Mitfahrbank soll in Cadolzburg den Verkehr bremsen
17.3.2017, 13:00 UhrDie Vorlage für diese Anregung haben BI-Sprecher Dieter Burock zufolge die FN geliefert. In einem Artikel wurde von einem kleinen Dorf in der Eifel berichtet. Dort helfen Mitfahrbänke Bürgern ohne Fahrzeug. Wer darauf Platz nimmt, wird, soweit es sich ergibt, von einem motorisierten Verkehrsteilnehmer zum gewünschten Zielort mitgenommen.
In Cadolzburg sollen die Mitfahrbänke nur ein Baustein sein in einem ganzen Konzept zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens entlang der Durchgangsstraße. Burock erinnert daran, dass knapp 70 Prozent des Verkehrsaufkommens Ziel- und Quellverkehr sind. Logische Konsequenz: "Sitzen mehrere im Auto oder verzichtet man auf die Fahrt im eigenen, dann rollen weniger Fahrzeuge durch den Ort."
Thema im Bauausschuss
Der Bauausschuss des Gemeinderates hatte in seiner jüngsten Sitzung den Vorschlag nicht nur wohlwollend zur Kenntnis genommen, sondern auch umgehend auf die Tagesordnung gesetzt. "Darüber sind wir froh", sagt BI-Sprecherin Andrea Holzammer und betont, dass man die Reaktion der politischen Entscheider außerordentlich positiv wahrnehme.
Cadolzburg und sein Verkehr: Diese Problematik hat viele Facetten. Die BI-Aktiven wissen darum. "Unten am Kreisel staut sich der Verkehr und im oberen Ortsteil ist er ausgedünnt", haben sie beobachtet. Sie wissen um das Fahrverhalten der Mitbürger: "Der Berg verleitet dazu, das Auto zu nehmen." Die Arbeit ihrer Bürgerbewegung ziele denn auch auf Bewusstseinsbildung. "Wir wollen sensibilisieren für Situationen, in denen man auf das Auto verzichten kann", erklärt Dieter Burock, der an diesem regennassen Abend mit dem Fahrrad zwischen Arbeitsplatz und Wohnort gependelt ist. "Man kann ja erst einmal mit einigen Bänken an besonders frequentierten Plätzen anfangen." Langsam könne man die Zahl der Standorte dann erhöhen. Dass ihre Platzierung nur an bestimmten Stellen möglich ist, ist der BI indes klar.
Entsprechend vorsichtig ist deshalb Marktbaumeister Herbert Bloß, wenn es um eine Bewertung des Vorschlags geht. Der Fachmann hat wohl auch die Vorstellungen des Staatlichen Bauamtes im Hinterkopf. Er betont, dass man die Idee gerne aufgegriffen und einen Handlungsauftrag für die Verwaltung beschlossen habe. Allerdings sei nicht alles Wünschenswerte machbar.
Viele Fragen seien jetzt schnell zu beantworten: Wo könnten die Bänke stehen? Wie werden die Bürger das Angebot annehmen? Wie lassen sich An- und Abfahrt an der Mitfahrbank mit dem Status "Staatsstraße" vereinbaren. "Denn", so betont Bloß, "in zweiter Reihe darf auf der nicht gehalten werden."
Nun hat die Marktgemeinde auch das Isek (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) auf den Weg gebracht. Bloß prophezeit, dass der Verkehr in Isek viel Raum einnehmen wird. "Wir müssen ja zur Kenntnis nehmen, dass man keine Umgehungsstraße wünscht", erinnert er an den Ausgang des Bürgerentscheids vor knapp einem Jahr. "Da wird es eine eigene Arbeitsgruppe geben", ist sich der Marktbaumeister sicher.
Er schneidet auch die immer wieder zur Sprache gebrachte Forderung nach Tempo 30 auf der Durchgangsstraße an: "Das ist Sache des Landratsamtes, unserer Aufsichtsbehörde." An besonderen Gefahrenstellen ermögliche der Gesetzgeber die Herabsetzung der Geschwindigkeit, erörtert Bloß die gesetzlichen Hintergründe. "Letztlich müssen wir schauen, was wir umsetzen dürfen".
Wo die Vorgabe des Gesetzgebers fehlt, kann vielleicht das Verhalten am Gaspedal Abhilfe schaffen. Die BI sammelt derzeit Geld für den Kauf eines Tempomessgerätes. "Wir sind uns sicher, dass die meisten das Smiley-Gesicht auslösen möchten und das Tempo freiwillig drosseln", gibt sich Andrea Holzammer optimistisch. Ihr zufolge soll das 2500 Euro teure Gerät ein Geschenk an die Gemeinde werden. Immerhin habe man schon 1000 Euro beisammen.
Zugriff auf Informationen
Außerdem arbeitet die BI an einer Mitfahr-App. Dabei gehe es dann nicht nur um die kurzen Wege im Ortsinnern, sondern um den Zugriff auf Infos, wenn man eine Mitfahrgelegenheit zur S-Bahn, nach Fürth oder etwa nach Ammerndorf anbieten bzw. nutzen wolle. Die Programmierung sei weit gediehen.
BI-Mitglied Margarete Wittmann hat sich darüber hinaus die Arbeit gemacht, die Möglichkeiten eines Radwegenetzes in Cadolzburg durchzuspielen. "Es wären Radwege möglich", sagt sie, lässt allerdings auch anklingen, dass auf diesem Feld noch viel für die Beschilderung und vor allem für die Entschärfung von Gefahrenstellen getan werden müsste.
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