Mit Patrone: Linker Drohbrief gegen fränkischen Politiker

Tobi Lang

Online-Redakteur

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3.1.2020, 18:22 Uhr
Mit Patrone: Linker Drohbrief gegen fränkischen Politiker

© https://www.facebook.com/carsten.trager

Der Brief strotzt vor Süffisanz. "Eine frohe Botschaft zu Beginn des neuen Jahres!", so beginnt das Schreiben, das Carsten Träger um Silvester herum erreichte. "An die meist per E-Mail eingehenden Anwürfe und Beleidigungen, die für mich und meine Kolleginnen und Kollegen inzwischen leider fast zum Alltag gehören, haben wir uns schon fast gewöhnt - meist stammen diese Anfeindungen aus dem rechten politischen Lager", schreibt der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Fürth auf Facebook, wo er den Drohbrief am Freitag öffentlich machte. Auf Nachfrage der FN sagt Träger: „Es hat noch einmal eine neue Qualität, wenn so unverhohlen eine Morddrohung ausgesprochen wird."

Besonders bedrohlich: In dem Kuvert befand sich eine Patronenhülse. "Ein kleines Weihnachtspräsent" nennen die Absender das. „Es scheint eine Gaspistolenpatrone zu sein“, so Träger im Gespräch mit den Fürther Nachrichten. Unterschrieben haben den Brief mit "feurigen Grüßen" zwei linke Organisationen, die "RAZ" und die "MIEZE", was für "Militante Zelle" steht. Vor einigen Tagen erhielt auch die Stuttgarter Politikerin Judith Skudelny (FDP) ein identisches Schreiben. Von weiteren Briefen ist bislang nichts bekannt, es scheint jedoch so, als handle es sich um eine größer angelegte Aktion der vermeintlichen Terrorgruppe. Die Verfasser berufen sich zudem auf Holger Meins, ein Mitglied der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF), der 1974 im Gefängnis starb.

Staatsschutz und Kripo ermitteln

Der Brief wurde an Träger direkt adressiert in sein Fürther SPD-Büro geschickt. "Da Ihr weiterhin gegen die widrigen Umstände in unserer Gesellschaft (Ausbeutung, Faschismus, Gentrifizierung, Ignoranz gegenüber Klimaproblemen) nichts tut, müssen wir wieder aktiv werden", heißt es darin. Die Patrone sei  "als Warnung" gemeint, "wenn ihr weiterhin nichts tut, übernehmen wir keine Verantwortung für das, was geschehen mag!"

Nach eigenen Angaben hat Träger Anzeige erstattet, die Kriminalpolizei und der Staatsschutz haben die Ermittlungen aufgenommen. "Selbstverständlich werde ich meine Arbeit unbeirrt fortsetzen und weiter für meine Werte und die Werte meiner Partei eintreten: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden", schreibt der SPD-Politiker auf Facebook. "Der Schutz von Demokratie und Meinungsfreiheit muss an dieser Stelle wohl besonders hervorgehoben werden.

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