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10.10.2006, 00:00 UhrDas Konzept dazu hat Kulturreferent Karl Scharinger längst entwickelt. auch Oberbürgermeister Thomas Jung hält große Stücke darauf. In den nächsten zwei bis drei Jahren will Scharinger das Projekt umsetzen. Schon im nächsten Jahr erwartet Jung massive Umbauarbeiten der Bahn im Zuge des S-Bahn-Baues. Dem zusätzlichem Gleis muss nämlich ein Großteil des Hausbahnsteigs (1) weichen.
Gerade erst haben - wie berichtet - Anita und Günther Metzler aus Altersgründen ihre Bahnhofsgaststätte aufgegeben und damit ein weiteres Stück Leben aus dem Gebäude genommen. Verwaist sind daneben nicht nur die Stehbierhalle, der Kiosk und das Backhaus, sondern auch die Büros im ersten Stock. Die Schilder mit der Aufschrift «Herzlich willkommen, unser Bahnhof hat’s in sich“ wirken in den Gaststättenfenstern wie ein Hohn - ebenso wie die Präambel der in der Eingangshalle ausgestellten Bahnhofs-Hausordnung: «Wir möchten, dass alle unsere Gäste sich bei uns wohl fühlen.“
Die Bahn verhandelt nach den Worten ihrer Sprecherin, Bianca Walter, zwar bereits mit einer Reihe neuer Interessenten an der Bahnhofswirtschaft, entwickelt daneben aber zugleich ein Gesamtkonzept für das Gebäude. Natürlich stehe man dabei auch in engem Kontakt zur Kommune, versichert Walter. Zentrale Frage aller Überlegungen sei: Wer investiert was.
Nicht einmal geschenkt
Große Hoffnungen auf Finanzspritzen der Stadt darf sich die Bahn nicht machen. Denn nicht einmal geschenkt möchte der OB den Bahnhof zu den städtischen Liegenschaften zählen. Schließlich hat sich nach Jungs Einschätzung durch Verzug beim Bauunterhalt bereits ein Investitionsbedarf in zweistelliger Millionenhöhe angesammelt.
Die Stadt möchte die Bahn jedenfalls bei der Generalsanierung in die Pflicht nehmen. Daneben hofft der OB auf finanzielle Unterstützung aus dem Städtebau-Förderprogramm «Soziale Stadt“. Möglichst viele Einrichtungen der Bahn sollen nach Jungs Vorstellungen erhalten bleiben. Fest steht bereits, dass das Reisezentrum mit dem Fahrkartenverkauf bestehen bleibt, lediglich ins Verteilergeschoss verlagert werden soll.
Nach dem Scheitern von Plänen, das Bahnhofsgebäude museal zu nutzen, gaben Anfragen Bildender Künstler für Scharinger den Anstoß, über eine Ateliernutzung nachzudenken. Die Bahnhofsgaststätte mit ihren hohen Räumen kann sich der Kulturreferent gut als Kleinkunstbühne vorstellen und hält bereits nach Interessenten Ausschau. Auch einen geeigneten Gastronomen möchte Scharinger für das Projekt gewinnen.
Um die Renovierung und Vermietung des zentralen Gebäudes soll sich nach den Vorstellungen des Kulturreferenten eine GmbH kümmern, die sich aus den Mieteinnahmen finanziert. Der OB rechnet sich aus, dass ein Kulturbahnhof in Fürth Eigenleben entwickelt wie die Künstlerinitiative im alten Flussbad, Badstraße 8.
Eine Wohnnutzung scheide wegen der Geräuschkulisse der Bahn ebenso aus wie die Ansiedlung von Büros. Und Band-Übungsräume wären nach Ansicht der Stadt keine Zugnummern. Klar tritt der OB Erwägungen der Bahn entgegen, das alte Gemäuer abzureißen. Jung: «Nicht mit uns“.