Neonazis flogen aus Fürther Gaststätte
25.7.2013, 09:00 UhrVon außen wirkt die Kneipe ein wenig schummrig. Im Biergarten sitzen Rentner und Familien, gemischtes Publikum. Eine junge Frau schlendert in das Lokal im Nordosten der Stadt, ihr Kopf verdeckt von einer dunklen Kapuze, die Augen von einer Sonnenbrille. Auch stadtbekannte Gesichter aus dem Umfeld der rechtsradikalen Bürgerinitiative Soziales Fürth sind zu sehen.
Inzwischen haben sich einige Gegendemonstranten vor der Gaststätte versammelt, unter anderem vom Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus und von der Antifaschistischen Linken Fürth. Irgendjemand hatte ihnen zugeraunt, dass sich in dem Lokal Neonazis treffen. Deswegen sind sie am vergangenen Freitagabend aufmarschiert, 80 an der Zahl, und haben sich direkt gegenüber vom Kneipeneingang postiert. Sie befürchten, dies könne der neue Szenetreff des rechtsextremen Spektrums werden.
Doch Elke Schönwald, Pressesprecherin der Polizei Mittelfranken, winkt ab. Von „regelmäßigen Treffen“ könne keine Rede sein, sagte sie auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Stattdessen berichtet sie: Die Szene kommt in „immer wieder wechselnden Lokalitäten“ zusammen.
Tatsächlich hatten die Neonazis in den vergangenen Jahren etwa in einem halben Dutzend Wirtschaften versucht, Fuß zu fassen — vergeblich. Immer wieder sorgten Proteste dafür, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Bis die Gastronomen unter Druck gerieten und den Rechtsradikalen zum Teil wieder die Tür wiesen. So war es auch vergangenen Freitag.
Der Wirtin selbst sei es zu viel geworden, sagt sie. Sie habe die Polizei verständigt und die Türen für die geplante Versammlung der Neonazis wieder geschlossen. Von der Gesinnung ihrer Gäste will sie nichts gewusst haben. „Ich verlange doch keinen Pass von meinen Kunden“, sagt die Gastronomin. Und fügt hinzu: „Außerdem haben die sich verhalten wie ganz normale Leute — keine Spur von Aggressivität.“
Die Linken haben die Aktion unterdessen als ihren Erfolg verbucht. „Heute haben wir gezeigt, dass wir auch kurzfristig eine Naziveranstaltung verhindern können“, sagte eine Gegendemonstrantin.
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