Nach Urteil: Wirte sagen Weinfest in der Gustavstraße ab

25.7.2014, 08:58 Uhr
Diesmal keine Weinseligkeit: Die Wirte haben das Fürther Weinfest abgesagt.

© Thomas Scherer Diesmal keine Weinseligkeit: Die Wirte haben das Fürther Weinfest abgesagt.

Am kommenden Mittwoch sollte das traditionelle Weinfest in der Gustavstraße in Fürth bereits zum nunmehr 19. Mal stattfinden - doch jetzt,  fünf Tage vorher, wurde es kurzerhand abgeblasen. Grund: die Klage aus Lärmschutzgründen von drei Anwohnern, der das Verwaltungsgericht am Donnerstag Ansbach stattgegeben hat.

Das Gericht ordnete demzufolge an, dass das Weinfest an allen Veranstaltungstagen um 22 Uhr beendet sein müsse. „Und zwar müssen die Freischankflächen zu diesem Zeitpunkt bereits komplett geräumt und aufgeräumt sein“, präzisiert Christoph Maier (CSU), Rechtsreferent der Stadt Fürth, gegenüber der NZ.

Das bedeutet unter Umständen einen – bisher noch nie dagewesenen – Ausschankstopp ab 21.30 Uhr. Damit hätte das Weinfest eine frühere Schlusszeit als jeder "normale" Abend gehabt, was laut Wirtin des Gasthofs "Grüner Baum" den Gästen nur schlecht hätte erklärt werden können.

Die Stadt Fürth hatte den Ausschankschluss heuer auf 23 Uhr an allen Tagen festgelegt. Dieser Schritt - 2013 durften die Gäste noch am Freitag und Samstag bis 24 Uhr draußen sitzen - reichte den Anwohnern nicht. Das Gericht gab ihnen nun teilweise Recht und argumentierte: Die zu erwartende Geräuschkulisse - die Wirte stellen während des Fests mehr Sitzgelegenheiten auf als im Normalbetrieb - ergebe "eine so massive Störung der Nachtruhe", dass dies den Klägern nicht mehr zumutbar sei.

Gemeinschaftlich kamen die beteiligten Wirte bei einem Treffen am Donnerstagabend somit zu dem Entschluss, dass das Weinfest so keinen Sinn mache. "Um ein Zeichen zu setzen", so der Beschluss, sagten sie daher die Veranstaltung komplett ab.

Doch kaum machte die Nachricht die Runde, dass das Weinfest nicht stattfinden wird, hat sich auf Facebook eine Gruppe gegründet, die einen friedlichen Protest "bei Speiß und Trank" ab Samstagabend in der Gustavstraße veranstalten will. "Das hier soll keine Hetze werden - also lasst Mistgabeln und Fackeln zuhause (auch wenns mir recht wäre) lediglich möchte ich für all die, die sich gefreut hatten bei einem Glas Wein den flair unserer Gustav zu genießen, eine Plattform schaffen, am Wochenende unsere Innenstadt zu bevölkern", heißt es auf der Seite. Am Freitagmittag haben 43 Personen virtuell bei der Veranstaltung zugesagt. 

Auch unter dem Posting der BAR in der Gustavstraße auf Facebook, dass das Weinfest abgesagt wird, machen zahlreiche Nutzer ihrem Ärger Luft.

 

Ein Kommentator schreibt: "Wir leben in Franken-mit Franken Wein und Weinfeste. Was sind das für Kulturbanausen?" Ein anderer Nutzer: "Jetzt mal ernsthaft. Wenn ich in eine dank Gastronomie lebhaftere Gegend ziehe, dann kann ich doch später nicht klagen, dass da ein mal im Jahr was los ist..."

Jung: "Kneipenstraße geht kaputt"

Oberbürgermeister Thomas Jung zeigt indes Verständnis für die Absage der Wirte und kritisiert die Entscheidung des Gerichts. Ein Veranstaltungsende für ein Fest dieser Art um 22 Uhr  sei "völlig lebensfremd und abwegig." Jung fordert eine langfristige Lösung des Problems Gustavstraße, "sonst geht unsere schöne und weit über die Grenzen Fürths hinaus beliebte Kneipenstraße mit den wenigen, dafür aber sehr gut besuchten Festen kaputt."

Das Verwaltungsgericht hatte bereits im Juli 2013 mit einem – noch nicht rechtskräftigen – Urteil generell den Betriebsschluss auf den Fürther Freischankflächen auf 22 Uhr festgelegt.

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