Naturschützer warnen vor Amerikanisierung des Knoblauchslands
11.12.2013, 09:00 UhrImmer wieder hat der Bund Naturschutz hier, gleich neben dem Dorf Steinach, gegen das Projekt protestiert. 2006 zum Beispiel mit einer Plane, die die Ausmaße des „Flächenfraßes“ zeigen sollte.
Eine solche Plane braucht es jetzt nicht mehr: Das neue Möbelhaus hat sich längst unübersehbar neben dem Frankenschnellweg breitgemacht. Daneben ist auch Kibek in die Höhe gewachsen. Beide Häuser öffnen, wie berichtet, am 27. Dezember. Daran ist nicht mehr zu rütteln, das wissen die BN-Vertreter, als sie am Montagmittag einmal mehr vor Ort ihr Unbehagen bekunden.
Im Nieselregen nennt BN-Chef Hubert Weiger die Ansiedlung von Höffner und Kibek erneut eine „Fehlentwicklung“ und den „schlimmsten Anschlag auf das Knoblauchsland der letzten Jahrzehnte“. Aufhalten könne man die beiden Filialen freilich nicht mehr. Doch verhindern will der BN nun, dass das neue „Gewerbegebiet Steinach“ wächst und das Knoblauchsland schrumpft. Eines Tages, warnt Weiger, könnte man hier sonst ein weitläufiges Gewerbeareal vorfinden – und „dazwischen wird intensiv Gemüse in gläsernenen Gewächshäusern angebaut“.
Sorge ums Zentrum
Höffner stehe für eine „Amerikanisierung“ der Landschaft, kritisiert Weiger. Dabei verlagert sich der Handel an den Rand von Ortschaften und an Autobahnen – mit Folgen für die Kommunen: „Das führt zu massiven Fehlentwicklungen in Stadtzentren.“ Man brauche sich nur Ikea in Poppenreuth ansehen: „Was sich da alles drum herum angesiedelt hat...“, seufzt einer der Höffner-Gegner. Künftig würden Investoren am Rand des Knoblauchslandes nicht nur einen Einzelhandelsmagneten vorfinden, sondern auch einen Autobahnanschluss, den das Unternehmen finanziert hat. „Das Herausziehen des Einzelhandels aus den Innenstädten ist in vollem Gange“, klagt der Fürther BN–Chef Reinhard Scheuerlein. Der Einkaufsschwerpunkt, der gerade im Herzen von Fürth entsteht, sei angesichts dieser Entwicklung „nur ein kleines Trostpflaster“.
Lasse man weitere Ansiedlungen zu, werde man ein Kleinod, den „Garten dreier Städte“ verlieren, befürchtet Weiger und fordert die Kommunen auf, aktiv zu werden: Das Knoblauchsland müsse „Tabuzone“ werden, ein „Schutzkonzept“ sei nötig.
Kritik wird beim Ortstermin darüber hinaus an der Informationspolitik von Höffner und Kibek laut: So sei Kibek bislang noch überhaupt nicht an die Öffentlichkeit gegangen; manch einer habe das Gebäude anfangs für „ein Parkhaus von Höffner gehalten“, berichtet Werner Rosenberger, der in Herboldshof wohnt und zu den hartnäckigsten Kritikern des Projekts gehört. Auch über die Gestaltung der beiden Geschäfte habe man bis zum Schluss kaum etwas erfahren – ganz anders als beim Einkaufsschwerpunkt, der derzeit im Herzen Fürths entsteht. Jeder könne sich ein Modell der Neuen Mitte im Informationsbüro des Investors MIB ansehen. Ein Modell des Höffner-Komplexes hingegen gibt es nicht, sagt Scheuerlein.
Viele Fürther hätten sich deshalb die Dimensionen der neuen Einrichtungsmärkte nicht vorstellen können, glaubt Hubert Weiger. Seit Baubeginn habe der BN deutlich mehr Anrufe von besorgten Bürgern erhalten als bei anderen Projekten. Grünen-Stadtrat Harald Riedel, der ebenso wie seine Kollegen Günter Witzsch (SPD) und Herbert Schlicht (CSU) den BN-Protest unterstützte, bereitet der Anblick der neuen Einkaufswelt am Frankenschnellweg noch aus anderem Grund wenig Freude: Die Stadt Fürth, so befürchtet er, könnte damit ihre Position im Streit mit der DB um deren geplanten Schwenk der S-Bahn-Trasse durchs Knoblauchsland schwächen. Denn das, was sie der Bahn vorwerfe, lasse die Kommune hier nun selbst zu: die Zerstörung wertvollen Ackerlandes.
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