des Säuregehalts wegen, nur in Maßen genossen werden, warnten die Umweltpädagoginnen, die den Kindern zeigten, wie Brennnessel schmerzfrei gefaltet und gegessen werden können.

An der Quelle im Lochergrund warnte ein Schild: „Kein Trinkwasser“. Dennoch erfrischten sich alle Wanderer an dem kühlen Nass, nachdem Katharina Michielin versichert hatte, dass eine Quelle, an deren Ufer Brunnenkresse wachse, trinkbares Wasser führe. Es sei lediglich nicht durch die Stadt geprüft und explizit als Trinkwasser ausgewiesen.

Passend zur Wanderung auf dem Jakobsweg schlürften die Teilnehmer die Erfrischung aus der charakteristischen Muschel, dem Symbol des Heiligen Jakobus, das auch als weißes Bild auf blauem Grund den Weg markiert. Das Ganze übrigens mit historischem Hintergrund: „Früher hatten die Pilger eine Jakobsmuschel als Ess- und Trinkschale bei sich“, erzählte Katharina Michielin. Danach war das große Schweigen angesagt: Den letzten Wegabschnitt sollten die Wanderer in absoluter Stille meistern, um für sich zu sein, zur Ruhe zu kommen und die Natur zu genießen.

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